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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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Heft 2
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Bernfeld, Siegfried: Über eine typische Form der männlichen Pubertät
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0179

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ÜBER EINE TYPISCHE FORM DER MÄNNLICHEN
PUBERTÄT
Von Dr. SIEGFRIED BERNFELD'
Das Studium der sexual wissenschaftlichen und psychologischen Lite-
ratur lehrt bald, daß sich die Untersuchungen und Ergebnisse dieser
Wissenschaften nicht auf alle Stadien des unerwachsenen Menschen
gleichmäßig erstrecken. Und insbesondere das Lebensalter der soge-
nannten Pubertät hat bisher wenig Beachtung gefunden, ist weniger
gut beschrieben und noch weniger verständlich geworden als die
früheren Perioden der psychischen und sexuellen Entwicklung. Das
kann um so mehr Verwunderung und Ansporn zur Arbeit erregen,
als in der Pubertät offenbar eine spezifisch menschliche Erscheinung
vorliegt. Die Entwicklung der Tierpsyche und -Sexualität kennt kein
zwischen Kindheit und Erwachsensein eingeschobenes Stadium von
charakteristischen Eigenschaften^. Es scheinen auch die wenigen vor-
genommenen Untersuchungen an primitiven Völkern zu zeigen % daß
die Pubertät nicht einmal notwendig zur Psychologie des Menschen
gehört, sondern daß ihre Ausbildung in einer gewissen Beziehung zu
Tatsachen steht, die wir „kulturelle" oder „soziale" nennen müssen.
Einer der Gründe für diesen befremdlichen Mangel in der wissen-
schaftlichen Literatur liegt wohl im Objekt selbst. Die Pubertät ist
ein außerordentlich vielgestaltiges Phänomen. Sie äußert sich auf den

1) Vortrag, gehalten in der„Wiener Psychoanalytischen Vereinigung" am lg. Febr. 1322.
2) Vgl. Mitchell, Die Kindheit der Tiere.
3) Vgl. Erich Franke, Die Entwicklung der zeichnerischen Begabung bei Negerkindern.
 
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