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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Lehmann, Alfred: Eine Stuhlschau im Lichthof des Berliner Kunstgewerbe-Museums
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0307

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302

INNEN-DEKORATION.

ist der letzte ein sog. Leiterstuhl, der, etwa zum Ge-
brauche in einer Bibliothek, durch einen einzigen Hand-
griff in ein Treppengerüst verwandelt werden kann. Die
Abbildungen der modernen Stühle sprechen wohl für
sich selbst; da es in diesem Ausstellungsbericht neben
der psychischen Anregungskraft der Schaustücke in der
Hauptsache nur um das Struktive derselben zu tun war,
ist auf nähere Angaben in Bezug auf Technik, Werkstoff
und Farben verzichtet worden.

Wir kommen zum Schluss. Die Stuhlparade im
Berliner Kunstgewerbe - Museum hat uns in kultur-
geschichtlichem wie auch in stilgeschichtlichem Betrachte
gar manches gelehrt, was Bücher uns nie so eindringlich
zu sagen vermochten, vor allem die Tatsache, dass die
Anfänge der heutigen kunstgewerblichen Bewegung viel
weiter zurückreichen, als man gewöhnlich anzunehmen
pflegt. Wenn man die neudeutsche Pseudo-Renaissance
der siebziger Jahre und das Formenchaos bis zum Ende
der achtziger Jahre nur als ein Stilrezidiv von lediglich
pathologischem Interesse betrachtet, als welches es
kommende Zeiten wohl einschätzen werden, so kann
man sagen, dass die Elemente des modernen kunst-
gewerblichen Schaffens — konstruktive Einfachheit, orna-
mentale Schlichtheit, Zweckmäßigkeit und dauerhafter
Werkstoff — schon in den Sitzmöbeln unserer Urgross-
väter zu erkennen sind; das werden auch unsere Ab-
bildungen aus jener Zeit bestätigen. Es ist daher nicht
unwahrscheinlich, dass dereinst, — dem steifen und oft
überladenen Empire zum Trotz — die Wetterstürme der

grossen französischen Revolution mitsamt dem ihnen
vorangegangenen Wetterleuchten, die das Angesicht der
Welt so von Grund aus verwandelt haben, auch als die
Quellenerschliesserinnen eines neuen Kunst- und kunst-
gewerblichen Empfindens der Völker bezeichnet werden.
Hat doch bereits im Jahr i 796, und nicht etwa hundert Jahre
später, wie man vermuten sollte, ein Seher das nachfolgende
Wort über den damaligen Möbelgeschmack in den Mund
eines übelgelaunten Lobredners der »guten altenZeit« gelegt:

Alles ist einfach und glatt; nicht Schnitzwerk oder Vergoldung
Will man mehr, und es kostet das fremde Holz nun am meisten.

(Goethe, Hermann und Dorothea.)

PREIS-AUSSCHREIBEN um »Entwürfe zu einem künst-
lerischen Inserat-Klischee« erlässt die bekannte Pianofortefabrik
Rud. Ibach Sohn im Dezember-Heft der »Deutschen Kunst
und Dekoration« mit Einlieferungstermin I.März IQ05. Sendungen
sind zu adressieren an die Verlagsanstalt Alexander Koch, Darmstadt.
Die genannte Firma wünscht einen Entwurf für ein künstlerisch
gestaltetes, wirkungsvolles Inserat-Klischee für grössere Anzeigen in
feinen Familien- und Kunstzeitschriften. Die Entwürfe sind auf
weissem Karton in der Grösse von 38 cm Höhe auf 28 cm Breite
in nur tiefschwarzer Tusche, in kräftiger Manier auszuführen (sog.
Holzschnitt-Manier). Für diese Aufgabe ist die Summe von Mk. 600
ausgeworfen, die in folgender Weise zur Verteilung gelangen soll:
ein I. Preis Mk. 250, ein II. Preis Mk. 150, ein III. Preis Mk. 100,
ein IV. Preis Mk. 100, jedoch steht es den Preisrichtern zu, die
Summe event. auch in anderer Weise zur Verteilung zu bringen. Die
ausschreibende Firma ist ferner bereit, diejenigen nicht preisgekrönten
Entwürfe, die von der Jury als geeignet bezeichnet werden, zum Preise
von Mk. 80 pro Entwurf anzukaufen. Sämtliche preisgekrönten und
angekauften Entwürfe bleiben Eigentum der ausschreibenden Firma
und gehen mit allen Rechten in deren Besitz über. Nähere Hin-
weise wolle man in dem oben bezeichneten Hefte einsehen.

ARCHITEKT KARL BRÄUER — WIEN.

Entzvurf zu einem Musik-Zimmer. Lob.
 
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