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Illustrierte Welt.


Brig, an der Nordseite des Tunnels.

wierigen Verhandlung«
zwischen den beiden Vi

Für jeden Tag früherer Fertigstellung erhallen die sind in Abständen von 200 Metern durch Seitenstollen
Unternehmer eine Prämie von 5000 Franken, für jeden verbunden. Es sollen dadurch sowohl die Bauarbeiten

Drittel längeren Simplontunnel (19 970 Meter) sind nur
5stz Jahre vorgesehen, denn binnen 6 Jahren, bis zum
13. November 1904, muß der Tunnel betriebsfertig sein.

Summe zu bezahlen. Die Baukosten sind auf 54,5 Mil-
lionen Franken veranschlagt.
Der Bau wurde an beiden Seiten des Berges gleich-
zeitig begonnen, machte
aber auf der Nordseite in-
folge des günstigeren Ge-
steins bedeutend schnellere
Fortschritte. Das Gebirge
ist aus Urgestein geformt,
Antigoriogneis, Gneisgra-
nit, weißer Marmor, Glanz-
schiefer und in den ein-
geklemmten Triasmulden
Dolomiten, Gips und An-
hydrit, welch letzterer be-
sonders wegen des starken
Wasserzuflusses große
Schwierigkeiten bietet. An
beiden Tunnelausgängen
werden jetzt je 120 bis
150 Sekundenliter Wasser
gemessen, doch ist durch
geeignete Vorrichtungen ge-
sorgt, daß die Arbeiter im
Tunnel möglichst wenig
darunter zu leiden haben.
Gegenwärtig wird die
Hälfte des Durchstichs
nahezu erreicht sein, nach-
dem Ende Mai eine Ge-
samtlänge von 8942 Metern,
auf der Nordseite 5046, auf
der Südseite 3896 Meter
erreicht waren. Auf der
Nordseite beträgt jetzt der
tägliche Baufortschritt 6,03
Meter, auf der Südseite
4,40 Meter. Die durch-
schnittliche Arbeiterzahl be-
trägt circa 3800, wovon
2440 im Tunnel und 1370
außerhalb beschäftigt wer-
den.
Eine grundsätzliche Neue-
rung im Ban des Simplon-
tunnels besteht darin, daß anstatt eines doppelgeleisigen
Tunnels zwei eingeleisige gebaut werden. Beide laufen in
einem Abstande von 17 Metern parallel miteinander und

besten aus den Bauzeiten der drei größten Tunnels Tag Ueberschreitung der Baufrist haben sie die gleiche
Europas. Der Durchstich des Mont Cenis-Tunnels "
(13050 Meter) erforderte 13 Jahre, der Gotthardtunnel
(14944 Meter) 7 Hz Jahre, und für den beinahe ein

verbinden. Aber erst hinderte die Durchstechung des
Mont Cenis die Ausführung eines zweiten Alpenbahn-
projektes, und nachher trat das Gotthardbahnprojekt in
den Kreis praktischer Erwägung und fand bei Deutsch-
land und Italien die ener-
gischte Unterstützung, so
daß der Simplon abermals
zurücktreten mußte, da die
Schweiz allein nicht im
stände war, gleichzeitig zwei
Alpenbahnen zu bauen. Erst
die Sanierung der west-
schweizerischen Eisenbahn-
verhältnisse durch Grün-
dung einer starken Gesell-
schaft, der Jura-Simplon-
bahn, ermöglichte es, neuer-
dings und aus eigner Kraft
an die Ausführung des
Simplondurchstichs zu
gehen. Keine Stelle in den
Alpen bietet eine so günstige
natürliche Anlage zu einem
solchen Unternehmen als
gerade das Simplongebiet.
Es sind keine schwierigen
Zufahrtsgebiete zu überwin-
den wie beim Gotthard; auf
der Nordseite bei Brig mün-
det der Tunnel direkt auf
der Höhe der Thalsohle,
und auf der Südseite ist
nur ein wenige Kilometer
langes Felsenthal zu durch-
führen, bis die weite lom-
bardische Ebene erreicht ist.
Nach langen und sorgfälti-
gen technischen Studien der
Baugesellschaft und lang-
wierigen Verhandlungen
zwischen den beiden Ver-
tragsstaaten, der Schweiz
und Italien — Frankreich
ist ganz zurückgetreten —,
kam endlich 1896 der Sim-
plonvertrag zu stände, und
nachdem dann auch die finanzielle Grundlage gesichert
war, wurde endlich am 13. August 1898 vom schweize-
rischen Bundesrat die Baubewilligung erteilt und auch
sofort mit den Arbeiten begonnen. Welche enormen Fort-
fchritte die Technik in kurzer Zeit gemacht, zeigt sich am


Arbeitergruppe mit dem Brandtschen Gesteinsbohrer.
 
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