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Statistisches.



Vor kurzem wurde mit dem Bau dreier «roher Gebirgs-
bahnen durch die österreichischen Alpen begonnen Es
sind dies die Tauernbahn, die Pyhrnbahn und die Kara-
wankenbahn, welche in Zukunft die kürzeste Bahnlinie
nach Triest bilden werden. Der Bau beginnt
mit der Herstellung dreier großer Tunnels auf
den genannten drei Bahnlinien, dem Kara-
wankentunnel (8016 Meter), dem Pyhrntunnel
(4340 Meter), dem Tauerntunnel (8470 Meter).
Länder- und Völkerkunde.
Tie Insel Helgoland wird im Herbst dieses
Jahres einer gründlichen „Reparatur" unter-
zogen werden. Die Verwaltung des Eilandes
hat nämlich in Oberstreit bei Striegau die
Lieferung von insgesamt 300 000 Zentnern
Steinen in Auftrag gegeben mit der Be-
dingung, daß jeder Stein ein Gewicht von
80 bis 120 Zentnern haben muß. Nach dem
Eintreffen auf Helgoland werden diese Kolosse
an der Brandungsseite der Insel in das
Meer gesenkt, um ihr so einen Schutz gegen
die Anspülung der Wogen zu gewähren.
Unterrichtswesrn.
Studentinnen auf deutschen Universitäten.
Im Sommersemester 1901 sind an der Uni-
versität München im ganzen 26 Hörerinnen
zugelassen, in Würzburg sogar 28, in Erlangen 4. In
den badischen Universitäten, die bekanntlich allein Frauen
zur Immatrikulation zulassen, sind in Freiburg 12 Damen
eingeschrieben, von denen 10 Medizin studieren, in
Heidelberg 9, von denen je 4 Medizin und Philologie
und eine Zahnheilkunde studieren, während noch 40 Damen
Vorlesungen hören. In Straßburg sind 20 Frauen Gast-
hörerinnen, 18 in der philosophischen und 2 in der medi-
zinischen Fakultät. Tübingen zählt 4 Frauen als Höre-
rinnen, Gießen 11, Marburg 6, Bonn 78, Göttingen 35,
Leipzig 69, Halle 4, Berlin 303, Kiel 9, Breslau 42,
Königsberg 21, also im ganzen 726 Frauen. Von
den deutschen Universitäten der Schweiz zählt Bern
oie meisten Frauen, nämlich 364, darunter 222
Ausländerinnen. In Zürich sind 131 Frauen, in
Basel 5 eingeschrieben.
Kunst und Likteratur.
Im Kunstverlag von Hugo Moser, Stuttgart, ist
eine aus zwölf Karten sich zusammensetzende, von
Landschaftsmaler Man. Wielandt gefertigte Serie
von acht Ansichten vom Neckar in vierzehnfarbiger
Chromolithographie erschienen. Diese im wirk-
lichen Sinne des Wortes den Namen Künstlerkarten
verdienenden Ansichten reihen sich den vom gleichen
Verlag herausgegebenen oberbayrischen und tiroler
Künstlerkarten sowohl in ideal malerischer als auch
vollendet technischer Hinsicht würdig an. Der Preis
der Serie beträgt Mi 1.—. — Im gleichen Verlag
erschien eine äußerst originelle, wirklich sinnreiche
Neuheit auf dem Ansichtskartengebiet, die sieben
verschiedene Ansichten einer Stadt auf einer Karte
zur Anschauung bringt. Die Neuheit wird „Karten-
stern" genannt, weil diese zusammenlegbare An-
sichtskarte ausgebreitet einen Stern von etwa drei-
fachem Umfang einer gewöhnlichen Postkarte bildet.
Die Karte kann zusaminengefaltet werden und bildet
dann der Verschluß ein Kleeblatt. Hierdurch ist
auch die Möglichkeit gegeben, daß diese Karten
eben mittels 'dieses gummierten Kleeblattes ver-
schlossen werden können. Bis jetzt erschienen:
Stuttgart, Paris, Dresden, Hamburg.
Haltet sie fest! Im Album einer in Bielefeld
lebenden Dame, in deren elterlichem Haus Hoff-
mann von Fallersleben viel verkehrt Hatz findetzsich,
wie man der „Frankfurter Zeitung" mitteilt, die
folgende Eintragung:
Wo sich Freude blicken läßt,
Da haltet sie fest, da haltet sie fest!
Zu wenig sind der frohen Stunden,
Zu viel der Sorgen, Angst und Not.
Kaum ist ein Leid, ein Schmerz verwunden.
Uns schon ein neues Unheil droht.
Laßt fahren dahin! Vergeßt!
Wo nur die Freude sich blicken läßt,
Da haltet sie fest, da haltet sie fest!
Wo sich die Freude blicken läßt.
Da haltet sie fest, da haltet sie fest!
Wozu doch hat uns Gott gegeben
Des Himmels Licht und Sonnenschein,
Des Geistes wundersames Leben,
Und Frühling, Jugend, Sang und Wein!
Drum eins nicht vergeßt, eins nie vergeßt:
Wo nur die Freude sich blicken läßt.
Da haltet sie fest, da haltet sie fest!
Hoffmann von Fallersleben.
Hundertste Auflage von „Webers Treizehnlinden". Die
Verlagsbuchhandlung von Ferdinand Schöningh in Pader-
born zeigt uns soeben das Erscheinen der 100. Auflage
von „Webers Dreizehnlinden" an. Wir stehen nicht an,
dies als einen großartigen Erfolg zu verzeichnen (die
1. Auflage erschien 1878), und können nur wünschen, daß
das unvergleichliche Werk echt christlicher Poesie noch mehr
eindringe in alle Kreise der Bevölkerung, daß es zum Ge-
meingut unsrer Nation werde.

Riesendörfer und Zwergstädte in Deutschland. Nach den
Ergebnissen der letzten Volkszählung haben sich die Land-
gemeinden, die über 10 000 Einwohner zählen, von 34 im
Jahre 1895 auf 84 vermehrt. Ueber 20000 Einwohner
haben davon folgende 18 Landorte: Borbeck
Essen) 47 221, Lichtenberg bei Berlin 42 770,
Löbtau bei Dresden 33920, Hamborn (Kr.
Mülheim a. d. R.) 32478, Neu-Weißensee bei
Berlin 31870, Dt.-Wilmersdorf bei Berlin
30981, Altenessen 28680, Buer in Westfalen
28509, Zaborze in Oberschlesien 27 738, Neun-
kirchen (Bez. Trier) 27 698, Schalke (Kr. Gelsen-
kirchen) 26074, Bottrop (Kr. Recklinghausen)
24857, Wanne in Westfalen 23 722, Uecken-
dorff (Kr. Gelsenkirchen) 21890, Pankow bei
Berlin 21534, Steglitz 21423, Bismarck in
Westfalen 21283, Beeck (Kr. Ruhrort) 20459.
Von den sonstigen Riesendörfern liegen, ab-
gesehen von den der Eingemeindung harrenden
Vororten von Großstädten, wie uni Berlin (7),
Dresden (3), Hagen (1), Kiel (1), Leipzig (2)
und Potsdam (1), je eins in Oldenburg, Ober-
bayern, Westpreußen und Hannover, im
übrigen aber ausschließlich in den Industrie-
gebieten des Königreichs Sachsen (3), Schle-
siens (15), Westfalens (18) und der Rhein-
provinz (21). — Das Gegenbild zu diesen
Riesendörfern sind die ganz kleinen Städte,
die noch aus alter Zeit die Stadtgerechtigkeit behalten
haben. Nicht weniger als 144 von ihnen haben noch
nicht 1000 Einwohner. Die kleinste Stadt im Deutschen
Reich ist Hauenstein im badischen Kreis und Amts-
bezirk Waldshut, die Hauptstadt des „Hotzenlandes";
ihre Einwohnerschaft hat sich von 160 im Jahre 1895 auf
191 vermehrt. Die nächst größeren Zwergstädte unter
500 Einwohnern sind: Zavelstein in Württemberg 293,
Fürstenberg in Baden 304, Berneck in Württemberg 346,
Lißberg in Hessen-Darmstadt 348, Fürstenberg in Waldeck
350, Neu-Freistatt in Baden 364, Lagow in Bran-
denburg 393, Staden in Hessen-Darmstadt 402,
Blumenfeld in Baden 418, Klosterwald in Hohen-
zollern 444, Teichel in Schwarzburg-Rudolstadt 460,
Hering in Hessen-Darmstadt 461, Waldeck in
Waldeck 483, Friedrichswerth in Sachsen-Koburg
486, Arnis in Schleswig-Holstein 500.
Ehrenmeldung.
Eine große Schenkung ist der Stadt Berlin laut
Testament des im Juni verstorbenen Komponisten
Prof. vr. Georg Vierling zugefallen. Vierling,
der am 5. September 1820 zu Frankenthal in
Bayern geboren war, lebte seit 1853 in Berlin,
wo er den „Bach-Verein" gründete und Mitglied
des Senates der königlichen Akademie der Künste
ward. Sein Vermögen im Betrage von rund
anderthalb Millionen Mark hat er der Stadt-
gemeinde Berlin zu Wohlthätigkeitszwecken Über-
macht.
Wiscellen.
Ein eigenartiges Mittel zum Schuhe derZicrsträuchcr
ist in diesem Jahre auf der vielbesuchten Halbinsel
Valentinswerder bei Spandau angewendet worden.
Man hat dort die Flieder- und Jasminsträuche
stellenweise mit Teer bestrichen, und Leute, welche dies
wahrnehmen, hüten sich wohl, die Zweige zu berühren.
Einen verblüffenden Zahlenscherz gab der Rechen-
künstler vr. Ferrol in einen: in Berlin gehaltenen
Vortrag zum besten. Durch ein einfaches Rechen-
exempel gelangt man zu einer Summe, welche das
in Frage stehende Geburtsdatum zahlenmäßig dar-
stellt. Nehmen wir als Geburtstag einer Person
zum Beispiel den 5. Oktober 1854 (5. 10. 54), so
stellt sich das Exempel wie folgt: Man multipli-
ziere Tag und Monat, als eine Zahl geschrieben,
mit 2, also 510 x 2 — 1020, addiere dazu die Zahl
7^ 1027, nehme diese Zahl X 50 ^51350, zähle
dazu 15 und die abgekürzte Jahreszahl, hier also
15 -st 54 — 69, ergiebt 51419, und subtrahiere da-
von endlich die Anzahl der Tage im Jahr (365),
bleibt Rest 51054, also „5. 10. 54", welche Zahlen
das gewünschte Datum darstellen. Der Leser wird
sich leicht überzeugen können, daß dieser Zahlenscherz
sich mit jedem Geburtsdatum vornehmen läßt.
Tic Arche Noahs. Ein englischer Gelehrter hat
eine im Britischen Museum befindliche Thontafel
aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal von
Niniveh entziffert, welche eine neue Beschreibung
der Arche Noahs und eine Liste der in ihr ent-
haltenen Tiere giebt und von neuem die Annahme
bestätigt, daß die biblische Legende von der Sündflut
und der Arche aus dem Sagenschatz der Assyrier stammt.
Laut jener assyrischen Beschreibung war die Arche ein
richtiges Hausboot, allerdings von riesigen Dimensionen.
Das Boot hatte eine Länge von 788 Kubits (ein Kubit
etwa gleich Istg Fuß) und eine größte Breite von
410 Kubits. Das Deckhaus war 660 Kubiks lang,
390 Kubits breit und 150 Kubits hoch. Es blieb also
Raum für einen Gang an beiden Seiten des Hauses und
sür ein Promenadendeck an den Enden. Von Tieren waren,
soweit die Schriftzeichen der Tafel bisher entziffert worden
sind, Dromedare, Kamele, Ochsen, Maultiere, Esel, Rinder,
Schafe, Ziegen, Antilopen und Hasen in der Arche, ferner
verschiedene Vogelarten, deren Liste mit der Taube, der
Schwalbe und dem Raben schließt.

Ein prinzipiell wichtiger Fall ist neulich vor dem Ke-
werbegericht Wiesbaden verhandelt worden. Ein Stuhl-
machergehilfe mußte für zwölf Tage zu einer militärischen
Uebung einrücken. Weder vor noch nach derselben erfolgte

Erinnerung^.Medaille an Basels Eintritt in de» Schweizer Bund (1501—1901).
Ausgesührt von der Stuttgarter Metallwareusabrik Wilhelm Mäher L Franz Wilhelm) Originalgröße.

von feiten des Arbeitgebers oder von feiten des Arbeit-
nehmers eine Kündigung, und der Gehilfe trat nach be-
endigter Uebung sofort wieder in das Arbeitsverhältnis.
Der Meister weigerte aber die Zahlung von 36 M. für
die Zeit der militärischen Uebung. Das Gewerbegericht
ging jedoch von der Ansicht aus, daß nach Z 616 B. G. B.
der Arbeitgeber verpflichtet sei, dem Arbeitnehmer während
einer militärischen Uebungszeit den Lohn weiterzuzahlen,
wenn vorher von keiner Seite eine Kündigung erfolgte.
Der Beklagte wurde verurteilt, den Lohn von 36 M.

Standbild der Kaiserin Elisabeth von Oesterreich,
Las am 15. Juli in Salzburg im Beisein des Kaisers Franz Joseph II. enthüllt wurde.

auszuzahlen. Davon gehen die Beträge für Verpflegung
und Sold im Betrage von 17.08 M. ab.
Eine für Gastwirte interessante Entschädigungsfrage ist
vor kurzem in München zur gerichtlichen Verhandlung
gekommen. Ein auf einer gepolsterten Bank sitzender Gast
blieb beim Aufstehen an einer unmerklich vorstehenden
Schraube hängen, zerriß dabei seine Hose und erhob
darauf Klage gegen den Wirt. Das Amtsgericht ver-
urteilte den Wirt zu vollem Schadenersatz unter folgender
Begründung: Der Wirt sei verantwortlich dasür, daß
durch sein Mobiliar den Gästen kein Schaden ent-
stehe, und müsse entweder selbst oder durch sein Dienst-
personal dafür sorgen, daß solche Vorkommnisse ver-
mieden würden, was durch eine genaue Kontrolle geschehen
könne.

Nachdruck aus dem Inhalt dieser Zeitschrist wird strafrechtlich »erfolgt. — Verantwortlicher Redakteur. Wilhelm Wetter, Stuttgart-Cannstatt. — Druck der Deutschen BerlagS-Austalt i» Stuttgart, Neckarstraße Nr. I2I/I23.
Briese und Sendungen- An die Deutsche Werlags-Ankalt in Stuttgart — ohne Personenangabe — zu richten.
 
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