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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Vollmar, H.: Das Präsidial-Gebäude des deutschen Reichstages
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0075

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INNENDEKORATION

XV. 3HHRGHI1G. Dcirmlfcidf 1904. mÄRZ-HEFT.

Das Präsidial-Gebäude des deufichen Reichstages.

In den Bauplan des deutschen Reichshauses hatte
Wallot von jeher das Präsidial-Gebäude ein-
geordnet; sein ursprünglicher Gedanke war,
östlich von der mächtigen Masse des monumentalen
Bauwerkes einen Park zu schaffen, der sich bis zur
Spree erstreckend, die Villa des Präsidenten mit
Bäumen und Rasenplätzen friedlich umhege. Das
unglaublich schnelle Anwachsen der Landes-
Hauptstadt brachte für den Strassen-Verkehr ge-
steigerte Forderungen, so dass jenes 1884 geplante
Idyll schon 1900 dahin geändert wurde, im Osten
des Reichshauses ein vornehmes Wohn-Gebäude
aufzuführen, dessen Fassade sich nach der Sommer-
strasse richte, während die Hauptfront der reich
gegliederten Anlage an das Reichstagsufer grenze.
Unsere Abbildung zeigt diese Hauptfront, welche
im Obergeschoss, über dem vorgelagerten Balkon,
eine korinthische Säulen-Ordnung schmückt, deren
Giebelfeld die von Professor Widemann geschaffene
Skulptur: »Der Germania wird die Krone entgegen-
gebracht« ziert. Zur Rechten und Linken dieses
Giebels befinden sich Gruppen von Putten, in denen
Widemann hier »Handel und Schiffahrt«, dort »Die
Landwirtschaft« verkörperte. Die dem Reichstags-
Gebäude gegenüber liegende einfachere Fassade
wirkt lediglich durch vornehme Schlichtheit und
Schönheit des Materials —■ Wünschelburger Sand-

1904. III. 1.

stein. Nur das Portal ist hier durch eine Säulen-
Stellung hervorgehoben.

Das Haus enthält ausser den Wohn- und
Repräsentations-Räumen für den Präsidenten des
Reichstags, die Wohnungen für den Büreau-Direktor
und den Kastellan. Im Nebengebäude sind die
Diener-Wohnungen und Stallungen untergebracht.
Zusammen mit den seit früher bestehenden Maschinen-
Häusern, für die elektrische Beleuchtung des Reichs-
hauses, bilden diese Baulichkeiten eine geschlossene
Gruppe. Der Rest des Grundstücks legt sich
dem Gebäude als Garten vor. Unser Grundriss
Nr. 2 stellt den Garten und das Erdgeschoss,
Grundriss Nr. 1 das Hauptgeschoss dar. Die
Architektur der ganzen Anlage zeigt, überein-
stimmend mit dem Reichstags-Gebäude, die Formen-
Gebung der Renaissance.

Eine lichte gewölbte Halle empfängt die von der
Sommerstrasse Eintretenden, die seitliche Treppe,
aus Istrischem Kalkstein gefügt, führt zur Linken
in den Melde- und Garderobe-Raum, welcher, ebenso
wie die anschliessenden Arbeits-Räume des Reichs-
tags-Direktors, schlichte Holz-Täfelung zeigt. Für
die Dienst-Wohnung dieses Beamten, welche den
Hauptteil des Erdgeschosses einnimmt, ist grösste
Einfachheit des Materials und, wie überall, besondere
Sorgfalt der Ausführung maßgebend gewesen. Die
 
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