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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 9.1923

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Heft 4
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Graber, Gustav Hans: Über Regression und Dreizahl
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https://doi.org/10.11588/diglit.28544#0487

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ÜBER REGRESSION UND DREIZAHL
Von GUSTAV HANS GRÄBER (Bern)
Bei der Lektüre der Freudschen Arbeit über eine Teufelsneurose im
17. Jahrhundert* fiel mir auf, daß jene ersten wunschphantastischen Visionen,
die der mit der Teufelsneurose behaftete Maler Chr. Haitzmann in Wien
gehabt, eine interessante Steigerung der Befriedigungsansprüche aufweisen,
welche, wenn sie auch scheinbar progressiven Charakter zeigen, doch beherrscht
sind von der regressiven Tendenz der Loslösung von der Objektwelt und der
Rückkehr in einen Zustand restloser Befriedigung, entsprechend dein urnarziß-
tisch-alibidinösen Sein im Mutterleib. Wenn wir auch dieser Regressions-
tendenz in Analysen und psychoanalytischer Literatur oft begegnen, so bleibt
uns doch manches daran rätselhaft. Handelt es sich um eine allgemeine Er-
scheinung in der menschlichen Psyche? Ist sie derjenigen der Todestriebe ver-
wandt? Sind immer alle, auch die progressiven Strebungen, von diesem Endziel
beherrscht? Wird das postnatal-libidinöse Sein vielleicht überhaupt vom Un-
bewußten abgelehnt? Und schließlich: Ist der alibidinöse Zustand erreichbar?
Wenn ja, wie ist mit Bewußtsein vereinbar, was doch ursprünglich absolut
unbewußt war? Wichtige Zusammenhänge hat uns Alexander in seiner Arbeit
über den „biologischen Sinn psychischer Vorgänge"^ gegeben, indem
er nachwies, daß in Buddhas Nirwana tatsächlich ein Zustand erreicht ist, der
einer psychologischen Regression in das intrauterine Sein entspricht.
Daß auch die Psyche des Malers Haitzmann von diesem Endbegehren be-
herrscht war, das geht schon daraus hervor, daß er alle libidinösen Befriedigungen,
die ihm in seinen Visionen angeboten werden, als Versuchungen empfindet,
sie ablehnt und ins Kloster geht. 3
1) „Imago" IX. Band, Heft 1.
2) „Imago" IX. Band, Heft 1.
g) Es ist wohl nicht zufällig, da8 er dazu Maria-zell, die Zelle der Maria-Mutter-
gottes, auswählt.
 
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