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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 17.1906

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Michel, Wilhelm: Das "Grand-Hotel Continental" in München: renoviert durch Architekt Ludwig Hohlwein, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.12313#0337

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INNENDEKORATION

XVII. MHRGHIIG. Dcirmlfcidf 1906. DEZeiIlBER»Hen\

DAS „GRAND-HOTEL CONTINENTAL" IN MÜNCHEN

RENOVIERT DURCH ARCHITEKT LUDWIG HOHLWEIN—MÜNCHEN.

Zu den wichtigsten Grundlagen des gesamten
modernen Lebens gehört das Reisen, das heißt
die Möglichkeit der schnellen und bequemen Über-
windung des Raumes. Die früher so eminent hohe
Bedeutung der Entfernungen ist auf ein lächerliches
Minimum herabgesetzt worden. Nicht nur dem
geschäftlichen Betriebe hat die Bewältigung des
Raumes seine moderne Form gegeben, auch das
politische, künstlerische und wissenschaftliche Leben
ist von ihr umgewandelt worden. In das Programm
aller dieser kulturellen Tätigkeiten ist die Möglich-
keit der schnellen Ortsveränderung als wichtigster
Faktor von vornherein eingeschaltet worden. Zöge
man ihn heraus, so müßte das ganze Gebäude zu-
sammenfallen. Der Machtbereich des Einzelnen hat
durch das Reisen eine ungeheuere Erweiterung
erfahren. Er kommt viel häufiger in die Lage, an
entfernten Punkten in schwierigen Situationen seine
Persönlichkeit leibhaftig einzusetzen. Und mit der
Möglichkeit der Raumüberwindung hat sich auch
die Lust dazu gehoben. Man unternimmt heute
zur Erholung oder zum Vergnügen Reisen, die
früher mit Recht als unerhörte Strapazen betrachtet
worden wären. Kurz, alle Kreise des Volkes haben

in allen ihren Angelegenheiten mit der Raum-
bewältigung rechnen gelernt, und deshalb sind die
Faktoren des Verkehrs die Grundsäulen unserer
gesamten heutigen Zivilisation.

Zu den Faktoren des Verkehrs gehören in
erster Linie die Verkehrsmittel, in zweiter Linie
aber jene Wohnstätten, die den Reisenden auf den
einzelnen Etappen seines Weges aufnehmen, die
Hotels. Hotelwesen und Verkehrswesen haben sich
stets gleichlaufend entwickelt. Jede Verbesserung
der Verkehrsmittel greift sofort oder später auf das
Hotelwesen über, und so ergibt sich, daß der biedere
Gasthof unserer Väter von dem modernen, auf der
Höhe der Zeit stehenden Hotel gerade so verschieden
ist, wie die ratternde Postkutsche vom D-Zug.

Es liegt in der Natur des Reisenden, daß er
an seine Wohnung die denkbar höchsten Ansprüche
stellt. Der stunden- und tagelange Aufenthalt im
Coupe legt ihm, auch wenn er mit allem Komfort
zu reisen gewöhnt ist, doch eine ganze Reihe von
Beschränkungen und Benachteiligungen auf, die bei
aller Geringfügigkeit doch auf die Dauer lebhaft
empfunden werden. Für diese Benachteiligungen
wünscht er wenigstens durch den Aufenthalt auf

1906. XII. X.
 
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