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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schlicht, Hans: Moderne Villen-Bauten
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Die Villen-Entwürfe von Hans Schlicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0079

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INNEN - DEKORATION

7i

Der ideale Wert des Hauses
liegt ja auch zum Schluss nicht
in der Verwendung teurer Mate-
rialien, sondern in der günstigen
Verwertung von Putz, Stein,
Fachwerk, Eisen und Farbe —
im Innern in der guten prak-
tischen Anordnung der Räume,
auf dass sich der Mensch darin
wohl fühle.

Was nun meine Skizzen
betrifft, die im Heft mit abge-
bildet sind, so sollen sie weiter
nichts sein als Gelegenheits-
arbeiten, die ohne bestimmten
Zweck gezeichnet, irgend einer
Anregung entsprungen sind. In
wenig Tagen sind sie in den
Abendstunden entstanden, ohne
besondere Sorgfalt gezeichnet
und sie sollten lediglich gemüt-
liche Häuschen sein, in denen

man sorglos leben kann. In Architekt hans schlicht—Dresden. Entwurf zu einer Villa.

einfachster Weise sind sie ge-
dacht: glatter Putz, ein rotes Ziegeldach darüber, ration wäre Hauptbedingung, um in der Ausführung
Steinsockel am Fuss, eine Holzumfriedung zwischen das zu erreichen, was die Skizze verspricht. —
den Steinschäften. Vermeidung von jeder Deko- Dresden, januar 1906. Architekt hans schlicht.

DIE VILLEN-ENTWÜRFE VON HANS SCHLICHT

zeichnen sich insgesamt durch reiche Gliederung des
Baukörpers und eine ziemlich lebhafte Sprache der
Architektur aus. Es gelingt Schlicht durchweg eine
mehr oder weniger eingreifende Disposition in die
Masse des Hauses zu bringen und diese aus malerisch-
architektonischen Gründen vorgenommene Schei-
dung und Teilung durch bau- und gebrauchstech-
nische Zwecke zu motivieren. Man hat bei seinen
Pfeilern, Erkern, Veranden usw. oft das deutliche
Gefühl, dass sie der Rücksicht auf die Bildwirkung
ihr Dasein verdanken; sieht man aber näher hinzu,
so entdeckt man für jede dieser scheinbar rein
malerischen Formen eine logische Begründung.
Fast wundert man sich darüber. Denn wir haben
schon allzu oft mit dem Gegenteil vorlieb nehmen
müssen, mit einer Zierarchitektur, die nur ihrer selbst
willen existierte und mit der Solidität und Wohn-
barkeit des Hauses nichts zu tun hatte. Die Ent-
würfe von Schlicht stellen geradezu eine Sammlung
von Motiven dar, die zugleich malerisch und tech-
nisch gut sind. Eine derartige Tätigkeit der Fan-
tasie — und die Fantasie-Produktion dieses Künstlers

ist offenbar sehr stark — kann man nur mit An-
erkennung begrüssen. Sie trägt zur Lösung eines
Problemes bei, das für unsere ganze Architektur heute
eines der allervordringlichsten ist. Wir wollen dabei
nicht verkennen, dass auch die Skizzen von Schlicht
noch nicht nach jeder Richtung vollkommen sind: Hie
und da drängt sich bei ihnen die Zusammenstellung
einzelner glücklicher Motive zu sehr auf; sie sehen aus
wie etwa der Held eines Marlitt-Romanes, der aus
lauter schönen Charakterzügen zusammengesetzt ist,
ohne eine Individualität, ein glaubhafter Mensch ge-
worden zu sein. Wenn wir also dem Künstler etwas
empfehlen dürfen, so wäre es nur das eine: Mehr
Diskretion. Freilich ist es schwer, von einem Künstler
zu verlangen, dass er die guten Einfälle, auf die er
mit Recht stolz ist, nicht in seinen Arbeiten mög-
lichst zur Geltung bringe. Allein gerade bei einem
Landhaus kommt es sehr viel auf die Stimmung an,
die es ausstrahlt und durch die es mit der Landschaft
verwächst. Nun wird man finden, dass bei allen stim-
mungsvollen Bauten die formalen Elemente immer
weise abgedämpft sind. Sie sind diskret wie die Natur.
 
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