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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Schulze, Otto: Wohnungs-Kunst, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0168

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[6o INNEN-DEKORATION

ludwig hohlwein—münchen. Haus Wiedemann. Damen-Schreibtisch. Hell Eiche,

Intarsien. Ausführung: Möbelfabrik Ballin—München.

WOHNUNGS-KUNST. I.

Von Otto Schulze in Elberfeld.

(Fortsetzung; aus dem April-Heft.)

Hundertfünfzig Jahre herrscht die Kunst der Kunstnachblüte Italiens, die in Frankreich zu un-
Renaissance in allen Ständen. Das Leben geahnter Fülle und Lebendigkeit gedeiht und ihre
wird immer feiner, sinnlicher, sensibler, aber auch Blüten und Früchte über die oberen Zehntausend
äusserlicher. Wieder weht von Italien ein anderer breitet. Deutschland ist zur gleichen Zeit arm, nur
Wind, weicher, verführerischer. Die mächtig in Preussen reckt und dehnt sich und Schlüters herrliche
Berninis Architekturen erblühte Barocke zieht aus Bauten künden fast allein einen neuen Aufstieg.
Italiens Gefilden über die Alpen. Das letzte^ grosse In Österreich dagegen kommt die Barocke
künstlerische Geschehen von dem Boden klassischer zu glanzvoller Entwickelung, die Ferdinande II.
Kunst aus. Weiche, rundliche Formen, süssliche und III., Träger der Krone des heiligen römischen
Farben lösen die alten strengen Gebilde ab, Säulen Reiches deutscher Nation, hatten den Bruderkrieg
werden zu Schraubgewinden, Gesimse zu Schnörkel- in dem ihrem Stammlande angehängten Reiche
werk, Gold, Seide, Fleisch, Sinnenlust beherrschen schlagen lassen. Der etwas leichtere, lebens-
die Tagesstimmung, Ludwigs XIV. Sonnenglorie freudigere Zug im Charakter des Wieners sah in
überstrahlt Deutschlands von Bruderblut triefende der Barocke, und sieht noch heute in ihr die
Felder. Frankreich jubelt, Deutschland stöhnt, es höchste Ausdrucksform für lebensfrohe Eleganz
versagt, nur geringe Gefolgschaft leistet es der und feierliche Repräsentation der oberen Stände.
 
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