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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 13.1902

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INNEN-DEKORATION.

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der in dem mit köstlichem Gedeck ausgestatteten
Tische seinen Höhepunkt fand (Damast von Lang
—Blaubeuern, Silber-Besteck von Rilckert—Mainz),
war eine tiefrote Wand-Bespannung gestimmt und
ebensolche Vorhänge. Auch dieses Rot kehrte auf
der gedeckten Tafel wieder, indem die Füsse der
von der Rheinischen Glashütte in Köln-Ehrenfeld
gelieferten Gläser eine rote Färbung aufwiesen.
So wirkte das Ganze mit seiner streng durchge-
führten Einheitlichkeit überaus vornehm, ruhig und
schön. Näheres über dieses interessante Haus findet
man übrigens in dem soeben im Verlage von
Alexander Koch in Darmstadt herausgegebenen,
mit ca. 400 Illustrationen versehenen Werke »Lue
Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie«.

Im Entwurf (vergl. Abbildungen S. 14 u. 15)
geben wir sodann ein Schlaf-Zimmer von Valentin
Mmk—Darmstadt, der als Mitarbeiter im Atelier
Professor Olbrich's von der Wiener Art ausgeht
und diese auch durchaus nicht verleugnet, zum
allerwenigsten in der eleganten, bestechenden Dar-
stellungs-Manier, mit welcher diese flotten Studien
auch auf Seite 40 zu Papier gebracht sind.

Es ist schon in der Einleitung dieses Heftes
betont worden, dass die Schriftleitung der »Innen-
Dekoration« auch der Aussen - Architektur dann
und wann ihre Aufmerksamkeit zuwenden wird
und warum dies notwendig ist. So bieten wir hier
eine Ansicht des von den Architekten Lossow &
Viehweger in Dresden am Elb-Ufer, unweit des
Zwingers errichteten Fern-Heiz- und Bcleuchtungs-
Werkes. Hier verdient vornehmlich die Ausgestal-
tung des Turm-Kamines Beachtung, welcher eine
sehr wesentliche Note in das reizvolle Städte-Bild
der Dresdener Elb-Ufer hineinträgt: ein Beweis,
dass bei wohldurchdachter künstlerischer Durch-
bildung selbst der vielgeschmähte Fabrik-Schlot zu
einer Zierde des Stadt-Bildes werden kann. Das
ist hier wenigstens angestrebt, in wie weit es ge-
lungen ist, das ist Geschmack-Sache, aber der gute
Wille verdient hier schon sehr lebhafte Anerkennung.

Einer unserer Pariser Mit-Arbeiter, Herr Dr.
Jules Rais, widmet in der französischen Ausgabe
des Januar-Heftes Charles Plumet und Tony Seimers-
heim eine besondere Darstellung, welcher wir Nach-
stehendes im Auszuge entnehmen:

Plumet und Seimersheim haben scheinbar erst
ziemlich spät in die moderne Bewegung eingegriffen.
Ihre ersten Möbel, ein Schlaf-Zimmer, entstanden
1893; und erst im Jahre 1895 haben sie in der
Abteilung für angewandte Kunst im Marsfeld-Salon
ausgestellt. Allein ihre Schöpfungen erwiesen sich
sogleich nicht nur als die karakteristischsten der
neuen Richtung («l'art nouveau»), sondern der

französischen Kunst überhaupt. Wie Plumet das
Hotel an der Avenue Malakoff mit einer Fassade
nach dem Bois de Boulogne nach streng konstruk-
tiven Prinzipien errichtete und es doch verstand
eine fast unerreichte Belebung des Grundrisses und
freie Grazie der Linienführung dabei zu erzielen,
so auch im Möbel-Bau. Von den alten Meistern,
die in der Steinbehandlung seine Vorbilder waren,
lernte er auch die Holz-Technik. Es bedarf natürlich
keiner besonderen Betonung, dass er nur den ersten
Fingerzeig von ihnen empfing und dass er sie nicht
nachahmte. Plumet und Seimersheim entgingen
der Gefahr, dem mächtigen Einflüsse der Alten zu
unterliegen, indem sie sich bestrebten, die Krüm-
mungen leichter, schlanker zu gestalten und den
Schwung der Linien zu verfeinern.

Die Publikation in dem vorliegenden Hefte dürfte
uns ein intimes Verständnis der beiden führenden
französischen Innen-Architekten um so eher er-
schliessen, als sie zumeist Original- Zeichnungen
wiedergibt, welche uns deren Streben und Wollen
unmittelbar nahe bringen, welche uns gewisser-
massen ihre Handschrift erkennen lassen. Es liegt
in der Absicht der Schriftleitung, schon in einem
der nächsten Hefte eine umfangreiche Publikation
nach den neuesten ausgeführten Bauten, Interieurs,
Möbeln etc. von Plumet und Seimersheim zu bieten
und es dürfte dann dort auch der Ort sein, deren
Schaffen noch eingehender zu analysieren, als es
hier geschehen konnte. Wie unser Pariser Mit-
Arbeiter mit Recht hervorhebt, spricht aus ihren
Werken echt französisches Empfinden so rein
und frei wie kaum aus anderen Schöpfungen der
neuesten angewandten Kunst Frankreichs.

Endlich noch ein Wort über unsere Farben-
Beilage! Baillie Scott, dieser hochbedeutende eng-
lische Architekt, ist den Lesern der »Innen-Dekora-
tion« kein Fremder mehr, insofern wir im Januar-
Hefte 1899 die prachtvollen Gemächer veröffentlicht
haben, welche derselbe im Auftrage des Grossherzogs
von Hessen im Neuen Palais zu Darmstadt ein-
gerichtet hat Die vorliegende Beilage, »Musik-
Zimmer«, ist eine original-getreue Nachbildung einer
Tafel aus dem soeben im Verlage von Alexander
Koch in Darmstadt erscheinenden Mappen-Werke
»Meister der fnnen-Kunsi«. Die erste Serie des-
selben (Preis 25 Mk.) ist ganz von Scott entworfen
und zeigt auf 10 farbig wundervoll durchgeführten
Kartons das Haus eines Kunst-Freundes sowohl in
der Aussen- wie in der Innen-Architektur und bietet
eine solche Fülle von Anregungen, dass man die ele-
gant ausgestattete Mappe auch auf dem Kontinente
sowohl in den Kreisen der Architekten, als des bauen-
den Publikums mit höchstem Interesse studieren wird.
 
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