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INNEN - DE KO RATION
OTTO PRUTSCHER—WIEN. Aus dem Ankleide-Zimmer einer Dame. Gaskamin aus
weissem Marmor. Metall vergoldet von S. Siemens.
Fenster Bleiverglasung, ausgef. von C. Geylings Erben.
WOHNUNGS-KUNST. I.
Von Otto Schulze in Elberfeld.
(Fortsetzung aus dem März-Heft.)
Die spätrömischen Villen der wieder aufgedeck- plätzen der ersteren kommen die Blüten der letz-
ten Städte künden uns von einer Gediegen- teren zur ersten Entwickelung. Beruhigung und
heit und Schönheit in der Wohnungskultur und Sicherung über die Nöte des Lebens hinaus in der
Wohnungskunst — trotz des unverkennbaren Gemeinschaft Vieler verpflichten und entlasten
raffinierten Luxus — wie spätere europäische zugleich den Einzelnen. Ruhe schafft Behagen,
Kultur sie kaum hervorgebracht und gekannt hat. Behagen frohes Sinnen und Träumen und damit
Die Moderne erst zeigt in ihren Stimmungsräumen das Verlangen nach Schönheit. So zieht schon
einen Wiederschein jenes harmonischen Dreiklanges früh das gesteigerte Gefühl des Wohlseins in die
des Raumes, allerdings in Anpassung an unsere menschliche Wohnung; noch ehe die Kunst selbst
Verhältnisse. darinnen ist, denn die scheidet die abendländische
Nachdem die letzte grosse Völkerwanderung Kultur erst viel später aus, waltet das Handwerk
vorübergerauscht war sind die Völker, namentlich für die behagliche Ausgestaltung des Raumes,
auch die Europas, zur Ansiedelung gekommen; Aus den Werkstätten der Ordensniederlassungen
neben der Hütte entsteht der Herrensitz, Weiler und Klöster sind Laienhandwerker hervorgegangen,
und Dörfer bilden sich und aus diesen Städte. Die die in kerniger, robuster Art die Räume füllen
Zivilisation geht der Kultur voraus, in den Stau- und schmücken helfen. Das Mobiliar, an sich noch
INNEN - DE KO RATION
OTTO PRUTSCHER—WIEN. Aus dem Ankleide-Zimmer einer Dame. Gaskamin aus
weissem Marmor. Metall vergoldet von S. Siemens.
Fenster Bleiverglasung, ausgef. von C. Geylings Erben.
WOHNUNGS-KUNST. I.
Von Otto Schulze in Elberfeld.
(Fortsetzung aus dem März-Heft.)
Die spätrömischen Villen der wieder aufgedeck- plätzen der ersteren kommen die Blüten der letz-
ten Städte künden uns von einer Gediegen- teren zur ersten Entwickelung. Beruhigung und
heit und Schönheit in der Wohnungskultur und Sicherung über die Nöte des Lebens hinaus in der
Wohnungskunst — trotz des unverkennbaren Gemeinschaft Vieler verpflichten und entlasten
raffinierten Luxus — wie spätere europäische zugleich den Einzelnen. Ruhe schafft Behagen,
Kultur sie kaum hervorgebracht und gekannt hat. Behagen frohes Sinnen und Träumen und damit
Die Moderne erst zeigt in ihren Stimmungsräumen das Verlangen nach Schönheit. So zieht schon
einen Wiederschein jenes harmonischen Dreiklanges früh das gesteigerte Gefühl des Wohlseins in die
des Raumes, allerdings in Anpassung an unsere menschliche Wohnung; noch ehe die Kunst selbst
Verhältnisse. darinnen ist, denn die scheidet die abendländische
Nachdem die letzte grosse Völkerwanderung Kultur erst viel später aus, waltet das Handwerk
vorübergerauscht war sind die Völker, namentlich für die behagliche Ausgestaltung des Raumes,
auch die Europas, zur Ansiedelung gekommen; Aus den Werkstätten der Ordensniederlassungen
neben der Hütte entsteht der Herrensitz, Weiler und Klöster sind Laienhandwerker hervorgegangen,
und Dörfer bilden sich und aus diesen Städte. Die die in kerniger, robuster Art die Räume füllen
Zivilisation geht der Kultur voraus, in den Stau- und schmücken helfen. Das Mobiliar, an sich noch