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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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J.: Ausstellung "Der Gedeckte Tisch": arrangiert von J. A. Lux
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0114
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IOO

AUSSTELLUNG „DER GEDECKTE TISCH."

Arrangiert von J. A. Lux —Dresden.

Eine liebenswürdige Kunst und von je der feinfühligen
Weiblichkeit als besonderes Betätigungsfeld vorbehalten,
ist sie, die Kunst des Tafelschmucks. Allein das Wort
löst eine Kette poetischer Gedanken aus. Eine der erfreu-
lichsten Blüten der Kultur bildet sicher die Gepflogenheit,
die Stätte des Mahls, die an sich der rohen Notdurft des
Leibes dienen soll, durch Mittel der Schönheit in eine
höhere Sphäre zu erheben und so den tierischen Vorgang
des Essens zu adeln, zu einer ästhetischen Handlung zu
gestalten. Man denkt an den belebenden Einfluß der
Blumen und Farben auf die Stimmung der Menschen,
die sich um den Tisch vereint haben, und wie sich die
Anmut des Tafelschmucks in der Anmut der Gespräche
spiegeln kann und soll. Doch von dem allem mag in
unsern Familien- und Frauenblättern, deren es Duzende
gibt, gesprochen werden, hier soll der Gegenstand ein-
mal vom Standpunkte des Geschäftsmannes betrachtet
sein. Und es sind recht viele Geschäftsleute, für die das
Thema „Der gedeckte
Tisch" ein besonderes
Interesse bietet.

Größere kunstge-
werbliche Anstalten,
die neben Mobiliar und
Einrichtungs-Gegen-
ständen auch Porzellan,
Bestecke, Gläser, Tisch-
zeug führen, täten un-
klug, all diese Dinge
einzeln zur Ausstellung
zu bringen. Sie sind
auch nicht für ein Ein-
siedlerdasein bestimmt.
Eine Speisezimmer-Ein-
richtung mit den nackten
Möbeln allein wirkt öde,
starr, tot. Erst die blin-
kenden Gläser, das
schimmernde Weiß der
Decken und Servietten,
die feinen sauberen
Formen von Tellern und
Besteck bringen in den
Raum das belebende
Element, er beginnt zu
atmen und Stimmung
zu verbreiten. — Nun
aber gilt es, nicht vor
dem lernten Schritte
Halt zu machen. Auch
der natürliche Tafel-
schmuck , die grünen
Zweige, die bunten
Blüten sind ein notwen-
diges Glied in diesem
Raum, ohne sie klingt
der Akkord nicht voll, es
fehlt der freudige, helle,
jugendliche Sopran.
Wenn die Besonderheit
der Möbel, ihre Farbe,
ihr Bau, die Nachbar-

Geburtstags-Tisch mit Efeulaub und Atlasbändern.
AUSSTELLUNG DER DRESDENER WERKSTÄTTEN FÜR HANDWERKSKUNST.

schaff von Blumen nicht verträgt, so taugen sie ganz
gewig nicht in ein Speisezimmer. Der moderne Stil hat
uns neben manch andern Fehlgriffen auch in jener Hinsicht
verfehlte Speisezimmer nicht selten gebracht. Vor allem
solche, die an den Möbeln selbst schon soviel grellen
Schmuck trugen, daß auch kräftigere Blumen sich daneben
nicht behaupten konnten, namentlich wenn das Ornament
selbst schon Pflanzenmotive enthielt. Im Entwurf muß also
bereits an die gute Wirkung des Tafelschmucks gedacht
werden, doch darf man dann auch nicht versäumen, wenn
diese Harmonie erreicht ist, sie dem Publikum ad oculus
zu demonstrieren: die Speisezimmer in Auslagen und Aus-
stellungen seien stets fertig bis auf den leßten Schmuck,
bis auf das Grün und die Blumen.

Aber auch die Blumengeschäfte auf der andern Seite
sollten ihre Sträuße nicht zwecklos hinstellen, auch in ihre
Auslage gehört „der gedeckte Tisch", nicht minder in die
Gläser-, Besteck- und Linnengeschäfte. Für die Aufmach-
ung aber gilt in ent-
sprechender Variation,
was wir schon zu der
„festlichen Dekoration"
angemerkt haben: Ein-
fache, reine Farben-
zusammenstellungen
werden hier stets die
beste Wirkung tun.
Weiß ist als Farbe für
die Gedecke ausschließ-
lich zu empfehlen. Das
frische Grün des Lau-
bes, ein kräftiges Gelb,
Blau oder Rot stimmen
vorzüglich damit zu-
sammen. Doch nehme
man für gewöhnlich
neben Weiß nicht
mehr als zwei Farben 1
— Unsere Abbildungen
stammen von einer
kleinen Ausstellung, die
die Dresdener Werk-
stätten für Handwerks-
kunst zusammen mit
Herrn Josef August Lux
arrangiert hatten. Es
fehlt leider das wich-
tigste Element, die
Farbe, doch kann der
Leser wenigstens den
Aufbau der Tafeln er-
kennen, namentlich die
gute Wahl der Gefäße
für Laub und Blumen,
die, an sich einfach und
schmucklos, in ihrer
verschiedenen Form auf
die Eigenart der Blu-
men Rücksicht nehmen,
worauf hier beson-
deres Gewicht gelegt
wurde. j.
 
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