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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schaukal, Richard von: Die Miet-Wohnung, [4]: Revolutions-Snobismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0163

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155

DIE MIET-WOHNUNG.

Fortsetzung aus dem Mai-Heft 1906.

IV. Revolutions-Snobismus.

Man glaubt in »beflissenen« Kreisen heute Wun-
der was Anerkennenswertes getan zu haben,
wenn man die ererbten Ölgemälde in Goldrahmen
durch irgendwelche »moderne« Lithographien und
Radierungen in grün oder blau gebeizten, mehr
oder weniger hieratisch verzierten ersetzt, statt der
Porzellanvasen, Majolikakrüge und -Teller und der
neckischen »Spitzenfiguren« an allen möglichen und
unmöglichen Orten die obligaten (nachgeahmten)
»Tiffany«-Gläser anbringt und wahllos tunlichst viel
Kupfer-, Zinn- und Messinggerät anschafft. Das »Zier-
gefäss« mit schüchternem Augenaufschlag: »Wozu

bin ich eigentlich?« ist allbeliebt. Bemitteltere aber
geben verächtlich ihr höchsterstauntes Mobiliar, auf-
atmend allmählich von Zimmer zu Zimmer fort-
schreitend, an dieses oder jenes komplette »Tnterieur«
aus der Möbelausstellung daran. Man verkennt
gänzlich den schätzbaren Sinn der neuen Bewegung,
in dem man sie also voreilig — parodiert. Die neue
Bewegung war vorzüglich eine Reaktion des Kunst-
handwerks gegen die gedankenlose Klischee-
Fabrikation. Man hatte in Ländern entwickelter
Kultur (die sich vorzüglich im täglichen Umgang
und Bedarf des Durchschnittsmenschen äussert)
allerhand schöne und zugleich praktische Dinge

LUPWKJ HOHLWEIN—MÜNCHEN. Hans Gunzert—München. Büfett und Kamin-Ecke.

Braun gebeizte Föhre, Flachschnitzereien, Eisenbeschläge.
Ausführung: Schreinermeister Doll-München. Metall-
Arbeiten Jos. Zimmermann & Comp.—München. *
 
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