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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 33.1885

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502

lung gethan. „Ich verweigere die Auskunft," sagte sie mit
einer Festigkeit, der man es anmerkte, daß sie unerschütterlich
sein werde. „Es gibt Dinge, die kein Weib einem Frem-
den preisgibt. Ich verweigere jedes Urtheil über die Aus-
sage des Grafen Sternheim, das Einzige, wozu ich mich
verstehen kann, ist die Erklärung, daß ich an den Förster
Zornau gar nicht gedacht, noch weniger mich von ihm oder
rrgend Jemand bedroht gefühlt, gegen den ich das Gericht
anrufen möchte."
„Auch nicht von Herrn Barning?" forschte der Richter.
Die überraschende Frage trieb Ella das Blut noch
höher in die Wangen, und machte sie einen Moment völlig
verwirrt.
„Herr Barning ist mit mir, wie ich freilich erst seit
Kurzem erfahren, verwandt," antwortete sie nach längerer
Pause, in der sie sich gesammelt, mit fester Stimme, „es
haben Differenzen zwischen uns stattgefunden, aber wenn es
mir auffällig gewesen, zu hören, daß er oft noch am Abend
in der Nähe meines Schlosses gesehen worden, wenn ich
aus Neugierde oder in Zweifeln darüber, ob man mich recht
unterrichtet, dem Inspektor von Ilm Auftrag gegeben, mir
zu melden, wenn mein Vetter in der Nähe des Schlosses,
so würde Derjenige sich einer offenen Unwahrheit schuldig
machen, der behaupten wollte, ich hätte von Herrn Barning
irgend etwas befürchtet, was ich nicht allein, ohne Beihülfe
eines Dritten, erledigen wollte."
Der Richter verneigte sich tief, ihn schien diese Erklä-
rung außerordentlich zu befriedigen — vielleicht, weil er eine
ganz andere Auslassung erwartet.
„Ihre Aussage hat einen großen Werth," sagte er, „sie
klärt Zweifel auf, welche das Abschließen der Akten mög-
licherweise behindert hätten. Ohne dem Herrn Grafen
Sternheim zu nahe treten zu wollen, muß ich doch erwäh-
nen, daß seine Angaben den Argwohn entstehen lassen konn-
ten, daß Ihr Inspektor ebenso animirt gegen Barning wie
gegen den Förster gewesen, und da erschien es nicht unmög-
lich, daß der Auftrag, den Sie Ilm gegeben, diesen veran-
laßt, sich für alle Fälle zu bewaffnen."
„Davon war nicht im entferntesten die Rede," rief
Ella erschrocken, „es wäre unverantwortlich, wenn Ilm es
gewagt, zu sagen, daß meine Worte zu einem solchen Miß-
verständniß hätten Anlaß geben können. Der Inspektor
wäre der letzte gewesen, dem ich das Vertrauen geschenkt,
in meinem Namen auch nur das Geringste zu thun, die
Art, wie er meinen Auftrag in Bezug auf Verhandlungen
mit dem Förster vollzogen, hätte mich davor gewarnt."
Der Richter war befriedigt, diese Erklärung widerlegte
den immerhin möglichen Zweifel, ob Ilm die volle Wahr-
heit gesagt — mochte man deßhalb noch an einem Verdacht
festhalten wollen oder nicht, es fehlte jeder Halt, ihn zu be-
gründen.
Ella dagegen fühlte sich nach diesem Verhör beruhigter.
Schien es auch glaubhaft genug, daß Zornau Barning in
der Dunkelheit für Ilm gehalten und im Durst nach Rache
geschossen, so hatte Ella den Gedanken doch nicht ganz ans
ihrer Brust zu bannen vermocht, Sternheim verschulde die
Blutthat, er habe Ilm als Wächter gestellt, Barning mit
Gewalt fern zu halten — jetzt erschien dieser Argwohn un-
möglich, der Graf hätte alsdann doch gewiß nicht durch
seine Aussage Zweifel gegen seinen Helfershelfer erweckt!
Ella verließ Liebenstein, nachdem sie Frelich, als dem
Verwalter ihres Vermögens, in kurzer Zuschrift Vollmacht
ertheilt, für die Hinterlassenen des Försters in ausgiebigster
Weise Sorge zu tragen. Sie hatte es auch bei dieser Ge-
legenheit ihrem Stolze nicht abzuringen vermocht, den Zei-
len ein Wort der Theilnahme für Willi, eine Frage nach
dessen Befinden, beizufügen, obwohl— oder weil sie fühlte,
welch bitteren Vorwurf ihr Frelich aus dieser scheinbaren
Gleichgültigkeit machen müsse. Je mehr ihr Herz um den
Verwundeten bangte und davor zitterte, die Nachricht von
seinem Ableben zu erhalten, um so trotziger hielt sie an dem
Entschlüsse fest, jetzt, wo Frelich ihr den erbetenen Besuch
in der Stunde bitterster Verzweiflung verweigert, die Gleich-
gültigkeit zu heucheln, die er ihr angedichtet. Frelich hatte
ihr Rath und Hülfe verweigert — jetzt war sie die Braut
Sternheim's, jedes Zeichen der Theilnahme für einen Mann,
der ihren Verlobten beschimpft, war eine Desavouirung
ihres Verlobten, und sie hatte Ursache, zu zeigen, daß sie
denselben achte, sie konnte ahnen, daß Frelich daran zweifle.
Sollte er, sollte Willi es errathen, daß sie mit gebrochenem
Herzen sich Sternheim auf Gnade und Ungnade ergeben,
sollten Jene ein Recht haben, sie bemitleidenswerth zu
nennen?
Der Doktor Wurm, der ihr schon Nachrichten gebracht,
versprach ihr, weitere Berichte nachzusenden, ohne daß
der Betroffene von ihrem Interesse an ihm erfahre. Sie
kehrte nach Berlin zurück — Sternheim war durch Abwick-
lung seiner Geschäfte als Haushofmeister des Prinzen noch
für längere Zeit auf der Hochburg festgehalten, sie hatte
also Muße, auch ihre Angelegenheiten ungestört zu ordnen.
Schon die erste Besprechung mit ihrem Advokaten bewies
ihr jetzt, wo sie dessen Erörterungen mit Mißtrauen prüfte,
daß sie sehr thöricht gehandelt, einen Prozeß gegen Frelich
einzuleiten. Der Advokat Ritling machte ihr den Vorwurf,
nicht gehörig unterrichtet worden zu sein, er behauptete zwar,
nichtsdestoweniger ein günstiges Resultat hoffen zu dürfen,
aber es war unverkennbar, daß er sie nur in seinem Inter-
esse dazu verleiten wollte, den Prozeß weiter zu führen.
Sie engagirte einen andern Anwalt und dieser setzte ihr
nicht nur auseinander, daß das Testament unangreifbar

Illustrirte Welt.

sei, sondern daß Frelich sogar bis an die äußerste Grenze
erlaubter Rücksicht gegangen, wenn er erst jetzt mit aller
Strenge die Rechte geltend mache, die ihm für den Fall
übertragen, daß Ella sich den Bestimmungen des Testators
nicht füge. Frelich hatte durch Rechnungsabschlüsse darge-
legt, daß Ella durch die Wechsel, die sie für Lieben accep-
tirt, und auch später durch einen Haushalt, der ihre Ver-
hältnisse überstiegen, durch ihren Eigensinn, der Frelich
daran behindert, die Verwaltung von Liebenstein und eines
andern ihr gehörigen Gutes besser zu ordnen, ihr Ver-
mögen bereits auf ein Dritttheil des anfänglichen Bestan-
des reduzirt.
Ella hatte Frelich den Vorwurf gemacht, daß er sich
anmaße, sie zu bevormunden, daß er ihre Verhältnisse ab-
sichtlich schlechter darstelle, als sie es wären, um sie ihrem
prinzlichen Bewerber als wenig vermögend erscheinen zu
lassen, und jetzt sagte man ihr, daß der Justizrath fast un-
verantwortlich gehandelt, wenn er sie noch nicht gewaltsam
daran gehindert, sich zu ruiniren! Sie erhielt jetzt auch
Kenntniß von der Bestimmung des Testaments, welche für
den Fall, daß keine Spur von Otto Barning oder einem
Nachkommen desselben gefunden werde, das für dieselben
deponirte Legat mildthätigen Stiftungen zuwendete.
Ella gab sogleich Auftrag, ihre Klage zurückzuziehen;
aber entfernt davon, durch die Eröffnung über ihre Lage
sich niedergedrückt zu fühlen, schien sie eher entgegengesetzte
Gefühle zu empfinden.
Die Gewohnheit, das Geld nicht zu achten, hatte sie
verleitet, niemals die Ausgaben nach ihren Einnahmen einzu-
richten, sie hatte zwar Aufwand und Pracht geliebt, aber
weder um damit zu prahlen, noch eitle Gelüste zu befriedi-
gen, im Gegentheil, sie hatte stets den Geld stolz verachtet.
Die Erfahrung, die sie mit dem Prinzen Emil gemacht,
hatte ihren Stolz empfindlich berührt, gerade von ihm hatte
sie geglaubt, daß er, dem gewiß reiche Partieen zu Gebot
standen, sie um ihrer selbst willen liebe — jetzt war es
ihr fast ein schadenfroher Triumph, Sternheim mittheilen
zu können, daß ihr Vermögen nur gering — mochte er zu-
rücktreten, wenn er auf Gold gerechnet, was sie bewogen,
ihm das Jawort zu geben, hatte sie ja schon durch die Ver-
lobung erreicht, ihre äußere Ehre war vor einem Makel
bewahrt geblieben.
An Lieben hatte sie geglaubt, trotz aller Warnungen
ihres Vaters und Frelich's, und sie war betrogen worden,
bei dem Prinzen hatte ihr die Vernunft gesagt, wenn er
auch eine reiche Braut suche, könne er eine Bürgerliche nur
dazu erwählen, sobald ihn die Liebe über Standesrücksichtcn
hinwegsetze, und er hatte ihr bewiesen, daß, seit er von ihrem
Prozesse erfahren, seine Leidenschaft leicht abzukühlen sei.
Von Sternheini erwartete sie fast mit froher Zuversicht, er
werde mit allerlei Phrasen des Schmerzes verzichten —
aber er antwortete umgehend, er habe es gewußt, daß ihre
Verhältnisse nicht glänzend und darauf schon seine Hoffnun-
gen gebaut, als der Prinz sich um ihre Hand beworben, er
würde nicht von ihr lassen, käme sie auch arm wie eine
Bettlerin in seine Arme.
Wie- Ella stets in ihren Entschlüssen sehr rasch und
energisch, hatte sie auch jetzt schon alle Anstalten getroffen,
Frelich zu beweisen, wie überflüssig seine Vormundschaft.
Sie hatte ihre theure Wohnung gekündigt und sich völlig
in den Gedanken gefunden, sich so bescheiden cinzurichten,
daß sie weniger als die ihr verbleibenden Revenuen ver-
brauche, das war die stolzeste Antwort auf die angedrohten
Maßregeln des Justizraths, und wie der Brief Stern-
heim's auch sonst geeignet war, sie ihre Zukunft in günsti-
gerem Lichte schauen zu lassen, hätte sie doch gewünscht, daß
er anders gelautet!
In der kurzen Zeit, welche seit ihrer Rückkehr nach
Berlin verstrichen, hatte Ella Erfahrungen gemacht, die sie
nach dem Rückzug aus allen Kreisen ihres bisherigen Ver-
kehrs dürsten ließen. Wir haben schon angedeutet, daß ihr
die Freundin gefehlt. Die gefeierte Schöne, welche sich in
den vornehmen Kreisen, in welche Lieben sic eingeführt, mit
dem Selbstgefühl, da herrschen zu können, wo man sie kaum
für voll betrachtete, bewegte, ward von den Einen für hoch-
müthig, anmaßend, von den Anderen für ehrgeizig, kokett
gehalten, und es hatte nie in Ella's Natur gelegen, sich
Jemand zu nähern, der sie verkannte oder verkennen wollte,
Freundschaft zu suchen, wo man ihr mißtrauisch begegnete.
Hatte man ihr früher den Vorwurf gemacht, sie trachte
durch Koketterie einen Prinzen in ihr Netz zu ziehen, ihr
Ehrgeiz strebe nach dem Titel einer prinzlichen Gemahlin,
so hieß es jetzt, Graf Sternheim — dessen Ruf nicht der
beste, habe sich dazu erkaufen lassen, ihr vor der Welt einen
ehrlichen Namen zu geben.
Ella fand bei ihrer Rückkehr nach Berlin Thüren ver-
schlossen, die ihr sonst offen gewesen, man war ihr an
Orten, wo man sie sonst gefeiert, kühl begegnet, sie hatte cs
aus Blicken und Haltung ihrer Bekannten fühlen müssen,
daß die Welt ein herbes Urtheil über sie gesprochen.
Der Zufall fügte es, daß sie gerade heute, wo die Ant-
wort Sternheim's den Zweifel daran zerstreut, daß wenig-
stens seine Leidenschaft keine erheuchelte sei, erfahren sollte,
wie man über sie sprach. Sie war stets eine regelmäßige
Besucherin der ** 'schen Konzerte gewesen und hatte in den-
selben einen bestimmten Logenplatz. In Folge ihrer verän-
derten Verhältnisse hatte sie das Abonnement auf den Platz
nicht erneuert — sie wollte sich auch in unbedeutenden Aus-
gaben cinschränken, und hatte daher an Stelle der theuren
Loge, in der sie die Besuche ihrer Verehrer empfangen,

einen Platz in einer bescheidenen Parterreloge, die ziemlich
dunkel, halb durch einen Pfeiler geblendet war, eingenom-
men. Da hörte sie plötzlich in der ersten Pause ihren Na-
men nennen. Zwei Kavaliere, die auch zu ihren Verehrern
gehört, hatten bemerkt, daß ihr alter Platz anderweit beseht
worden, und machten, ohne zu ahnen, daß Ella in der
Nähe, daß sie jedes Wort hören konnte, ihre Bemerkungen
darüber.
„Die Lieben ist doch noch in Berlin," sagte Baron R.;
„sollte sie jetzt mit Bankiersfamilien Verkehren? Ich sehe die
Goldstein in ihrer Loge."
„Wo denkst Du hin?" versetzte der Angeredctc; „dazu
läßt Die sich nicht herab."
„Sie ist eine Kaufmannstochter aus **, Prinz ** ist
abgeschnappt, das hat wohl einen Dämpfer gegeben."
„Graf Sternheim ist zum Pflaster für die Wunde er-
sehen, die Herrschaft Olau verzuckert die Pille."
„Es ist schade um das Weib, und diesem Menschen
gönne ich sie am wenigsten. Wer weiß, ob nicht die ganze
Verlobungsgeschichte nur eine Komödie, um den Leuten
den Mund zu stopfen. Man erzählt allerlei, ich hörte
sagen, daß, wenn der verwundete Doktor Barning nicht
hartnäckig jede Aussage verweigerte, der Prozeß der Baronin
und anderen Leuten hätte sehr unangenehm werden können."
„Verständlich sind die Vorgänge in L. nicht," antwortete
Herr von K., der zu den Kavalieren des Berliner HofeS
gehörte. „Graf Sternheim wird schwerlich an unserem
Hofe wieder Zutritt finden; er soll den Doktor Barning
provozirt und dann eine Injurie von demselben hingenom-
men haben, ohne Genugthuung zu fordern."
„Er hat nie in besonderem Rufe gestanden, man duldete
ihn in der adeligen Ressource nur aus Rücksicht für den
Prinzen von **; er ist ein roher, gewissenloser Patron; ich
begreife die Lieben nicht, sie hätte immer noch einen Bessern
finden können, selbst wenn sie sich kompromittirt hat."
„Man sagt, daß ihre Verhältnisse sehr derangirt seien,
daß der Doktor Barning bedeutende Forderungen an sie
stellt, und das wirst einen verdächtigen Schatten auf den
Vorfall, der Barning beinahe das Leben gekostet. Barning
soll ein Mann von Bedeutung sein, von dem man sich in
wissenschaftlichen Kreisen sehr viel verspricht. Es stellt der
Baronin Lieben ein geistiges Armuthsattest aus, wenn sie,
anstatt auf einen begabten Verwandten stolz zu sein, einem
Wüstlinge, der denselben frivol provozirt, ihre Gunst ent-
gegenträgt, nur weil er die Grafenkrone besitzt."
Ella mußte das Gespräch anhören, sie vermochte aus
Scham weder dasselbe dadurch zu unterbrechen, daß sie ihre
Gegenwart bemerkbar machte, noch sich zu entfernen, ohne
dadurch Aufsehen zu erregen. Sie drückte sich in die dunkle
Ecke der Loge hinter den Pfeiler und athmete erst auf, als
die Musik wieder begonnen und die Hsrren sich aus ihrer
Nähe entfernt hatten.
Sowohl der Baron R. wie der Herr von K. waren
geachtete Persönlichkeiten, und wenn dieselben so ungennt
an einem öffentlichen Orte ein derartiges Gespräch geführt,
bewies das zwar eine Unvorsichtigkeit, aber auch gleichzeitig,
daß Ella's Verlobung mit Sternheim das Tagesgespräch
in vornehmen Kreisen geworden, und daß man das un-
günstigste Urtheil darüber gefällt.
Ella hatte niemals einen vortheilhaften Eindruck vom
Grafen Sternheim erhalten, aber der Umstand, daß er ,der
Kavalier eines Prinzen, hatte ihr dafür Bürgschaft geleistet,
daß seine äußere Ehre rein dastehe, jetzt erfuhr sie das Ge-
gentheil, sie hörte, wie man sich ihre Wahl zu erklären
suchte, und die Andeutungen, daß sie es nur dem Schwer
gen Willi's verdanke, wenn die Untersuchung nicht peinlich
für sie und Sternheim geworden, die Anspielung, daß
Sternheim die Herrschaft Olau als Entschädigung dafür
erhalten, daß er ihr seine Hand geboten, waren zugleich e -
schreckend und empörend.
Der Argwohn in ihrer Brust, daß Sternheim Ise ge-
täuscht, daß er mitschuldig an der Verwundung Barning --
erwachte wieder mit Allgewalt und ließ ihr das Blut kochen
durch die Adern toben. Sie konnte ihr durch Enttäulchstst'
gen verbittertes Dasein, ein Herz, das allen Illusionen fu
die Zukunft entsagt, Jemand hingeben, der ihr geschws"-
daß er, nur von der Glut der Leidenschaft geblendet, ihr
Ehre zu nahe getreten, sie konnte ihr Leben mit dem ein
Mannes verknüpfen, der ihr, wenn sie ihn auch nicht m -
doch eine geachtete Stellung bot, aber einem Lügner
Betrüger in die Hände zu fallen, das Weib eines Man , .
zu werden, der nicht einmal einen makellosen Namen oei
— das war entsetzlicher als Alles, was sie bisher " -
Im ersten Sturme des wogenden Gefühls wollte ste n
an demselben Abend einen Absagebrief schreiben, aber
sie sich auch abmühte — sie fand keine Ausdrücke für
Gefühle, die sie leiteten, wenigstens nicht solche, die I> ;
motiviren vermoche. Sternheim hatte die Zweifel, die )
wieder in ihr erwacht, mit so gut wie eidlicher ^"a j
widerlegt, es war jetzt, wo ihre Verlobung öffentlich -
den, zu spät, Beweise dafür zu fordern, daß er pe mch
täuscht — ja, wenn jetzt die Verlobung gelöst wur^, ,
ward der Verdacht bestätigt, den Herr von K.
chen, sie sei nur eine Komödie gewesen, das Gerec
Leute zu unterdrücken; Ella's Ehre ward eher dmH
Zustimmung zu einer solchen Komödie gebrandmark,
von dem Makel befreit. Ktein-
Nein — ohne greifbare Beweise der Unwürdigkeit '
heim's konnte sie nicht mehr zurücktretcn, aber wie io
sich Gewißheit verschaffen?
 
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