Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Illustrirtes Sonntags-Blatt: Wochenbeilage zum "Heidelberger Tageblatt" — 1885

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.53721#0001
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Nr. 4.

1. Quartal.

1885.

das Blut noch Heise

Aie lebendige Wüsten post. (Mit Tech auf Seite 16.)

e r l e n d i s.
Kriminalnovelle von A. N- Jiangabs.
(Fortiekung.)

Tone, der deutlich sein Mißvergnügen ver-
riet!).
„Er fragt nicht einmal, was ich ihm an-
biete, um die Schuld zu tilgen und wird sogar
wüthcnd und mochte mich verschlingen," sagte
lächelnd Metaxas.
„Ich habe nicht danach gefragt," erwiderte
sanft Sculudis, „weil die Freude, welche eS
mir bereitet, Ihnen diese kleinen Dienste zu
leisten, mich hundertfach belohnt hat. Aber
gut denn, mein lieber Schuldner, welche Art
von Zahlung wollen Sie mir anbieten?"
„Etwas, das mir nur wenig kosten wird,
Ihnen aber sehr nützlich sein kann: einen
Rath."
„O, einen Rath, den nehme ich mit
Freuden an," rief
Sculudis. „Hundert
für einen, wenn Sie
wollen."
„Wohlan; zuvör-
derst sehen Sie jenes
böse junge Mädchen
dort an,die mit ihrem
Vater gemeinschaft-
liche Sache gegen
mich macht, und mich
mit ihren großen
Augen ansieht, als
wolle sie mich zer-
reißen, nun ich rathe
Ihnen, sie sobald
wie möglich zu ver-
heirathen."
„Vater," rief
Aglaia erröthend,
„wenn die neun und
neunzig anderen
Nathschlage diesem
einen gleichen, dann
halte Dir lieber die
Ohren zu."
„O die listige
Enkelin des Ulysses,"
sagte der Greis gut-
laünig, „sie fürchtet
den Gesang der
Syrene."
Aber Sculudis
senkte schweigend den

Mein Leben war gerettet, aber ich wäre zu
Grunde gerichtet und mein ganzes Vermögen
verloren gewesen, wenn jener edle Freund
nicht freiwillig dessen Verwaltung übernommen
hätte, um es mir nach meiner Rückkehr un-
versehrt und sogar vermehrt wieder zu über-
geben. Er war es auch, der geschickt die erste
günstige Gelegenheit, die sich darbot, be-
nutzend, seinen ganzen Einfluß bei den Macht-
habern anwendete, um meine Begnadigung zu
erlangen, und meine Rückkehr aus der Ver-
bannung zu erwirken. Das ist meine Schuld,
und hier steht derjenige, gegen den ich sie ein-
gegangen bin."
„Und Ihre Absicht ist es, dieselbe jetzt be-
zahlen zu wollen?" ' ' 's, in einem

(Nachdruck verboten.)
lauben Sie das nicht, lieber Freund,
und wünschen Sie es für mich auch
nicht. Wie dem auch sein möge, mich
drückt eine Schuld, und ich ^glaube,
daß ich geduldiger den Moment abwarten
werde, wo Gott mich zu sich ruft, wenn ich
dieselbe abgetragen habe."
„Von welcher Schuld reden Sie? Gegen
wen haben Sie sich verpflichtet?"
„Zu einer Zeit, wo '
in meinen Adern
kreiste," erwiderte der
Greis, „als mein Arm
noch stark und kräftig
war, ließ mich der
rasche Gang der Er-
eignisse in Europa,
und die daraus her-
vorgehenden Ver-
änderungen, denen
das Schicksal meines
Vaterlandes unter-
worfen wurde, von
seiner vollständigen
Befreiung träumen.
Ermge unbesonnene
Handlungen, ein zu
übereilter Versuch,
um unsere Pläne
auszusühren, die noch
nicht zur Reife ge-
diehen waren, setzten
mich den Verfolgun-
gen der türkischen
Behörden aus, die,
wie Sie wohl wissen,
damals mit größter
Strenge verführen.
In jenen Tagen
gab es einen Mann,
der, indem er sich
selbst der größten Ge-
fahr aussetzte, mir
zur Flucht verhalf.
 
Annotationen