Die Jlliistrirte Welt.
24N
Er hat sich geübt in dem Gebrauche der Peitsche, da es
sein Beruf ist, das über die Ebene dahinsliegende scheue
Pferd in vollem Laufe einzufangen: über seinem Haupt
schwingt er sausend die verhängnihvolle Peitsche, und mit
der Schlinge, die um den Hals seines Opfers festsitzt,
stürmt er so lange weiter dahin, bis diesem Kraft und
Athem ausgeht, und das ermüdete Thier sich seiner Bot-
mäßigkeit unterwerfen muß.
Dieß sind mm die Jäger, die zur beabsichtigten Wolfs-
jagd aufgeboten werden, wenn man den Aufenthalt der
Wölfe sicher erkundet hat. Aus Nah und Fern kommen die
Czikose zusammen, ihre Geschicklichkeit auf gegenseitige Probe
zu setzen; um so mehr, als bei dieser Art zu jagen noch
ein anderer und wichtiger Faktor in Betracht zu ziehen ist.
Dieß ist die angeborene Scheu des Pferdes vor dem Wolfe,
die bei dieser Hetze zu bekämpfen bei Weitem die Haupt-
aufgabe ist. Aber unsere Naturreiter wissen Nath, denn
auch das ungesattelte, nur mangelhaft gezäumte Pferd wird
zum willenlosen Werkzeug unter den muskulösen Schenkeln
seines Reiters. Möge das Roß mit emporgesträubten Mäb-
nen, mit schnaubenden Nüstern und fliegendem Schweife
seinen Widerwillen kund geben, dem flüchtigen Wolfe zu
folgen — umsonst, die spitzen Sporen bohren sich in seine
Flanken, vorwärts muß es, dorthin, wohin es der kühne,
unerschrockene Reiter haben will.
So wird denn in weitem Kreise die Gelegenheit um
stellt, in der man den Wolf vermuthet; Treiber zu Fuß
zwingen das scheue Raubthier, den sichern Versteck zu ver-
lassen, es muß hinaus auf die Ebene, ihm wird, sobald es
den freien Plan betritt/von einigen Reitern der Rückweg
Wolfsjagd in Ungarn.
abgeschnilten, es währt nicht lange, so ist der Wolf von den
herabsprengenden Reitern umzingelt, die lange Schnur der
Peitsche schwirrt über den Häuptern ihrer Führer, und im
vollen Rennen geht es dem Wolfe nach, der im schnellsten
Laufe sich in Sicherheit zu bringen sucht. Doch umsonst,
die flinken Reiter sind auf seinen Fersen, die Rosse schnau-
ben, die Peitschen knallen, es gibt eine herrliche Hetze. Noch
immer hat der Wolf den Vorsprung, doch vergeblich, bald
ist er eingekrcist, die lange feste Schnur der Peitsche saust
pfeifend durch die Luft, und in demselben Momente hat die
Bleikugel den verhängnißvollen Knoten um den Hals des
Wolfes geschlungen, — die Peitsche in der starken Rechten,
treibt der Reiter sein Roß noch einen Galoppsprung vor-
wärts, und Meister Jsegrimm zappelt halb erdrosselt, am
Rücken dahingeschleift, mit den Läufen im Todeskampfe in
der Luft. Jubelnd wird sofort dein verhaßten Räuber als
wohlverdienter Lohn der Garaus gemacht. Sind zwei oder
noch mehr der Wölfe im Treiben, dann theilt sich die Gesell-
schaft in einzelne Partieen, und nur selten gelingt es einem
Wolfe, aus dieser gefährlichen Gesellschaft seinen Pelz zu retten-
Wie sehr gefürchtet, das. heißt mit Recht zu fürchten,
die furchtbare Waffe dieser Peitsche ist, lebt noch seit dem
Jnsurrektionskriege in Ungarn in den Jahren 1848 und
1849 bei Vielen in warmem Andenken, wo ein mit derlei
Peitschen bewaffnetes Chor, unter dem Namen CzikoShusa-
reu und der Anführung des berüchtigten Räubers Roszn
Sändor, der nun auf der Festung Kufstein eine lebens-
längliche Kerkerhaft verbüßt, in der österreichischen Armee
bedeutenden Schaden angerichtet hat.
24N
Er hat sich geübt in dem Gebrauche der Peitsche, da es
sein Beruf ist, das über die Ebene dahinsliegende scheue
Pferd in vollem Laufe einzufangen: über seinem Haupt
schwingt er sausend die verhängnihvolle Peitsche, und mit
der Schlinge, die um den Hals seines Opfers festsitzt,
stürmt er so lange weiter dahin, bis diesem Kraft und
Athem ausgeht, und das ermüdete Thier sich seiner Bot-
mäßigkeit unterwerfen muß.
Dieß sind mm die Jäger, die zur beabsichtigten Wolfs-
jagd aufgeboten werden, wenn man den Aufenthalt der
Wölfe sicher erkundet hat. Aus Nah und Fern kommen die
Czikose zusammen, ihre Geschicklichkeit auf gegenseitige Probe
zu setzen; um so mehr, als bei dieser Art zu jagen noch
ein anderer und wichtiger Faktor in Betracht zu ziehen ist.
Dieß ist die angeborene Scheu des Pferdes vor dem Wolfe,
die bei dieser Hetze zu bekämpfen bei Weitem die Haupt-
aufgabe ist. Aber unsere Naturreiter wissen Nath, denn
auch das ungesattelte, nur mangelhaft gezäumte Pferd wird
zum willenlosen Werkzeug unter den muskulösen Schenkeln
seines Reiters. Möge das Roß mit emporgesträubten Mäb-
nen, mit schnaubenden Nüstern und fliegendem Schweife
seinen Widerwillen kund geben, dem flüchtigen Wolfe zu
folgen — umsonst, die spitzen Sporen bohren sich in seine
Flanken, vorwärts muß es, dorthin, wohin es der kühne,
unerschrockene Reiter haben will.
So wird denn in weitem Kreise die Gelegenheit um
stellt, in der man den Wolf vermuthet; Treiber zu Fuß
zwingen das scheue Raubthier, den sichern Versteck zu ver-
lassen, es muß hinaus auf die Ebene, ihm wird, sobald es
den freien Plan betritt/von einigen Reitern der Rückweg
Wolfsjagd in Ungarn.
abgeschnilten, es währt nicht lange, so ist der Wolf von den
herabsprengenden Reitern umzingelt, die lange Schnur der
Peitsche schwirrt über den Häuptern ihrer Führer, und im
vollen Rennen geht es dem Wolfe nach, der im schnellsten
Laufe sich in Sicherheit zu bringen sucht. Doch umsonst,
die flinken Reiter sind auf seinen Fersen, die Rosse schnau-
ben, die Peitschen knallen, es gibt eine herrliche Hetze. Noch
immer hat der Wolf den Vorsprung, doch vergeblich, bald
ist er eingekrcist, die lange feste Schnur der Peitsche saust
pfeifend durch die Luft, und in demselben Momente hat die
Bleikugel den verhängnißvollen Knoten um den Hals des
Wolfes geschlungen, — die Peitsche in der starken Rechten,
treibt der Reiter sein Roß noch einen Galoppsprung vor-
wärts, und Meister Jsegrimm zappelt halb erdrosselt, am
Rücken dahingeschleift, mit den Läufen im Todeskampfe in
der Luft. Jubelnd wird sofort dein verhaßten Räuber als
wohlverdienter Lohn der Garaus gemacht. Sind zwei oder
noch mehr der Wölfe im Treiben, dann theilt sich die Gesell-
schaft in einzelne Partieen, und nur selten gelingt es einem
Wolfe, aus dieser gefährlichen Gesellschaft seinen Pelz zu retten-
Wie sehr gefürchtet, das. heißt mit Recht zu fürchten,
die furchtbare Waffe dieser Peitsche ist, lebt noch seit dem
Jnsurrektionskriege in Ungarn in den Jahren 1848 und
1849 bei Vielen in warmem Andenken, wo ein mit derlei
Peitschen bewaffnetes Chor, unter dem Namen CzikoShusa-
reu und der Anführung des berüchtigten Räubers Roszn
Sändor, der nun auf der Festung Kufstein eine lebens-
längliche Kerkerhaft verbüßt, in der österreichischen Armee
bedeutenden Schaden angerichtet hat.