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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Werner, H.: Architekt Hermann A. E. Kopf, Frankfurt a. M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0212

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INNEN-DEKORATION

HEU-MANN A. E. KOI'K—FRANKFURT A. M.

Nische und Treppen-Aufgang in der Diele
des Landhauses Jiildebrandt in Lindenfeh.

Wänden, dem inneren Treppenaufgang und den Möbeln
verwendet. Nur die Hinterwand des Kamins bringt
lebhafte Farben hinein in den goldenen und roten
Mosaikquadraten der Mauerverkleidung. Dagegen
leuchtet von der Cretonnebespannung der Wände und
den Sesselpolstern die Fülle sich drängender und
schlingender Rosen in verhaltener, milder Glut. Sie
sind da recht und passend am Ort in einem winter-
lichen Gemach, die den Sommer verheißen und den
Sieg seiner Blumenpracht verkünden in kalter und
trüber Zeit. Denn die will ja doch niemand halten
in ihrem Schwinden, trotz der trautesten Kaminstunden
und -winkel. Einen Blick ins Herrenzimmer zeigen
wir, mit dem breiten Nischensitz und den eingebauten
Bücherschränken, ganz in rot gebeiztem Kiefernholz
ausgeführt, ein Raum von — auch im Material — be-
absichtigt stark betonter Einfachheit. Hier wie in allen
anderen Zimmern Möbel, Lichtträger, Wandstoffe und
-Schablonen nach Kopfs eigenen Entwürfen.

Im Treppenhaus überrascht die feine Ausnützung
eines Vorsprungs über dem darunter liegenden Erker
zur Einfügung eines kleinen, recht eigentlich »architek-
tonisch« aufgebauten Wintergartens, in der Abbildung
gerade mit dem letzten Eckchen hervorschauend.
Auch sonst ließe sich aus den anderen Gelassen noch
manche Feinheit benennen und im Bilde zeigen, ginge
das nicht über die allgemein hinweisende Absicht dieser
Zeilen hinaus. Das Eine aber sei noch herausgehoben:
daß alle Arbeiten für das Landhaus in ihren technischen
Anforderungen so beschaffen waren, daß die ländlichen
Handwerker sie — ausgenommen die Lichtträger —

ohne alle Schwierigkeit ausführen konnten. Wie wert-
voll sind doch Anregungen solcher Art in einer Zeit,
die das Elend des Gewerbeschulwesens erst auf neue
handwerkliche Grundlagen zu stellen langsam beginnt.

Für Kopfs Räume in Großstadthäusern kamen
natürlich keinerlei Rücksichten auf Beschränkung der
Technik und des Materials in Betracht. In keiner
Leistung ist er wohl glücklicher gewesen als in der
Ausstattung eines Musikzimmers, für das der Wunsch
des Bestellers ausdrücklich Louis seize-Stil vorgeschrieben
hatte. Aber der Künstler schaltete mit diesem Ver-
langen recht frei und hielt sich daran nur in den
Elementen der gegenüber dem Rokoko strengeren,
einfacheren Form und der schlichteren Farbe. Wie
schade, daß davon gerade unsere Abbildung keinen
Begriff zu geben vermag 1 Die einzige geschlossene
Wandfläche eines alten Raumes wurde bestimmt, den
wichtigsten Eindruck zu tragen. Der Architekt gab ihr
einen Vorbau, schnitt daraus die große Nische für das
Sofa und führte diese über kleine Säulen vor einer
gefaßten Facetteverglasung in schmälerem Verlauf rechts
und links nach den Seiten. Ein vergoldetes Ornament
umzieht plastisch das Gesims oben und unten sowie die
Decke und scheidet durch dünne Leisten die mit hell-
grauer Seide bespannten Wandfelder. Roter Marmor
umfaßt das der Antike nachgebildete Terrakottarelief
der Nische, aus gleichem Material runden sich die
Säulchen zwischen den bronzenen Sockeln und Kapitellen.
Kleine Medusenköpfe spenden als Wandbrünnlein lautlos
rinnende Strahlen in goldene Gefäße, sie selbst aus
blau-gelbem Mosaikgrund hervortretend, der sich farbig
 
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