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Illustrirte Welt
reichen Gegenden, in Rußland und
Polen, wo einst der Wolf hauste
und noch haust, spielen Vermummun-
gen in Wolfspelze zur Weihnachtszeit
eine große Rolle. Es wurden selbst
kirchliche Prozessionen ani heiligen
Abend veranstaltet und der sogenannte
Wolfssegen, das ist der Anfang der
vier Evangelien, verlesen, was gegen
Wolfsgefahr schützen sollte. — Varia-
tionen zu Nikolaus sind Sunner- und
Herschaklaas, was auf die Sonne
weist. An seine Stelle sind getreten:
in Schlesien der heilige Joseph, in
Steyermark Barthel (Bartholomäus),
in Oberösterreich Grambus oder Kram-
bas (Hieronymus?), in Niederösterreich
die Budelfrau, um Augsburg die
Buzeberch (nach Buze, was auf Ver-
mummung weist). — Andererseits
wurde nach menschlicher Vorstellung
das Fell, der Pelz, für die zur Winter-
zeit umziehenden Götter und nachmals
für das Christkind und die Schutz-
patrone ein willkommenes wärmendes
Kleidungsstück, in welches sie die Ge-
schenke für die Kinder bargen; daher
Pelzmichel, Pelzmärte, Pelznickel.
An Stelle der Rosse ist bei uns
meist der Schlitten getreten. Junge
Bursche fahren entweder wirklich in
Schlitten durch die Dörfer oder sie
thun es nur scheinbar, indem sie mit
Schellengeläuten umherlaufcn; wozu
wohl noch, wie in Mähren, lautes
Peitschengeknall tritt, während mau
den Kindern drinnen sagt, das Christ-
kind oder der heilige Nikolaus oder
der heilige Martin fahre vorüber.
Aepfel und Nüsse, welche die Vorüber-
ziehenden oder die Eltern selbst heim-
lich vor die Thüren legen, sind für die
Kinder aus dem Schlitten gefallen.
In Frankreich stellen die Kinder Schuhe
in den Kamin, in England und
Amerika hängen sie große Strümpfe
Die Weihnachtsengel.
ist, da es der üblichen Maskirung der Götter entspricht, und durch
lärmenden Sang und Klang, der theils zum Ausdruck der Fest-
freude, theils zur Vertreibung böser Geister dienen soll.
Nach altem Volksglauben machte die Sonne beim Wiederbeginn
ihres Kreislaufes, also zur Julzeit, drei Freudensprünge. Als
Strahlende, Glänzende war sie, personifizirt, die Perachta, Perchta,
Bertha. Diese Sprünge wurden von den Menschen als Perchten-
sprünge nachgeahmt, indem die Jugend am heiligen Abend oder
Nikolstag, die man deßhalb auch Perchtentage nannte, mit Klingeln
lärmend umherrannte. Sie sind jetzt noch üblich als Perchten-
laufen und Perchtenspringen in Schwaben, als Berchtenjagen in
Kärnthen, als bechteln oder Bechteli in der Schweiz. Der Perchten-
tag wurde durch Verstümmelung zum Prechtag und durch weitere
Unkenntniß in Bergwerksgegenden zum Bergtag, den man zum
Bergbau in Beziehung brachte, weßhalb man, wie im Oberfrän-
kischen und im sächsischen Erzgebirge, zu dieser Zeit wohl auch künstlich
zusammengestellte kleine Bergwerke zur Schau stellt oder Leuchter
in Bergmannsgestalt benutzt.
Das Heidenthum stellte sich seine Götter reitend und die Rosse
durchaus weiß vor. Daher die vielgestaltigen Schimmelreiter zur
Weihnachtszeit, nur daß säst durchweg Kirchenheilige an Stelle
der Götter getreten. Götterumzüge sanden auch zu anderen Zeiten,
namentlich zu Anfang des Frühlings Statt, woran noch vielerorts
zu Ostern und Pfingsten bäuerliche Wettrennen, Mai- und Pfingst-
reiten, erinnern, mit denen sich oft allerlei Aberglaube verknüpft.
Als Schimmelreiter treten zu Weihnachten hauptsächlich auf die
Heiligen Nikolaus, Michael und Stephan. In Norddeutschland
reiten Bauern, welche einen Schimmel besitzen, noch jetzt am heiligen
Abend durch die Dörfer. Anderweit ist der Schimmel zu einem
mit einem Betttuch überhängten Gerüst oder Stecken herabgesunken,
oder zu einer mit einem Ziegenfell überkleideten Strohfigur, die
man im Elsaß Habergais, im Hannöver'schen Haferbräutgen (-bräu-
tigam) nennt.
Das Schicksal, zu einer Karikatur oder Schreckgestalt herab-
zusinken, hat besonders eine vormalige Gottheit erreicht, den Ruprecht,
Hruodpercht, den Ruhmglänzenden, in dem sich heidnisch gute und
christlich üble Vorstellungen wundersam kreuzen. Einerseits erscheint
er als grimmiges Wesen mit Ruthe und Stock, andererseits als
guter Geselle mit Aepfeln und Nüssen und mancherlei Gaben; seine
Schreckgestalt jagt die Kinder in Angst und Furcht, und gleichwohl
freuen sie sich aus seine Ankunft. Dieser Widerspruch löst sich
aber sehr einfach. Ter göttliche Ruprecht erhielt durch das Christen-
thum diabolische Gestalt und das teuflische Bocksfell, welch' letzteres
wiederum zum Pelz ward. Wie das Christenthum über das
Heidenthum siegte, wurde er zum Dienenden, zum „Knecht" Ru-
precht, wohl auch zum Rumpknecht; wie das Christenthum das
Heidenthum gleichsam gefangen nahm, fo führte häufig bei Weih-
nachtsumzügen das weißgekleidete liebliche Christkind den bockfelligen
Ruprecht an fesselnder Kette, in Folge dessen er auch zum Bär
wurde. So erscheint in Norddeutschland noch jetzt am heiligen
Abend mancherorts ein weißer Mann, der Christ, welcher eine mit
Erbsenstroh umwickelte Person führt, den Erbsenbär ; oder einen
Klapperbock, eine oft zur Unkenntlichkeit nachgebildete Ziegengestalt
mit hölzernen Kinnladen, die man mittelst einer Zugschnur klappern
läßt und die auch Julbock genannt wird. Gleichwohl erhielt sich
neben dieser spätem christlichen Darstellung noch Manches von der
frühem heidnischen Vorstellung, und so finden wir neben dem ge-
schwärzten und schwarzfelligen Ruprecht auch den weißen Watt-
mann, reich mit (Flitter-) Gold geziert und mit Geschenken beladen,
also mit den freundlichen Attributen einstiger Göttlichkeit. Ließ
die Ruprechts und Wattmänner, die unsere Christmärkte in allen
Größen und Formen in fast übergroßer Zahl ausweijen und für
„Kein Name ist Negiaakä Nruchaer!" (S. 219.)
I welche das Interesse selbst bei Erwachsenen noch nicht erloschen ist.
Ein ähnlicher Widerspruch findet sich, wenn der Teufel als Junker
Märten, Junker Peter oder Stephan die Namen von Heiligen
führt. So unterscheidet man zum Beispiel in Tyrol schöne und
schieche (häßliche) Hollen.
Die freundliche Gottheit wird zugleich zur strafenden für die
Bösen, als solche in unserer Vorstellung zürnend und finster. So
ist Sankt (Ni-) Klaus oder Sente Claes zu einem Schonte- oder
Schandklaas geworden; der heilige Nikolaus, gütig und mild, zu
einem Klaubauf oder Aschenklaas, der ani heiligen Abend oder die
Abende vorher in greulicher Verkleidung umhergeht und unartige
Kinder mit einem Aschebeutel schlägt; oder, wie bei den Dithmar-
schen, zu einem Pulterklaas oder Bullermann, der in den Woh-
nungen umherpoltert. An den Letzteren erinnern noch die Wald-
teufel oder Schurren (das ist Papiercylinder, an einer Seite offen,
welche an Pferdehaaren hängen und bei rascher Schwingung lautes
Schnurren und Knurren erzeugen), welche für den Berliner Christ-
markt so charakteristisch sind und deren schon Schleiermacher in
seinen Weihnachtsbetrachtungen von 1806 gedenkt. Auch dem
Nikolaus ist die Pelzbekleidung eigen, wonach er Ruklaas, der
rauhe Klaus heißt, die aber zu greulicher Pelzvermummung führte,
wonach er Graule, Butzegraul, Butzelmann heißt. Ja, in wald-
zum Fenster hinaus, damit sie dort das
Christkind, hier der heilige Nikolaus
mit Gaben fülle.
Das überall gebräuchliche Lärmen,
Klingeln und Knallen entspricht zugleich dem Volksglauben, daß
es böse Geister verscheuche. In Schwaben wird deßhalb sogar das
kirchliche Läuten am heiligen Abend Schreckeläuten genannt. Da-
mit hängt dann wieder der Glaube zusammen, daß man am
heiligen Abend die Glocken untergegangener Kirchen aus der Tüll
der Seen leise läuten höre; seihst E. M. Arndt erzählt dieß m
seinen Jugenderinnerungen von; Garzer See auf Rügen und fügte
hinzu: „Und das ist wahr." — In Frankreich ziehen häufig junge
Leute, als Hirten gekleidet, niit Körben voll Kuchen und Früchten
an den Häusern vorüber, indem sie einen kleinen, mit grünen
Reisern geschmückten Wagen, den ein Lamm zieht, mit sich führen,
in welchem man sich das Christkind ruhend denkt.
Wie durch christlichen Einfluß die alten Götter zu bösen Wesen
wurden, so die zur Wintersonnenwende umziehende Götterschaar
zu einer verderblichen Horde, zur wilden Jagd; Wodan oder Wuden
wurde zum Wut und sein Gefolge zum wüthenden Heer, kurt
Alles zu Höllenpack und Teufelsjpuk, ganz ähnlich wie vielerorts
die Osterfreudenseuer zum Judasverbrennen und die heilig^
Martinsfeuer zum Lutherverbrennen wurden. In der Julnacht
blieb man bis nach Mitternacht oder die ganze Nacht wach, um
des Segens der vorüberziehenden Götter theilhaft zu werden, selbst
die Hausthiere ließ nian aus diesem Grunde nicht schlafen. Ala»
Die Weihnachtscugel. 2a war eia stürflige» Kcistaachkfest, sta» klier ge'eicrt wurst«. (S. 219.)
Illustrirte Welt
reichen Gegenden, in Rußland und
Polen, wo einst der Wolf hauste
und noch haust, spielen Vermummun-
gen in Wolfspelze zur Weihnachtszeit
eine große Rolle. Es wurden selbst
kirchliche Prozessionen ani heiligen
Abend veranstaltet und der sogenannte
Wolfssegen, das ist der Anfang der
vier Evangelien, verlesen, was gegen
Wolfsgefahr schützen sollte. — Varia-
tionen zu Nikolaus sind Sunner- und
Herschaklaas, was auf die Sonne
weist. An seine Stelle sind getreten:
in Schlesien der heilige Joseph, in
Steyermark Barthel (Bartholomäus),
in Oberösterreich Grambus oder Kram-
bas (Hieronymus?), in Niederösterreich
die Budelfrau, um Augsburg die
Buzeberch (nach Buze, was auf Ver-
mummung weist). — Andererseits
wurde nach menschlicher Vorstellung
das Fell, der Pelz, für die zur Winter-
zeit umziehenden Götter und nachmals
für das Christkind und die Schutz-
patrone ein willkommenes wärmendes
Kleidungsstück, in welches sie die Ge-
schenke für die Kinder bargen; daher
Pelzmichel, Pelzmärte, Pelznickel.
An Stelle der Rosse ist bei uns
meist der Schlitten getreten. Junge
Bursche fahren entweder wirklich in
Schlitten durch die Dörfer oder sie
thun es nur scheinbar, indem sie mit
Schellengeläuten umherlaufcn; wozu
wohl noch, wie in Mähren, lautes
Peitschengeknall tritt, während mau
den Kindern drinnen sagt, das Christ-
kind oder der heilige Nikolaus oder
der heilige Martin fahre vorüber.
Aepfel und Nüsse, welche die Vorüber-
ziehenden oder die Eltern selbst heim-
lich vor die Thüren legen, sind für die
Kinder aus dem Schlitten gefallen.
In Frankreich stellen die Kinder Schuhe
in den Kamin, in England und
Amerika hängen sie große Strümpfe
Die Weihnachtsengel.
ist, da es der üblichen Maskirung der Götter entspricht, und durch
lärmenden Sang und Klang, der theils zum Ausdruck der Fest-
freude, theils zur Vertreibung böser Geister dienen soll.
Nach altem Volksglauben machte die Sonne beim Wiederbeginn
ihres Kreislaufes, also zur Julzeit, drei Freudensprünge. Als
Strahlende, Glänzende war sie, personifizirt, die Perachta, Perchta,
Bertha. Diese Sprünge wurden von den Menschen als Perchten-
sprünge nachgeahmt, indem die Jugend am heiligen Abend oder
Nikolstag, die man deßhalb auch Perchtentage nannte, mit Klingeln
lärmend umherrannte. Sie sind jetzt noch üblich als Perchten-
laufen und Perchtenspringen in Schwaben, als Berchtenjagen in
Kärnthen, als bechteln oder Bechteli in der Schweiz. Der Perchten-
tag wurde durch Verstümmelung zum Prechtag und durch weitere
Unkenntniß in Bergwerksgegenden zum Bergtag, den man zum
Bergbau in Beziehung brachte, weßhalb man, wie im Oberfrän-
kischen und im sächsischen Erzgebirge, zu dieser Zeit wohl auch künstlich
zusammengestellte kleine Bergwerke zur Schau stellt oder Leuchter
in Bergmannsgestalt benutzt.
Das Heidenthum stellte sich seine Götter reitend und die Rosse
durchaus weiß vor. Daher die vielgestaltigen Schimmelreiter zur
Weihnachtszeit, nur daß säst durchweg Kirchenheilige an Stelle
der Götter getreten. Götterumzüge sanden auch zu anderen Zeiten,
namentlich zu Anfang des Frühlings Statt, woran noch vielerorts
zu Ostern und Pfingsten bäuerliche Wettrennen, Mai- und Pfingst-
reiten, erinnern, mit denen sich oft allerlei Aberglaube verknüpft.
Als Schimmelreiter treten zu Weihnachten hauptsächlich auf die
Heiligen Nikolaus, Michael und Stephan. In Norddeutschland
reiten Bauern, welche einen Schimmel besitzen, noch jetzt am heiligen
Abend durch die Dörfer. Anderweit ist der Schimmel zu einem
mit einem Betttuch überhängten Gerüst oder Stecken herabgesunken,
oder zu einer mit einem Ziegenfell überkleideten Strohfigur, die
man im Elsaß Habergais, im Hannöver'schen Haferbräutgen (-bräu-
tigam) nennt.
Das Schicksal, zu einer Karikatur oder Schreckgestalt herab-
zusinken, hat besonders eine vormalige Gottheit erreicht, den Ruprecht,
Hruodpercht, den Ruhmglänzenden, in dem sich heidnisch gute und
christlich üble Vorstellungen wundersam kreuzen. Einerseits erscheint
er als grimmiges Wesen mit Ruthe und Stock, andererseits als
guter Geselle mit Aepfeln und Nüssen und mancherlei Gaben; seine
Schreckgestalt jagt die Kinder in Angst und Furcht, und gleichwohl
freuen sie sich aus seine Ankunft. Dieser Widerspruch löst sich
aber sehr einfach. Ter göttliche Ruprecht erhielt durch das Christen-
thum diabolische Gestalt und das teuflische Bocksfell, welch' letzteres
wiederum zum Pelz ward. Wie das Christenthum über das
Heidenthum siegte, wurde er zum Dienenden, zum „Knecht" Ru-
precht, wohl auch zum Rumpknecht; wie das Christenthum das
Heidenthum gleichsam gefangen nahm, fo führte häufig bei Weih-
nachtsumzügen das weißgekleidete liebliche Christkind den bockfelligen
Ruprecht an fesselnder Kette, in Folge dessen er auch zum Bär
wurde. So erscheint in Norddeutschland noch jetzt am heiligen
Abend mancherorts ein weißer Mann, der Christ, welcher eine mit
Erbsenstroh umwickelte Person führt, den Erbsenbär ; oder einen
Klapperbock, eine oft zur Unkenntlichkeit nachgebildete Ziegengestalt
mit hölzernen Kinnladen, die man mittelst einer Zugschnur klappern
läßt und die auch Julbock genannt wird. Gleichwohl erhielt sich
neben dieser spätem christlichen Darstellung noch Manches von der
frühem heidnischen Vorstellung, und so finden wir neben dem ge-
schwärzten und schwarzfelligen Ruprecht auch den weißen Watt-
mann, reich mit (Flitter-) Gold geziert und mit Geschenken beladen,
also mit den freundlichen Attributen einstiger Göttlichkeit. Ließ
die Ruprechts und Wattmänner, die unsere Christmärkte in allen
Größen und Formen in fast übergroßer Zahl ausweijen und für
„Kein Name ist Negiaakä Nruchaer!" (S. 219.)
I welche das Interesse selbst bei Erwachsenen noch nicht erloschen ist.
Ein ähnlicher Widerspruch findet sich, wenn der Teufel als Junker
Märten, Junker Peter oder Stephan die Namen von Heiligen
führt. So unterscheidet man zum Beispiel in Tyrol schöne und
schieche (häßliche) Hollen.
Die freundliche Gottheit wird zugleich zur strafenden für die
Bösen, als solche in unserer Vorstellung zürnend und finster. So
ist Sankt (Ni-) Klaus oder Sente Claes zu einem Schonte- oder
Schandklaas geworden; der heilige Nikolaus, gütig und mild, zu
einem Klaubauf oder Aschenklaas, der ani heiligen Abend oder die
Abende vorher in greulicher Verkleidung umhergeht und unartige
Kinder mit einem Aschebeutel schlägt; oder, wie bei den Dithmar-
schen, zu einem Pulterklaas oder Bullermann, der in den Woh-
nungen umherpoltert. An den Letzteren erinnern noch die Wald-
teufel oder Schurren (das ist Papiercylinder, an einer Seite offen,
welche an Pferdehaaren hängen und bei rascher Schwingung lautes
Schnurren und Knurren erzeugen), welche für den Berliner Christ-
markt so charakteristisch sind und deren schon Schleiermacher in
seinen Weihnachtsbetrachtungen von 1806 gedenkt. Auch dem
Nikolaus ist die Pelzbekleidung eigen, wonach er Ruklaas, der
rauhe Klaus heißt, die aber zu greulicher Pelzvermummung führte,
wonach er Graule, Butzegraul, Butzelmann heißt. Ja, in wald-
zum Fenster hinaus, damit sie dort das
Christkind, hier der heilige Nikolaus
mit Gaben fülle.
Das überall gebräuchliche Lärmen,
Klingeln und Knallen entspricht zugleich dem Volksglauben, daß
es böse Geister verscheuche. In Schwaben wird deßhalb sogar das
kirchliche Läuten am heiligen Abend Schreckeläuten genannt. Da-
mit hängt dann wieder der Glaube zusammen, daß man am
heiligen Abend die Glocken untergegangener Kirchen aus der Tüll
der Seen leise läuten höre; seihst E. M. Arndt erzählt dieß m
seinen Jugenderinnerungen von; Garzer See auf Rügen und fügte
hinzu: „Und das ist wahr." — In Frankreich ziehen häufig junge
Leute, als Hirten gekleidet, niit Körben voll Kuchen und Früchten
an den Häusern vorüber, indem sie einen kleinen, mit grünen
Reisern geschmückten Wagen, den ein Lamm zieht, mit sich führen,
in welchem man sich das Christkind ruhend denkt.
Wie durch christlichen Einfluß die alten Götter zu bösen Wesen
wurden, so die zur Wintersonnenwende umziehende Götterschaar
zu einer verderblichen Horde, zur wilden Jagd; Wodan oder Wuden
wurde zum Wut und sein Gefolge zum wüthenden Heer, kurt
Alles zu Höllenpack und Teufelsjpuk, ganz ähnlich wie vielerorts
die Osterfreudenseuer zum Judasverbrennen und die heilig^
Martinsfeuer zum Lutherverbrennen wurden. In der Julnacht
blieb man bis nach Mitternacht oder die ganze Nacht wach, um
des Segens der vorüberziehenden Götter theilhaft zu werden, selbst
die Hausthiere ließ nian aus diesem Grunde nicht schlafen. Ala»
Die Weihnachtscugel. 2a war eia stürflige» Kcistaachkfest, sta» klier ge'eicrt wurst«. (S. 219.)