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INN EN-DEKORATION
ENTWURF: ARCHITEKT J. o. TOPPE—BREMEN. Schreib- und Lese-Zimmer I. Klasse des Schnelldampfers
«Kronprinzessin Ceciliet.. Ausführung: J. C. Pfaff—Berlin.
sind die bremischen Kräfte, Bruno Paul, Jos. Olbrich
und Richard Riemerschmid die außerbremischen
Künstler, die zur Mitarbeit eingeladen wurden.
Die Räume, um deren Ausbildung es sich
handelt, sind mit ihrer Grundfläche von annähernd
3X4 Meter kaum noch im alten Sinne Kabinen
zu nennen. Die Kleinheit der Fenster, die geringe
Höhe und die Tatsache, daß Wand und Decke
infolge der Konstruktion des Schiffskörpers von
Natur nicht rechtwinkelig zu einander stehen,
unterscheidet sie äußerlich von den Räumen einer
Hauseinrichtung. Einige der Künstler haben ihre
Aufgabe damit angefangen, daß sie diese vom
Schiffsrumpf diktierte Schräge des Raumes: die
jeder architektonischen Wirkung feindlich ist, durch
ihre Deckenkonstruktion beseitigt haben; so B. Paul
und Olbrich; andere wie Riemerschmid haben
darauf verzichtet, vielleicht in der Überzeugung,
daß dies Verbergen der einmal gegebenen Schiffs-
kojen-Form ein Verstoß gegen die Logik moderner
Raumkunst sei. Gemeinsam ist allen, daß sie sich
bemüht haben, den amerikanischen Möbelwitz, der
in diesen wandfesten Wasch-, Schreib- und Toi-
letteapparaten in der Enge der Kabinen sein gutes
lange eingebürgertes Recht besitzt, mit ihren Kunst-
formen in Einklang zu bringen. Mit den polierten
Flächen wertvoller Hölzer oder sorgfältig ge-
strichenen und gut gearbeiteten glatten Wänden
vertragen sich diese Umwandlungsmöbel ohne jeden
Zwang; der handliche Mechanismus, die hygienische
Sauberkeit der Geräte verbindet sich ausgezeichnet
mit der schmucklosen Glätte des gediegenen
Materials moderner Möbelkunst.
Fragt man nach dem Gesamteindruck, nach
der Raumstimmung, so stehen Olbrich und Riemer-
schmid an der Spitze. Bei jenem ist es besonders
der Salon, der reich und vornehm und doch so
selbstverständlich wirkt, als könnte er nicht anders
gebildet sein. Ein Lederbezug, im Ton grünsilbrig
wie alte Bronzepatina, im Muster durch einfache
Punzenarbeit in viereckige Felder geteilt, überzieht
die Wände und die beiden Sofabänke, die einander
gegenüber stehen. Die nischenartige Endigung
des Raums dient dem komplizierten Toilettemöbel
INN EN-DEKORATION
ENTWURF: ARCHITEKT J. o. TOPPE—BREMEN. Schreib- und Lese-Zimmer I. Klasse des Schnelldampfers
«Kronprinzessin Ceciliet.. Ausführung: J. C. Pfaff—Berlin.
sind die bremischen Kräfte, Bruno Paul, Jos. Olbrich
und Richard Riemerschmid die außerbremischen
Künstler, die zur Mitarbeit eingeladen wurden.
Die Räume, um deren Ausbildung es sich
handelt, sind mit ihrer Grundfläche von annähernd
3X4 Meter kaum noch im alten Sinne Kabinen
zu nennen. Die Kleinheit der Fenster, die geringe
Höhe und die Tatsache, daß Wand und Decke
infolge der Konstruktion des Schiffskörpers von
Natur nicht rechtwinkelig zu einander stehen,
unterscheidet sie äußerlich von den Räumen einer
Hauseinrichtung. Einige der Künstler haben ihre
Aufgabe damit angefangen, daß sie diese vom
Schiffsrumpf diktierte Schräge des Raumes: die
jeder architektonischen Wirkung feindlich ist, durch
ihre Deckenkonstruktion beseitigt haben; so B. Paul
und Olbrich; andere wie Riemerschmid haben
darauf verzichtet, vielleicht in der Überzeugung,
daß dies Verbergen der einmal gegebenen Schiffs-
kojen-Form ein Verstoß gegen die Logik moderner
Raumkunst sei. Gemeinsam ist allen, daß sie sich
bemüht haben, den amerikanischen Möbelwitz, der
in diesen wandfesten Wasch-, Schreib- und Toi-
letteapparaten in der Enge der Kabinen sein gutes
lange eingebürgertes Recht besitzt, mit ihren Kunst-
formen in Einklang zu bringen. Mit den polierten
Flächen wertvoller Hölzer oder sorgfältig ge-
strichenen und gut gearbeiteten glatten Wänden
vertragen sich diese Umwandlungsmöbel ohne jeden
Zwang; der handliche Mechanismus, die hygienische
Sauberkeit der Geräte verbindet sich ausgezeichnet
mit der schmucklosen Glätte des gediegenen
Materials moderner Möbelkunst.
Fragt man nach dem Gesamteindruck, nach
der Raumstimmung, so stehen Olbrich und Riemer-
schmid an der Spitze. Bei jenem ist es besonders
der Salon, der reich und vornehm und doch so
selbstverständlich wirkt, als könnte er nicht anders
gebildet sein. Ein Lederbezug, im Ton grünsilbrig
wie alte Bronzepatina, im Muster durch einfache
Punzenarbeit in viereckige Felder geteilt, überzieht
die Wände und die beiden Sofabänke, die einander
gegenüber stehen. Die nischenartige Endigung
des Raums dient dem komplizierten Toilettemöbel