DOI Artikel:
Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Hermann Kirchmayr, Silz (Tirol)
DOI Artikel:Turiner Ausstellung, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.6713#0080
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INNEN-DEKORATION.
H. KIRCHMAYR — SILZ.
Schlüssel-Griffe in Eisen geschnitten; Motiv: Mistel und Scabiosa.
Tüchtiger bereits vor Jahrhunderten gedacht und
geschaffen, sass ich unterhalb Velthurns auf einem
Hügel, immer von dem Gedanken bedrängt: Was
soll dies Arbeiten! Seit Jahren ahme ich nach, was
ein anderer gemacht — und, indem ich mich diesen
unerquicklichen Meditationen hingab, sehe ich unter
meinem Bergschuh eine Pflanze; ich betrachte sie
näher — da durchfährts mich: Die ist ja gotisch!
In der Natur also sind die Motive zu finden, da
hab' ich lebendigen Ersatz für die Alten, kurzum,
da kam mir zum ersten Male die Erkenntnis, dass
nur die Natur unsere Lehrerin sein darf.
Es hätte mir zwar diese Wahrheit früher schon
werden können, hätte ich in meiner Abgeschlossen-
heit eine Ahnung gehabt, dass es ein »Studio«
gibt. Vielleicht wäre ich dann ein unverstehender
Nachahmer der Engländer geworden. So aber
versuche ich künstlerisch ganz »Deutscher« zu
bleiben, d. h. mit gänzlichem Ausschluss fremder
Fauna und Flora, möge sie noch so färb- und
formblendend sein, will ich nur die Erscheinung
unserer Natur auf mich fördernd wirken lassen.
Mein Wollen versucht sich gewissermassen mit der
Fortsetzung der gotischen tiroler Interieurs, wie sie
sich vielleicht entwickelt hätten ohne die hemmende
Dazwischenkunft der Renaissance, welche nach
meiner allerdings anfechtbaren, rein persönlichen
Auffassung, das Lebendige, von innen heraus-
wachsende der Gotik sehr bald in ein verknöchertes
Schema überführte. Gotik ist mir »Selbst-Leistung«,
während mir die Renaissance nur als Nachahmung
erscheint. Gerade aber, weil ich selbst so lange
Nachahmer war, bin ich ein Gegner des Nach-
ahmens geworden, und das ist der Grund, weshalb
ich allein, draussen, bleibe, mich nicht den Einwir-
kungen eines grossen Kunst-Zentrums aussetze und
die unersetzbarste Anregung nur in der Natur
finde.« Soweit Kirchmayr selbst. Seine hier wieder-
gegebenen Zeichnungen bieten keine genügende
Illustration seines Könnens und seiner Anschauung.
Wer ihnen Verständnis entgegenbringt, wird rasch
die eigenartige Anschauung kennen lernen, auf die
im Einzelnen einzugehen der knappe Raum eines
kurzen Artikels nicht ausreicht, berlepsch-valendas.
TURINER AUSSTELLUNG. Die Mitglieder
des Deutschen Arbeits-Ausschusses für die Aus-
stellung in Turin, welche am 26. April eröffnet wird,
versammelten sich kürzlich in München zu einer
zweiten Delegierten-Sitzung unter dem Vorsitze des
Herrn H. E. Berlepsch. Teil nahmen u. a. die Herren:
Prof. F. v. Thiersch, Bruno Möhring, Prof. P. Behrens,
Herrn. Billing, F. A. O. Krüger, Otto Lüer, L. Neher.
Die Details wurden einer eingehenden Besprechung
unterzogen und mit Befriedigung zur Kenntnis ge-
nommen, dass von Seiten des Ausstellungs-Komitees
37 Räume mit einem Flächen-Inhalt von 20 000 qm
dem Deutsch. Reiche zur Verfügung gestellt wurden.
INNEN-DEKORATION.
H. KIRCHMAYR — SILZ.
Schlüssel-Griffe in Eisen geschnitten; Motiv: Mistel und Scabiosa.
Tüchtiger bereits vor Jahrhunderten gedacht und
geschaffen, sass ich unterhalb Velthurns auf einem
Hügel, immer von dem Gedanken bedrängt: Was
soll dies Arbeiten! Seit Jahren ahme ich nach, was
ein anderer gemacht — und, indem ich mich diesen
unerquicklichen Meditationen hingab, sehe ich unter
meinem Bergschuh eine Pflanze; ich betrachte sie
näher — da durchfährts mich: Die ist ja gotisch!
In der Natur also sind die Motive zu finden, da
hab' ich lebendigen Ersatz für die Alten, kurzum,
da kam mir zum ersten Male die Erkenntnis, dass
nur die Natur unsere Lehrerin sein darf.
Es hätte mir zwar diese Wahrheit früher schon
werden können, hätte ich in meiner Abgeschlossen-
heit eine Ahnung gehabt, dass es ein »Studio«
gibt. Vielleicht wäre ich dann ein unverstehender
Nachahmer der Engländer geworden. So aber
versuche ich künstlerisch ganz »Deutscher« zu
bleiben, d. h. mit gänzlichem Ausschluss fremder
Fauna und Flora, möge sie noch so färb- und
formblendend sein, will ich nur die Erscheinung
unserer Natur auf mich fördernd wirken lassen.
Mein Wollen versucht sich gewissermassen mit der
Fortsetzung der gotischen tiroler Interieurs, wie sie
sich vielleicht entwickelt hätten ohne die hemmende
Dazwischenkunft der Renaissance, welche nach
meiner allerdings anfechtbaren, rein persönlichen
Auffassung, das Lebendige, von innen heraus-
wachsende der Gotik sehr bald in ein verknöchertes
Schema überführte. Gotik ist mir »Selbst-Leistung«,
während mir die Renaissance nur als Nachahmung
erscheint. Gerade aber, weil ich selbst so lange
Nachahmer war, bin ich ein Gegner des Nach-
ahmens geworden, und das ist der Grund, weshalb
ich allein, draussen, bleibe, mich nicht den Einwir-
kungen eines grossen Kunst-Zentrums aussetze und
die unersetzbarste Anregung nur in der Natur
finde.« Soweit Kirchmayr selbst. Seine hier wieder-
gegebenen Zeichnungen bieten keine genügende
Illustration seines Könnens und seiner Anschauung.
Wer ihnen Verständnis entgegenbringt, wird rasch
die eigenartige Anschauung kennen lernen, auf die
im Einzelnen einzugehen der knappe Raum eines
kurzen Artikels nicht ausreicht, berlepsch-valendas.
TURINER AUSSTELLUNG. Die Mitglieder
des Deutschen Arbeits-Ausschusses für die Aus-
stellung in Turin, welche am 26. April eröffnet wird,
versammelten sich kürzlich in München zu einer
zweiten Delegierten-Sitzung unter dem Vorsitze des
Herrn H. E. Berlepsch. Teil nahmen u. a. die Herren:
Prof. F. v. Thiersch, Bruno Möhring, Prof. P. Behrens,
Herrn. Billing, F. A. O. Krüger, Otto Lüer, L. Neher.
Die Details wurden einer eingehenden Besprechung
unterzogen und mit Befriedigung zur Kenntnis ge-
nommen, dass von Seiten des Ausstellungs-Komitees
37 Räume mit einem Flächen-Inhalt von 20 000 qm
dem Deutsch. Reiche zur Verfügung gestellt wurden.