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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 14.1903

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Franke, C.: Zur künstlerischen Gestaltung von Geschäftsräumen u. Verkaufshallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6711#0145

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INNEN-DEKORATION.

J. HARDWICK—KINGSTON.

Flur-Thüre.

2ur künfflerifchen Geffciffung uon
Sefchäffsräunien u. Verkaufshcillen.

Eine der bedeutendsten Erscheinungen auf dem
Gebiete moderner Kunst-Entwickelung und
Kunst-Anschauung ist das Bestreben, die
"^-Unst herauszunehmen aus den Treibhäusern der
"Ausstellungen und Salons und mitten hineinzu-
Pflanzen in den fruchtbaren Boden des alltäglichen
Lebens. Wie kräftig sie hier Wurzel geschlagen,
2e'gt sich, einerseits in der Offenbarung einer neuen
künstlerischen Gedankenwelt, hervorgegangen aus
^er Erweiterung, die das Gebiet der bildenden Künste
erfahren hat, andererseits in dem Verständnis, welches
mehr und mehr dem nach neuen Schönheiten
ritlgenden künstlerischen Schaffen entgegenbringt.

Wenn wir auch noch weit davon entfernt sind,
^arvenu-Geschmack, Ignoranz und künstlerisches
^Piess-Bürgertum überwunden zu haben, so können
doch mit grossen Hoffnungen auf die stattliche

Kunst, die, dem Bedürfnis nach Schönheit entsprungen, die
verschiedensten Gebiete menschlicher Thätigkeit betreten hat und
siegreich auftritt, wo die Prosa reiner Zweckmässigkeit eine höhere
Auffassung der Bethätigung auszuschliessen scheint. Indem wir
dadurch immer mehr angeregt werden, allen äusseren Lebens-
verhältnissen eine künstlerische Seite abzugewinnen, kommt uns
der hohe erzieherische Wert der Kunst in verstärktem Maße zum
Bewusstsein. — Die Ansprüche an den Eindruck unserer uns
selbst geschaffenen Umgebung sind im Steigen begriffen. Nicht
allein der Besitz eines guten Bildes oder einer wertvollen Plastik
macht unser Kunst-Bedürfnis mehr aus, sondern der Wunsch,
in jedem Stück unseres Hausrates ein Produkt künstlerischen
Schaffens zu erkennen und alles zu vereinen zu einem harmo-
nischen Ganzen, in dem sich Zweckmässigkeit und Schönheit
die Hände reichen. Der Raum, in dem wir wohnen, wird somit
zum Spiegelbild unserer künstlerischen Empfindungs-Kraft. Je
stärker sich diese aber in uns entwickelt, umsomehr bedarf sie
der Wahrung und Anregung von aussen. Was wir in den eigenen
vier Wänden nicht mehr missen wollen, möchten wir auch dort
finden, wo fremde Räume uns zeitweise umgeben.

Ein grosser Teil des öffentlichen Lebens spielt sich in den
Geschäfts - Lokalen und Verkaufs - Hallen aller Art ab,
und Tausende gehen täglich in diesen Räumen ein und
aus, um den Anforderungen des Lebens gerecht zu
werden. Hierbei findet man sich nicht mehr allein mit
der Güte der Ware ab. Die gesteigerte Konkurrenz
macht es dem Geschäfts-Inhaber zur Notwendigkeit, dem
verfeinerten Geschmack eines gewissen Teiles des
Publikums Rechnung zu tragen, indem er das, was
er verkaufen will, in ansprechender und einladender
Weise anordnet. Das Arrangieren von Auslagen
ist längst zu einem wichtigen Faktor des Laden-
Geschäftes geworden. Dass hierbei in manchen
Geschäfts-Zweigen nach rein künstlerischen Gesichts-

felde blicken, die das hohe Ziel der modernen

L

^unst- Bestrebungen richtig erkannt und deren
v°n uns vertretenen Errungenschaften mit auf-
r'chtiger Begeisterung Thür und Thor öffnet.

Auf Schritt und Tritt begegnen wir heute den
Saftigen Lebens-Äusserungen einer bodenwüchsigen

A. J. HARDWICK—KINGSTON.

Kamin-Entwurf.
 
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