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Posse, Hans
Der römische Maler Andrea Sacchi: ein Beitrag zur Geschichte der klassizistischen Bewegung im Barock — Italienische Forschungen, Neue Folge, Band 1: Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.34605#0030
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ZUSAMMENHÄNGE M!T FRANCESCO ALBAN!

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der Vater seinen Heranwachsenden Sohn dem angesehenen Mitgliede der
Carraccischule Francesco Aibani aus Bologna, der gerade mit der Aus-
malung der Chorkapelle von S. Maria della Pace beschäftigt gewesen sein
muß (1614), in die Lehre gegeben. Um 1616 scheint Andrea seinem Lehrer
nach Bologna gefolgt zu sein'). Im Pontifikate Gregors XV. (1621—23) ist
er wieder in Rom, das er, soweit Nachrichten vorhanden sind, nur ein-
mal (um 1635) auf einige Zeit verlassen hat. Sacchi starb in Rom am
21. Juni 1661 ^).
Auf den engeren Zusammenhang mit seinem Lehrer Francesco Aibani
führen einige Kabinettbilder, die sich in den Sammlungen von Petersburg,
Dresden und Schleißheim finden^). Die Landschaft mit der ruhenden „Venus
und Amoretten" in der Eremitage (Tafel V), die von jeher Sacchis Namen
führt'), und der „Raub der Europa" in SchleißheirrD), weisen deutlich auf
einen Schüler Albanis hin, der zugleich unter dem Eindrücke der Land-
schaftsbilder des Domenichino steht. Aber dieser von Domenichino be-
einflußte Albanischüler tritt als künstlerische Persönlichkeit von ausge-
sprochener Eigenart auf. Von seinen Vorgängern unterscheidet ihn ein
frischeres Naturgefühl und eine originellere malerische Begabung. Bis in
die Behandlung der Einzelheiten, des Blattwerks, der Blumen, Gräser,
ist- — Ais Sacchis Geburtsort wird von Passeri und Pascoii Rom angegeben. Erst in
den Noten Bianconis zur ersten Ausgabe von Passeris Viten wird diese Angabe offenbar
mit gutem Grund durch den Hinweis verbessert, daß er in Nettuno geboren sei. Der
Herausgeber der Viten erwähnt auch ais eine Erstiingsarbeit Sacchis ein Aitarbiid in
einem kleinen Mönchskonvent zu Nettuno.
3 Obwohl die Biographen den folgenden Lebensabschnitt Sacchis (bis gegen 1623)
mit Stillschweigen übergehen, spricht doch alles dafür, daß er Aibani nach Bologna ge-
folgt ist. Schon das enge Freundschaftsverhältnis beider läßt ein langjähriges Zusammen-
sein vermuten. Dann aber hat Sacchi Jahre später selbst von jener Zeit gesprochen,
„allora che (a Bologna) militato aveva sotto 1' Aibani" (Malvasia 1, 380, Vita des Francesco
Brizio).
") Nach Passeri (326f) hatte er sich bei dem Versuch, ein altes Gichtleiden (Mal-
vasia H, 193) zu heilen, Tuberkulose zugezogen, an der er nach neun Monaten schweren
Leidens zugrunde ging.
3) Nach Passeris Schilderung (311) war auch in Albanis genrehafter Auffassung das
zugrundegegangene Fresko der heiligen Familie über dem Eingang des Asyls bei S. Chiara
alla Ciambella.
^) Nr. 210; Leinwand, 0,59:0.77, ehemals in der Galerie Lord Halifax, 1775 von James
Mason in der Sammlung Walpole 2U Houghton Hall gestochen.
5) Nr. 1179; Leinwand, 0,67:0,84. Aus der kurfürstlichen Galerie zu München stam-
mend. Früher als „Domenichino", jetzt als „Nachfolger Albanis". H. Voß hat an Mola ge-
dacht (Katalog der kgl. Gemäldegalerie zu Schleißheim 1914).
 
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