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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 18.1907

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Schulze, Otto: Die Villa Frank zu Köln-Lindenthal: erbaut von den Architekten Ziesel und Friederich in Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.7501#0376

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362

INNEN-DEKORATION

DIE VILLA FRANK ZU KÖLN-LINDENTHAL

ERBAUT VON DEN ARCHITEKTEN ZIESEL UND FRIEDERICH IN KÖLN.

Die Bebauungsweise Kölns zeigt seit den letzten
Jahren ein anderes Gesicht. Die unglaublich
schnelle Bebauung der durch die Stadterweiterung ge-
wonnenen Terrains innerhalb der neuen Festungswälle,
die sich nunmehr wohl überlebt haben dürften, hat,
durch Spekulation, wie auch durch Großstadt- und Groß-
mannsucht gefördert, eine unglaubliche Menge der stil-
losesten und fragwürdigsten Bauten entstehen lassen.
Daß hier und da auch ein strengerer Kritik standhalten-
der Bau, namentlich aus dem letzten Jahrzehnt, zu finden
ist, soll durchaus zugegeben werden, denn Köln hat stets
eine ganze Reihe guter Architekten aufzuweisen gehabt,
die ihre Auftraggeber im Sinne der Zeit stets bestens
bedienten. Leider haben sie ihren Auftraggebern häufig
zu sehr nachgeben müssen. Köln war stets der gegebene
Ort für Stilbauten vom Mittelalter bis zur Zeit des ersten
französischen Zäsars. Alle Kunstentwicklung Kölns lag
seit jeher im Banne der Tradition. Man denke nur an
die öffentlichen Gebäude, ganz abgesehen von den
Kirchen, so an den Bahnhof, das Postgebäude, die Reichs-
bank und das aus letzter Zeit stammende Polizei-Präsidial-
gebäude. In den Privatbauten kehrt jeder Stil wieder:
romanisch, gotisch, alle Renaissancen; in Barock und
Rokoko flaut es etwas ab. — Aber, was wundern wir
uns darüber 1 Siehts nicht in andern Großstädten geradso,
ja noch weit schlimmer aus — und sie hatten nicht ein-

mal die glänzende Stilvergangenheit Kölns. Die Lust-
seuche »Bauen« hat überall schwere Opfer gefordert
und fordert sie heute noch trotz der »besseren« Zeiten,
trotz der »größeren« Künstler und trotz der geradezu
»ungeheueren« Summen, die verbaut werden. Die Leute,
die bauen wollen oder bauen müssen wie die, die sich
etwas bauen lassen, sind immer noch nicht so aufein-
ander geaicht, daß alle daraus gegenseitig entspringenden
Verbindlichkeiten als eingelöste Kulturwerte gelten
könnten. Das liegt eben an den Verhältnissen. An
Künstlern fehlts nicht, auch nicht an Geld und Bau-
gelegenheiten — es fehlt an jungen oder doch jung
fühlenden, mit der Zeit gehenden Auftraggebern. Von
der alten Generation, die noch immer in Großelterns
Vermächtnis sterben oder die Erinnerungen daran wach-
halten will, kann man den ganzen Sprung in die neue
Zeit nicht mehr gut verlangen, wohl aber von denen,
die das Deutschland nach 1870 als ihre Heimat betrachten.
Das scheint mir ganz naturgemäß, hier wie dort mensch-
lich notwendig.

Wo sich Köln in dem letzten Jahrzehnt über seinen
Festungsgürtel hinaus gestreckt und gedehnt hat, so auf
dem Gelände am Rheinufer bei der Marienburg, über
Lindenthal hinaus . am neuen Stadtwald, nach Müngers-
dorf zu und an einigen anderen Kolonie-Gründungen,
wo die Natur leider — oder auch nicht leider — recht
 
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