206
Sie bogen auf denselben Weg ein, den sie vorhin ge-
kommen waren, erreichten nach zehn Minuten einen andern,
der rechtwinklig von demselben gegen die Grenze einbog,
und trabten ihn hinunter.
„Ich wundere mich, daß man keine Patrouillen hier
heraus geworfen hat," sprach Graf Hancke, sich umschauend.
„Man will so schnell wie möglich über die Grenze
kommen," versetzte Marta mißmuthig über diesen halben
Tadel.
Auch des Grafen bemächtigte sich mehr und mehr die
üble Stimmung, die Marta beherrschte, denn ihn schlug
das Gewissen. Was er that, konnte er vor sich und seiner
Pflicht schwer verantworten. Die Warnung Looz's fiel
ihm ein: „Hüte Dich! Du machst Dich zum Sklaven eines
Weibes! — Hatte er nicht Recht?" —
Von der Glut des Liebhabers war in Folge dessen
augenblicklich wenig zu merken, die Vorwürfe dämpften die-
selbe, sonst wäre wohl selbst der Ernst des Augenblickes
nicht hinreichend gewesen, seiner Zärtlichkeit so völlig
Schweigen zu gebieten.
Sie erreichten die Grenze. Im weißgrauen Duft hingen
die Zweige schwer herab und bildeten eine undurchdringliche
Wand für das Auge; an derselben entlang reitend trafen
sie wieder auf die Truppen, welche schnell und in guter
Ordnung vorwärts zogen, an den beiden Doppeladlern
vorüber, gleichsam als übe der Geist des Führers bereits
einen Einfluß auf die unausgebildeten Mannschaften.
Kein Schuß fiel, keine Patrouille ließ sich sehen.
Als die Letzten unangefochten hinüber waren, schlug
Marta ein Kreuz und bewegte die Lippen.
„Laß uns heimkehren," sprach sie in sich gekehrt und
wandte ihr Pferd.
In lebhafter Gangart sprengten sie dem Edelhofe zu.
Draußen vor der Pforte stiegen sie ab, Piotr öffnete leise
ein äußeres Thor, durch welches man ungesehen den Hof
und das Haus erreichte.
Alles schlief noch drinnen, es war erst sieben Uhr, als
sie den langen Korridor entlang schritten. An ihrer Thür
blieb Marta stehen und schaute zu ihrem Begleiter auf.
Er war so schweigsam, ganz gegen seine sonstige Art;
vielleicht beunruhigte sie das. Vielleicht auch siel es ihr
ein, daß sie demselben einen Dank schuldig sei. Ein flüch-
tiges Lächeln glitt über ihre Züge, und sie ergriff seine
Hand. Sie hielt dieselbe fest, richtete sich auf die Fußspitzen
und küßte ihn auf beide Wangen.
„Du hast ein gutes Werk gethan," sprach sie, „ich
danke Dir."
Erst als ihre Lippen ihn berührten, wachte Graf Hancke
auf; er schlang seinen Arn: um sie und küßte sie wieder.
Behende machte sie sich frei, nickte ihm zu und ver-
schwand in ihrem Zimmer.
Langsam ging Jener den Korridor vollends hinab, legse
sich zu Bett und versuchte den versäumten Schlaf nachzu-
holen.
Achtnndzwanzigstes Kapitel.
Auf Wicelowiec war es heute abermals lebendig, Boten
und Wagen kamen und gingen. Das Alles hing mit den
Jntriguen in Krakau zusammen; der Kampf und das Ueber-
gewicht zwischen den Parteien wogte dort heftiger wie je.
Gleich nach dem Frühstück fuhr ein leichtes, offenes
Fuhrwerk vor.- Mit Ingrimm sah Graf Xaver den ver-
haßten Nebenbuhler — heute wieder in Uniform — in Be-
gleitung eines andern Herrn aussteigen, der den Bewoh-
nern von Wicelowiec und ihm selbst als Graf Adam Gra-
bowski vorgestellt wurde.
Es war dieß ein Herr mit einem vornehmen, sichern
Wesen, ähnlich dem seines Freundes Garczinski, nur be-
nahm er sich zurückhaltender, diplomatischer als dieser und
wandte sich mehr an die Männer als an die Frauen.
Viele nannten ihn einen verwegenen Glücksritter. Arm,
vornehm und ehrgeizig, war er darauf angewiesen, entweder
zu arbeiten oder zu wagen, um eine Stellung seinem Range
gemäß in der Welt zu erringen. Er stammte aus dem
Großherzogthum, war nicht nur preußischer Unterthan, son-
dern sogar königlicher Kammerherr und war mit dem Fürsten
Lubomirski verschwägert. Das hinderte aber seine Gläu-
biger nicht, ihm das Leben unerträglich zu machen, und hielt
ihn selbst nicht ab, nach Warschau zu eilen, um dort zu suchen,
innerhalb der revolutionären Organisation Verwendung zu
finden. Er stand, gleich Garczinski, mit den in mystisches
Dunkel gehüllten obersten Gewalten in nahem Verkehr, doch
hinderte ihn sein vornehmer Name, Carrisre zu machen.
In Krakau, wo die meisten jetzt sich schaarten, war eher
etwas zu erreichen, darum kam er hieher, mit einem Revo-
lutionspasse versehen wie sein Freund, aber nicht durch die
feindlichen Truppen, sondern bequemer mit der Eisenbahn.
Während der neue Gast sich mit den Anwesenden be-
kannt machte, wußte sein Landsmann Diesem und Jenem
so viel, als er für gut hielt, über denselben mitzutheilen;
dann ließ er ihm das Feld frei und näherte sich Marta,
deren dunkle, tiefliegende Augen eine jede seiner Mienen
aufmerksam verfolgte::.
Mit einer für einen so -vorsichtigen Herrn wie Graf
Xaver geradezu unnatürlichen Regung von Zorn sah dieser
die Beiden kurz darauf sich entfernen und der Brennerei
zuschreiten. Wäre er nicht so außerordentlich wohlerzogen
gewesen, er würde ihnen sicherlich gefolgt sein dieses Mal.
Noch macht aber erfinderisch, und so fand er einen Aus-
weg: er näherte sich dem Major Hauser und bat diesen
Illustrirte Welt.
Ehrenmann, doch ein Auge auf den Herrn zu haben, worauf
derselbe mit Eifer alsbald einging.
Umsonst — er kehrte nach wenigen Minuten schon Wee-
der zurück und erklärte, in der Orangerie könnte Garczinski
nicht sein, denn dieselbe wäre verschlossen. Graf Xaver
wechselte in Folge dessen die Farbe, dankte flüchtig und saß
dann in der Ecke, mißmuthig die vollen Lippen benagend
und seine wohlgepflegten Hände betrachtend.^ Er bemerkte
nicht, wie ernst und aufmerksam inzwischen Frau von Bor-
dowska ihn einige Male beobachtete und wie sie nach einer
Weile Piotr mit einem Auftrage hinausschicktc.
Kurz darauf kam Graf Raphael angefahreu. Er trug
ein ganzes Paket von Zeitungen und Akten unter dem
Arm, dann kamen der Probst, Oberst Jordan und etliche
Herren aus der Umgegend.
Wein und Gerichte wurden aufgetragen, in der Hellen
Wintersonue funkelten Karaffen und schweres Silberzeug,
und die martialischen Gestalten, welche sich um die Tafel
bewegten, griffen wacker zu.
Hernach verschwanden die Damen, die Thüreu wurden
verriegelt und die Berathung nahm ihren Anfang.
Major Edler empfand bei dem schönen Wetter aus-
nahmsweise das Bedürfniß, sich dem Dienste zu widmen.
Er ließ in Folge dessen satteln und ersuchte seinen Adju-
tanten, ihn zu begleiten. Man wollte die Kantonnements
und den Patrouillengang inspiziren.
Major Edler war heute im warmen Sonnenschein aus-
nehmend guter Laune; er verflieg sich sogar zu einem be-
quemen Galopp. Anstatt von dienstlichen Angelegenheiten
sprach er über die Damen des Hauses, und manche kleine,
scherzhafte Stichelei ließ er dabei einfließen, die zu hören
seinem Adjutanten nicht gerade angenehm war.
Sie nahmen den Weg nach Grawolin. Dort würde
man an: ersten Jemanden finden, meinte er mit einen:
schlauen Blinzeln, denn er wußte recht wohl, daß die Ge-
schichte mit dem Brückenschläge eitel Wind war, aber wie
konnte er der schönen Fürstin eine so unbedeutende Bitte
abschlagen, ihr einen Strich durch die Rechnung machen?
Sie näherten sich der Grenze.
Mit Erstaunen sahen sie, einen flachen Hügel hinan-
galoppirend, die halbe Schwadron unter dem Rittmeister
von Brandenstein hinter demselben aufmarschirt stehen.
„Was bedeutet das, — was thun Sie hier?" rief der
Major Jenem schon von Weitem zu.
Der Rittmeister sprengte heran und salutirte mit dem
Pallasch.
„Melde ganz gehorsamst, daß jenseits der Grenze ge-
fochten wird," versetzte er mürrisch.
„Ah!... gefochten? — sapperment!" machte der Major
und sah beinahe betroffen drein.
„Vor einer Weile vernahmen die Patrouillen deutlich
Kanonendonner."
„Kanonendonner?!"
„Zu befehlen!"
„Haben Sie gehört, Graf Hancke? — Kanonendonner!"
„Zu befehlen!" sprach dieser ernst und dachte dabei an
Marta und an die Leute, welche er heute früh bei Tages-
grauen die Grenze überschreiten sah. — Diese bestanden
also jetzt bereits die ernste Feuerprobe — ihre List war
vergeblich gewesen.
In demselben Augenblicke nahte von Norden her eine
Patrouille in beschleunigtem Tempo. Korporal Tarcza
sprengte derselben voraus, auf den Kommandeur zu und
salutirte.
„Nun, was bringen Sie ?" rief der Major mit Leb-
haftigkeit.
„Halten zu Gnaden, Herr Oberstwachtmeister," versetzte
dieser, sein Pferd kurz parirend, „habe gesprochen die Ko-
saken, ist hitziges Gefecht drüben, etwa eine Meile von hier.
Haben auch gefangen ein lediges Pferd von Insurgenten."
„Ahsieh' da!"
In demselben Moment ließ sich jenes eigentümliche
Summen vernehmen, welches das Ohr nie wieder vergißt,
welches es einmal hörte. In ungleichmäßigen Zwischenpausen
dröhnte dumpf der Kanonendonner herüber.
Aller Köpfe wandten sich nach der Richtung des Schalles.
„Das scheint Ernst zu werden," sprach der Major, nach
einer Weile zuerst das Wort nehmend. „Es fragt sich
nur, ob das Gefecht sich nähert oder entfernt."
„Es kommt näher," rapportirte der Korporal.
„Dann bleiben Sie hier halten, Rittmeister von Bran-
denstein, — aber ich bitte nut der größten Rücksicht zu ver-
fahren gegen etwaige abgedräugte Insurgenten. Vor Allen:
keinen Schuß, — hören Sie — keinen Schuß, die größte
Menschlichkeit gegen die armen Teufel. Ich befehle bas
ausdrücklich."
„Kommen Sie, Graf Hancke! . . . Sie bleiben bei mir
mit Ihren Leuten, Korporal Tarcza!"
Damit trabte der Major der Grenze zu.
Graf Hancke ritt hinter ihm drein. — Er dachte an die
Geliebte. Wie würde sie leiden und es ihn entgelten lassen,
wenn die Ihren eine Niederlage erlitten! Sie sanden dort
an der Grenze nur eine einzelne Kosakenpatrouille , unter
den dichten Bäumen war cs grabesstill sonst; selbst an den
Wegen war nichts zu hören, so sehr sie auch lauschten.
Nach einer kleinen Viertelstunde erklärte der Major, die
Sache sei zu Ende, die Insurgenten seien glücklich durch-
gekommen, und wandte sich heimwärts, froh, daß er etwas
zu erzählen hatte, und noch dazu eine gute Nachricht.
Im Vorüberreiten besah er den gefangenen Gaul, ein
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edles Thier, mit blutbefleckter Schabracke. Der Pu
desselben war wahrscheinlich getödtet oder schwer verwund:
worden.
Als man den Hof erreichte, sah man bereits die bloi^.
verstörten Gesichter. — Solche Hiobsposten fliegen 2
die Luft mit der Geschwrndrgkeit des elektrischen Funke»
Die Russen, welche sich durch die Vorbereitungen g,-
Nove-Brzcsko durchaus uicht hatten täuschen lassen 2
führten hier das Manöver, was sie auch später fast i2
auwandten; sic zogeu die Truppen von der Grenze nM
ließen die Insurgenten herüber, schoben dann aber d«!
Riegel hrnter ihnen zu und brachten sie zwischen zwei Feuer
Da sie außerdem alle Vortheile einer disziplinirten Truvve
über ungeübte, schlecht bewaffnete Haufen hatten, so2ick
der Ausgang des Zusammenstoßes kaum zweifelhaft sei,.
Die Insurgenten waren über eine Meile weit m du
Richtung auf Miecho vorgedrungeu, ohne auch nur eim
feindliche Patrouille zu sehen. Nach einen: kurzen HM
waren sie wieder augetreten. Sie hatten die große Stuck
in nordöstlicher Richtung verlassen und waren in den Wald
eingebogeu. Dort erhielten sie plötzlich Kanonenfeuer vm
einer Anhöhe auS und sahen sich gleich darauf von Kosak«:
umschwärmt.
Die Spitze kam in Unordnung zurück, dicht auf Am
welche mit ihren langen Piken Alle unbarmherzig uied»-
stachen, die sie erreichten.
Gleich darauf fielen Schüsse in der rechten Flanke-
mitten in den: unübersichtlichen Terrain wurde man ange-
griffen. Ein Theil der unausgebildeten Mannschaften er-
griff schon hier die Flucht, nur mit Mühe und indem er
sich persönlich dem heftigsten Feuer aussetzte, gelang es dem
Führer Nullo, eine Schützenlinie aus den Karabinier! zu
formiren, hinter der die Sensenmänner sich in einen
Schlachthausen schaarten.
Das Gefecht kam so zum Stehen; man glaubte schon
dem Feinde mit Erfolg die Stirn bieten zu können. Da
sielen plötzlich Schüsse auch im Rücken, im Dickicht zeigten
sich die grauen russischen Mäntel. — Ein Augenblick noch
und die zusammeugeballten Insurgenten stoben in blinder
Hast auseinander und liefen nach allen Richtungen davon,
in der Flucht ihr Heil suchend, verfolqt von den Piken-der
Kosaken.
Vergebens befahl und schnob der Italiener, umsonst
stach er nut eigener Hand Etliche nieder — er und wenige
Brave kämpften allein zuletzt noch und zahlten mit ihrem
Leben.
Das waren die Nachrichten, welche in Wicelowiec ein-
gelaufen waren, während die beiden Herren spazieremittem.
Mau kann sich denken, in welche Aufregung dieselben gk-
riethen. Das Jnsurgentenpferd wurde umringt, und:
Thränen umhalst, die Ulanen wurden bestürmt mit Bitte«,
ihren unglücklichen Landsleuten zu Hülfe zu eilen, wodurch
der vortreffliche Major in eine außerordentlich peinliche Ver-
legenheit gerietst.
Marta eilte auf den Grafen zu und flüsterte ihm blaß
von Thränen überströmt und mit gerungenen Händen etwas
in's Ohr. Er nickte mit dem Kopfe, erwiederte etwas mb
verließ nach kurzer Rücksprache mit dem Major den Hof.
Er jagte noch einmal zur Grenze; er kam gerade zu-
recht, um die Flüchtenden zu sehen, die zurückströmteii.
Ohne Waffen und Gepäck, einzeln und in kleinen Gruppm,
noch ganz bleich vor Schrecken langten dieselben an, froh,
in Sicherheit zu sein und einem Jeden, der es hören wollte,
die furchtbarsten Geschichten erzählend.
Viele waren gefallen auf der Flucht, die Meisten ver-
sprengt worden — nur die linke Flügelkolonne war dem
Untergange entronnen.
Einer der Letzten, auf blutbeflecktem Roß kam, von
Wunden bedeckt, ein blasser, jugendlicher Reiter, daher m
einem rothen Garibaldihemde.
Graf Hancke erkannte in demselben jenen Landsmann
und Adjutanten Nullo's. Theilnehmend näherte er sich ihm
und reichte ihm einen Schluck aus seiner Feldflasche.
Derselbe dankte mit matter Stimme und erzählte ihm
nut Thränen in den Augen das tragische Ende seines Kom-
mandeurs. In letzter Verzweiflung, unfähig, d:e allge-
meine Flucht zu dämmen, hatte er den Wenigen, wetz:
noch Stand hielten, zugerufen: „Laßt die Hunde laufen.--
sterben wir wie Männer!"
Und so war er gestorben. .
Der Graf wollte den Erschöpften nach Wicelowiec tz
leiten, aber dieser winkte abwehrend mit der Hand-
„Nicht dorthin," versetzte er mit einer Miene unfagllche
Abscheues. „Ich will nach Krakau. . . diesen unstug
Boden verlassen! . . . O, könnte ich doch zum wenigsten
Asche des Tapferen mit nach Hause nehmen!" .
Er begann zu weinen wie ein Kind. ..
Graf Hancke sandte seine Ordonnanz nach Grawo -
um einen Wagen zu holen, denn der junge Mann -
vor Blutverlust und Erregung einer Ohnmacht nahe- -
er ihn in demselben untergebracht hatte, nahm er ckof tz
und ritt bedrückten Herzens nach HauS.
Wie sollte er Marta das beibringen? — 8wclkch,
Blüte Polens war es uicht gewesen, die heute unter g-
diese späteren Banden bestanden größtentheils aus zusawn
gelaufenem oder gepreßtem Gesindel, und es war emyo)^-
daß man sie nicht einmal zum wenigsten oberflächlich «-
her ausbildete, auch machte sich immer mehr der Ma tz
an tüchtigen Offizieren bemerkbar. Von einer Handha"":
der Waffen und Ausführung militärischer Evolution-
Sie bogen auf denselben Weg ein, den sie vorhin ge-
kommen waren, erreichten nach zehn Minuten einen andern,
der rechtwinklig von demselben gegen die Grenze einbog,
und trabten ihn hinunter.
„Ich wundere mich, daß man keine Patrouillen hier
heraus geworfen hat," sprach Graf Hancke, sich umschauend.
„Man will so schnell wie möglich über die Grenze
kommen," versetzte Marta mißmuthig über diesen halben
Tadel.
Auch des Grafen bemächtigte sich mehr und mehr die
üble Stimmung, die Marta beherrschte, denn ihn schlug
das Gewissen. Was er that, konnte er vor sich und seiner
Pflicht schwer verantworten. Die Warnung Looz's fiel
ihm ein: „Hüte Dich! Du machst Dich zum Sklaven eines
Weibes! — Hatte er nicht Recht?" —
Von der Glut des Liebhabers war in Folge dessen
augenblicklich wenig zu merken, die Vorwürfe dämpften die-
selbe, sonst wäre wohl selbst der Ernst des Augenblickes
nicht hinreichend gewesen, seiner Zärtlichkeit so völlig
Schweigen zu gebieten.
Sie erreichten die Grenze. Im weißgrauen Duft hingen
die Zweige schwer herab und bildeten eine undurchdringliche
Wand für das Auge; an derselben entlang reitend trafen
sie wieder auf die Truppen, welche schnell und in guter
Ordnung vorwärts zogen, an den beiden Doppeladlern
vorüber, gleichsam als übe der Geist des Führers bereits
einen Einfluß auf die unausgebildeten Mannschaften.
Kein Schuß fiel, keine Patrouille ließ sich sehen.
Als die Letzten unangefochten hinüber waren, schlug
Marta ein Kreuz und bewegte die Lippen.
„Laß uns heimkehren," sprach sie in sich gekehrt und
wandte ihr Pferd.
In lebhafter Gangart sprengten sie dem Edelhofe zu.
Draußen vor der Pforte stiegen sie ab, Piotr öffnete leise
ein äußeres Thor, durch welches man ungesehen den Hof
und das Haus erreichte.
Alles schlief noch drinnen, es war erst sieben Uhr, als
sie den langen Korridor entlang schritten. An ihrer Thür
blieb Marta stehen und schaute zu ihrem Begleiter auf.
Er war so schweigsam, ganz gegen seine sonstige Art;
vielleicht beunruhigte sie das. Vielleicht auch siel es ihr
ein, daß sie demselben einen Dank schuldig sei. Ein flüch-
tiges Lächeln glitt über ihre Züge, und sie ergriff seine
Hand. Sie hielt dieselbe fest, richtete sich auf die Fußspitzen
und küßte ihn auf beide Wangen.
„Du hast ein gutes Werk gethan," sprach sie, „ich
danke Dir."
Erst als ihre Lippen ihn berührten, wachte Graf Hancke
auf; er schlang seinen Arn: um sie und küßte sie wieder.
Behende machte sie sich frei, nickte ihm zu und ver-
schwand in ihrem Zimmer.
Langsam ging Jener den Korridor vollends hinab, legse
sich zu Bett und versuchte den versäumten Schlaf nachzu-
holen.
Achtnndzwanzigstes Kapitel.
Auf Wicelowiec war es heute abermals lebendig, Boten
und Wagen kamen und gingen. Das Alles hing mit den
Jntriguen in Krakau zusammen; der Kampf und das Ueber-
gewicht zwischen den Parteien wogte dort heftiger wie je.
Gleich nach dem Frühstück fuhr ein leichtes, offenes
Fuhrwerk vor.- Mit Ingrimm sah Graf Xaver den ver-
haßten Nebenbuhler — heute wieder in Uniform — in Be-
gleitung eines andern Herrn aussteigen, der den Bewoh-
nern von Wicelowiec und ihm selbst als Graf Adam Gra-
bowski vorgestellt wurde.
Es war dieß ein Herr mit einem vornehmen, sichern
Wesen, ähnlich dem seines Freundes Garczinski, nur be-
nahm er sich zurückhaltender, diplomatischer als dieser und
wandte sich mehr an die Männer als an die Frauen.
Viele nannten ihn einen verwegenen Glücksritter. Arm,
vornehm und ehrgeizig, war er darauf angewiesen, entweder
zu arbeiten oder zu wagen, um eine Stellung seinem Range
gemäß in der Welt zu erringen. Er stammte aus dem
Großherzogthum, war nicht nur preußischer Unterthan, son-
dern sogar königlicher Kammerherr und war mit dem Fürsten
Lubomirski verschwägert. Das hinderte aber seine Gläu-
biger nicht, ihm das Leben unerträglich zu machen, und hielt
ihn selbst nicht ab, nach Warschau zu eilen, um dort zu suchen,
innerhalb der revolutionären Organisation Verwendung zu
finden. Er stand, gleich Garczinski, mit den in mystisches
Dunkel gehüllten obersten Gewalten in nahem Verkehr, doch
hinderte ihn sein vornehmer Name, Carrisre zu machen.
In Krakau, wo die meisten jetzt sich schaarten, war eher
etwas zu erreichen, darum kam er hieher, mit einem Revo-
lutionspasse versehen wie sein Freund, aber nicht durch die
feindlichen Truppen, sondern bequemer mit der Eisenbahn.
Während der neue Gast sich mit den Anwesenden be-
kannt machte, wußte sein Landsmann Diesem und Jenem
so viel, als er für gut hielt, über denselben mitzutheilen;
dann ließ er ihm das Feld frei und näherte sich Marta,
deren dunkle, tiefliegende Augen eine jede seiner Mienen
aufmerksam verfolgte::.
Mit einer für einen so -vorsichtigen Herrn wie Graf
Xaver geradezu unnatürlichen Regung von Zorn sah dieser
die Beiden kurz darauf sich entfernen und der Brennerei
zuschreiten. Wäre er nicht so außerordentlich wohlerzogen
gewesen, er würde ihnen sicherlich gefolgt sein dieses Mal.
Noch macht aber erfinderisch, und so fand er einen Aus-
weg: er näherte sich dem Major Hauser und bat diesen
Illustrirte Welt.
Ehrenmann, doch ein Auge auf den Herrn zu haben, worauf
derselbe mit Eifer alsbald einging.
Umsonst — er kehrte nach wenigen Minuten schon Wee-
der zurück und erklärte, in der Orangerie könnte Garczinski
nicht sein, denn dieselbe wäre verschlossen. Graf Xaver
wechselte in Folge dessen die Farbe, dankte flüchtig und saß
dann in der Ecke, mißmuthig die vollen Lippen benagend
und seine wohlgepflegten Hände betrachtend.^ Er bemerkte
nicht, wie ernst und aufmerksam inzwischen Frau von Bor-
dowska ihn einige Male beobachtete und wie sie nach einer
Weile Piotr mit einem Auftrage hinausschicktc.
Kurz darauf kam Graf Raphael angefahreu. Er trug
ein ganzes Paket von Zeitungen und Akten unter dem
Arm, dann kamen der Probst, Oberst Jordan und etliche
Herren aus der Umgegend.
Wein und Gerichte wurden aufgetragen, in der Hellen
Wintersonue funkelten Karaffen und schweres Silberzeug,
und die martialischen Gestalten, welche sich um die Tafel
bewegten, griffen wacker zu.
Hernach verschwanden die Damen, die Thüreu wurden
verriegelt und die Berathung nahm ihren Anfang.
Major Edler empfand bei dem schönen Wetter aus-
nahmsweise das Bedürfniß, sich dem Dienste zu widmen.
Er ließ in Folge dessen satteln und ersuchte seinen Adju-
tanten, ihn zu begleiten. Man wollte die Kantonnements
und den Patrouillengang inspiziren.
Major Edler war heute im warmen Sonnenschein aus-
nehmend guter Laune; er verflieg sich sogar zu einem be-
quemen Galopp. Anstatt von dienstlichen Angelegenheiten
sprach er über die Damen des Hauses, und manche kleine,
scherzhafte Stichelei ließ er dabei einfließen, die zu hören
seinem Adjutanten nicht gerade angenehm war.
Sie nahmen den Weg nach Grawolin. Dort würde
man an: ersten Jemanden finden, meinte er mit einen:
schlauen Blinzeln, denn er wußte recht wohl, daß die Ge-
schichte mit dem Brückenschläge eitel Wind war, aber wie
konnte er der schönen Fürstin eine so unbedeutende Bitte
abschlagen, ihr einen Strich durch die Rechnung machen?
Sie näherten sich der Grenze.
Mit Erstaunen sahen sie, einen flachen Hügel hinan-
galoppirend, die halbe Schwadron unter dem Rittmeister
von Brandenstein hinter demselben aufmarschirt stehen.
„Was bedeutet das, — was thun Sie hier?" rief der
Major Jenem schon von Weitem zu.
Der Rittmeister sprengte heran und salutirte mit dem
Pallasch.
„Melde ganz gehorsamst, daß jenseits der Grenze ge-
fochten wird," versetzte er mürrisch.
„Ah!... gefochten? — sapperment!" machte der Major
und sah beinahe betroffen drein.
„Vor einer Weile vernahmen die Patrouillen deutlich
Kanonendonner."
„Kanonendonner?!"
„Zu befehlen!"
„Haben Sie gehört, Graf Hancke? — Kanonendonner!"
„Zu befehlen!" sprach dieser ernst und dachte dabei an
Marta und an die Leute, welche er heute früh bei Tages-
grauen die Grenze überschreiten sah. — Diese bestanden
also jetzt bereits die ernste Feuerprobe — ihre List war
vergeblich gewesen.
In demselben Augenblicke nahte von Norden her eine
Patrouille in beschleunigtem Tempo. Korporal Tarcza
sprengte derselben voraus, auf den Kommandeur zu und
salutirte.
„Nun, was bringen Sie ?" rief der Major mit Leb-
haftigkeit.
„Halten zu Gnaden, Herr Oberstwachtmeister," versetzte
dieser, sein Pferd kurz parirend, „habe gesprochen die Ko-
saken, ist hitziges Gefecht drüben, etwa eine Meile von hier.
Haben auch gefangen ein lediges Pferd von Insurgenten."
„Ahsieh' da!"
In demselben Moment ließ sich jenes eigentümliche
Summen vernehmen, welches das Ohr nie wieder vergißt,
welches es einmal hörte. In ungleichmäßigen Zwischenpausen
dröhnte dumpf der Kanonendonner herüber.
Aller Köpfe wandten sich nach der Richtung des Schalles.
„Das scheint Ernst zu werden," sprach der Major, nach
einer Weile zuerst das Wort nehmend. „Es fragt sich
nur, ob das Gefecht sich nähert oder entfernt."
„Es kommt näher," rapportirte der Korporal.
„Dann bleiben Sie hier halten, Rittmeister von Bran-
denstein, — aber ich bitte nut der größten Rücksicht zu ver-
fahren gegen etwaige abgedräugte Insurgenten. Vor Allen:
keinen Schuß, — hören Sie — keinen Schuß, die größte
Menschlichkeit gegen die armen Teufel. Ich befehle bas
ausdrücklich."
„Kommen Sie, Graf Hancke! . . . Sie bleiben bei mir
mit Ihren Leuten, Korporal Tarcza!"
Damit trabte der Major der Grenze zu.
Graf Hancke ritt hinter ihm drein. — Er dachte an die
Geliebte. Wie würde sie leiden und es ihn entgelten lassen,
wenn die Ihren eine Niederlage erlitten! Sie sanden dort
an der Grenze nur eine einzelne Kosakenpatrouille , unter
den dichten Bäumen war cs grabesstill sonst; selbst an den
Wegen war nichts zu hören, so sehr sie auch lauschten.
Nach einer kleinen Viertelstunde erklärte der Major, die
Sache sei zu Ende, die Insurgenten seien glücklich durch-
gekommen, und wandte sich heimwärts, froh, daß er etwas
zu erzählen hatte, und noch dazu eine gute Nachricht.
Im Vorüberreiten besah er den gefangenen Gaul, ein
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Als man den Hof erreichte, sah man bereits die bloi^.
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die Luft mit der Geschwrndrgkeit des elektrischen Funke»
Die Russen, welche sich durch die Vorbereitungen g,-
Nove-Brzcsko durchaus uicht hatten täuschen lassen 2
führten hier das Manöver, was sie auch später fast i2
auwandten; sic zogeu die Truppen von der Grenze nM
ließen die Insurgenten herüber, schoben dann aber d«!
Riegel hrnter ihnen zu und brachten sie zwischen zwei Feuer
Da sie außerdem alle Vortheile einer disziplinirten Truvve
über ungeübte, schlecht bewaffnete Haufen hatten, so2ick
der Ausgang des Zusammenstoßes kaum zweifelhaft sei,.
Die Insurgenten waren über eine Meile weit m du
Richtung auf Miecho vorgedrungeu, ohne auch nur eim
feindliche Patrouille zu sehen. Nach einen: kurzen HM
waren sie wieder augetreten. Sie hatten die große Stuck
in nordöstlicher Richtung verlassen und waren in den Wald
eingebogeu. Dort erhielten sie plötzlich Kanonenfeuer vm
einer Anhöhe auS und sahen sich gleich darauf von Kosak«:
umschwärmt.
Die Spitze kam in Unordnung zurück, dicht auf Am
welche mit ihren langen Piken Alle unbarmherzig uied»-
stachen, die sie erreichten.
Gleich darauf fielen Schüsse in der rechten Flanke-
mitten in den: unübersichtlichen Terrain wurde man ange-
griffen. Ein Theil der unausgebildeten Mannschaften er-
griff schon hier die Flucht, nur mit Mühe und indem er
sich persönlich dem heftigsten Feuer aussetzte, gelang es dem
Führer Nullo, eine Schützenlinie aus den Karabinier! zu
formiren, hinter der die Sensenmänner sich in einen
Schlachthausen schaarten.
Das Gefecht kam so zum Stehen; man glaubte schon
dem Feinde mit Erfolg die Stirn bieten zu können. Da
sielen plötzlich Schüsse auch im Rücken, im Dickicht zeigten
sich die grauen russischen Mäntel. — Ein Augenblick noch
und die zusammeugeballten Insurgenten stoben in blinder
Hast auseinander und liefen nach allen Richtungen davon,
in der Flucht ihr Heil suchend, verfolqt von den Piken-der
Kosaken.
Vergebens befahl und schnob der Italiener, umsonst
stach er nut eigener Hand Etliche nieder — er und wenige
Brave kämpften allein zuletzt noch und zahlten mit ihrem
Leben.
Das waren die Nachrichten, welche in Wicelowiec ein-
gelaufen waren, während die beiden Herren spazieremittem.
Mau kann sich denken, in welche Aufregung dieselben gk-
riethen. Das Jnsurgentenpferd wurde umringt, und:
Thränen umhalst, die Ulanen wurden bestürmt mit Bitte«,
ihren unglücklichen Landsleuten zu Hülfe zu eilen, wodurch
der vortreffliche Major in eine außerordentlich peinliche Ver-
legenheit gerietst.
Marta eilte auf den Grafen zu und flüsterte ihm blaß
von Thränen überströmt und mit gerungenen Händen etwas
in's Ohr. Er nickte mit dem Kopfe, erwiederte etwas mb
verließ nach kurzer Rücksprache mit dem Major den Hof.
Er jagte noch einmal zur Grenze; er kam gerade zu-
recht, um die Flüchtenden zu sehen, die zurückströmteii.
Ohne Waffen und Gepäck, einzeln und in kleinen Gruppm,
noch ganz bleich vor Schrecken langten dieselben an, froh,
in Sicherheit zu sein und einem Jeden, der es hören wollte,
die furchtbarsten Geschichten erzählend.
Viele waren gefallen auf der Flucht, die Meisten ver-
sprengt worden — nur die linke Flügelkolonne war dem
Untergange entronnen.
Einer der Letzten, auf blutbeflecktem Roß kam, von
Wunden bedeckt, ein blasser, jugendlicher Reiter, daher m
einem rothen Garibaldihemde.
Graf Hancke erkannte in demselben jenen Landsmann
und Adjutanten Nullo's. Theilnehmend näherte er sich ihm
und reichte ihm einen Schluck aus seiner Feldflasche.
Derselbe dankte mit matter Stimme und erzählte ihm
nut Thränen in den Augen das tragische Ende seines Kom-
mandeurs. In letzter Verzweiflung, unfähig, d:e allge-
meine Flucht zu dämmen, hatte er den Wenigen, wetz:
noch Stand hielten, zugerufen: „Laßt die Hunde laufen.--
sterben wir wie Männer!"
Und so war er gestorben. .
Der Graf wollte den Erschöpften nach Wicelowiec tz
leiten, aber dieser winkte abwehrend mit der Hand-
„Nicht dorthin," versetzte er mit einer Miene unfagllche
Abscheues. „Ich will nach Krakau. . . diesen unstug
Boden verlassen! . . . O, könnte ich doch zum wenigsten
Asche des Tapferen mit nach Hause nehmen!" .
Er begann zu weinen wie ein Kind. ..
Graf Hancke sandte seine Ordonnanz nach Grawo -
um einen Wagen zu holen, denn der junge Mann -
vor Blutverlust und Erregung einer Ohnmacht nahe- -
er ihn in demselben untergebracht hatte, nahm er ckof tz
und ritt bedrückten Herzens nach HauS.
Wie sollte er Marta das beibringen? — 8wclkch,
Blüte Polens war es uicht gewesen, die heute unter g-
diese späteren Banden bestanden größtentheils aus zusawn
gelaufenem oder gepreßtem Gesindel, und es war emyo)^-
daß man sie nicht einmal zum wenigsten oberflächlich «-
her ausbildete, auch machte sich immer mehr der Ma tz
an tüchtigen Offizieren bemerkbar. Von einer Handha"":
der Waffen und Ausführung militärischer Evolution-