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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Jaumann, Anton: Die Räume des "Vereins für Deutsches Kunstgewerbe, Berlin": auf der "Großen Berliner Kunst-Ausstellung 1907"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0255
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INNEN-DEKORATION

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Die kleine (nicht abgebildete) Kredenz hat aus-
ziehbare Tragbretter, die Aufsätze können zudem
mit dem aufgestellten Geschirr ganz abgehoben
und zum Servieren oder Abtragen benützt werden.
Auch das Büfett scheint, wie der Kaminumbau,
in seiner kraftvoll beredten Konstruktion zu be-
weisen, daß Altherr sich in letzter Zeit stark
jener Richtung annähert, die im kunstgewerblichen
Schaffen vornehmlich auf Betonung des »Aus-
drucks« abzielt.

Den Raum von Leo Nachtlicht beherrscht ein
ziemlich intensiver Kontrast: Möbel aus Birkenholz,
gelb poliert, und violette Tönung der Wand. Eine
Kaminecke, vertieft in die Wand eingelassen, wirkt
gegenüber diesen Farben hauptsächlich als dunkler
Fleck. Der Kamin selbst ist von buntem, poliertem
Steinmosaik umgeben, im oberen Teil der Nische
dagegen sieht man eine Mosaikimitation nach einem
neuen Verfahren von Marno Kellner. Auch über
dieses neue Verfahren kann natürlich erst nach
einiger Zeit ein definitives Urteil gesprochen
werden.

Eine sehr dankenswerte Abwechslung in dem
Zug der Räume bietet das Tee- und Lesezimmer
von Lucian Bernhard, dem vielbeschäftigten Plakat-

und Buchschmuckzeichner. Natürlich konnte Bern-
hard auch als Innenarchitekt den Plakatmaler nicht
verleugnen. Aber die verschiedenen originellen
Einfälle, durch die sich sein Raum auszeichnet,
wären ihm kaum gekommen, wenn seine Phantasie
nicht in dem andern Milieu, dem Plakatwesen,
reichlich befruchtet worden wäre. Ein anderer
hätte vielleicht, nach den vielen mißglückten
koloristischen Experimenten der Moderne, eine
Farbenzusammenstellung: Schwarz, weiß, rot, blau,
wie sie Bernhard hier gewagt hat, von vornherein
für unmöglich erklärt. Die Ausführung gibt Bern-
hards geschultem Farbengefühl Recht. Es kommt
eben nur darauf an, an welcher Stelle die einzelnen
Farben verwendet werden. Schwarz ist hier das
gesamte Mobiliar. Weiß sind die Wände, einzelne
Stoffe und das Porzellan des Geschirrs. Rot und
blau sind die dekorativen Zugaben, Stickereien,
Buchrücken, Porzellanmalereien. Man sieht, es
waltet ein innerer Zusammenhang zwischen dem
Wesen der Farbe und dem Gegenstand, der sie
trägt. Die arbeitenden« Teile sollten von den
schmückenden Partien immer derart geschieden sein,
daß ihr gegenseitiges Verhältnis auch im Charakter
der Farbe zum Ausdruck kommt. Besonders

1007. vm. 2.
 
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