Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

DOI Artikel:
Otto, Karl Heinrich: Garten-Fragen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0215

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

197

GARTEN-FRAGEN.

VON KARL HEINRICH OTTO.

Daß wir Haus und Garten als eine architektonische
Einheit zu betrachten haben, das ist an sich nicht
neu, aber — man hat es uns doch erst wieder in Er-
innerung bringen müssen. So sehr sich Architektur
und Kunstgewerbe bei den kunsthistorischen Vorbildern
ihre großen Motive - Sammlungen füllten, so wenig
dachten Gartenarchitekt und Gärtner daran, beim Nieder-
gange ihrer Kunst bis zum Wildnis-Naturalismus, aus
den verwandten Quellen zu schöpfen, die, wie uns
nunmehr große Publikationen belehren, noch immer
fließen. Hier war bis auf den heutigen Tag noch immer
Leben, denn ein Garten in Menschennähe, und sei er
noch so alt, verödet nie. Für Kunstzwecke hat man
allerdings diese historischen Überbleibsel, diese An-
hängsel alter Bauwerke selten in Anspruch genommen.
Und doch sind viele der alten Gärten außerhalb der
Großstädte Tradition, lebendige Überlieferung für uns
geblieben; aber wer sprach davon, wer hat — die
Kämpfer dafür aus unserer Zeit ausgenommen — jemals
bei der Geschichte der Architektur in kunstgeschicht-
lichem Sinne des Baugeländes, hier des Gartens in
seiner uralten innigen Beziehung zum Bauwerk, zum
Hause gedacht. Auch wir in Deutschland sind nicht

arm an guten alten Beispielen in Bauern- und Pfarr-
gärten, in Bürgergärten, in Großgärten und kleinen
Parks bei alten Rittergütern, wie auch in den groß-
zügigen Anlagen unserer Fürstensitze. Nachdem dem
Auslandgarten so viele und zum Teil recht wertvolle
Publikationen gewidmet sind, könnte wohl auch dem
engeren Vaterlande diese Aufmerksamkeit und Wert-
schätzung zukommen. Wir nehmen jetzt hier und da
zum hundertsten Male alte Architekturen, Räume, Möbel
und Geräte auf, des deutschen Gartens hat man sich
aber bisher leider nur recht stiefmütterlich angenommen.
Wie viele Dornröschen dieser Art schlummern noch
hinter alten Kulissen.

Wir haben auch dort den streng geometrisch auf-
geteilten, in seiner ganzen Aufmachung und in allem
Beiwerk architektonisch wirkenden Garten, wie ihn die
Moderne heute will; in allem zugehörig zum Hause,
dessen gleiche Grundfläche er mindestens beansprucht,
häufig aber auch um ein zwei- bis vierfaches überbietet.
Und erst bei größeren Anlagen, die sich über so und
so viel Morgen Land breiten, hängt ein Park oder auf-
geschlossener Wald an. Der architektonische Garten
leitet dazu über. Es gibt viele Anlagen dieser Art, die
 
Annotationen