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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Otto, Karl Heinrich: Imitation und Surrogat
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R.: Die feierliche Eröffnung der Hessischen Landes-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0246
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228 INNEN-DEKORATION

architekt carl witzmann—wien.

ist, dann mag es sein was es wolle und heißen wie es
wolle, es wird sich als ein neuer Werkstoff ebenbürtig
einreihen lassen, wenn er in allem das ist und das zu
erfüllen vermag, wofür er bestimmt ist. Denn die ungeheure
Preissteigerung der natürlichen Rohstoffe bedingt, daß wir
uns der Erfindung neuer Ersaßstoffe, neuer Surrogate zu-
wenden. Wer hätte noch vor zehn Jahren gedacht, dag
die Bauweise in Beton, der ganz neue Konstruktions-
prinzipien nutjbar gemacht werden mußten, von so gewaltiger
Tragweite in unserer modernen Baukunst werden sollte.

Man gebe also auch der Imitation und dem Surrogat
künftig vorurteilsfrei ihr Recht, wenn sie ästhetisch,
materiell und moralisch eine einwandfreie Verwendung
gewährleisten! karl Heinrich ottö.

£

DIE FEIERLICHE ERÖFFNUNG DER HESSISCHEN
LANDES-AUSSTELLUNG für freie und angewandte
Kunst, Darmstadt 1908 durch Seine Königliche Hoheit den
Großherzog Ernst Ludwig fand am 23. Mai in Gegenwart
einer glänzenden Festversammlung auf der seit dem Jahre
1901 der Kunst geweihten Mathildenhöhe statt. Der in
ihrem Namen klarliegende Zweck der Ausstellung, einen
Überblick über die Produktion der freien und angewandten
Kunst des Hessenlandes zu geben, ist völlig geglückt. Nicht
Sensationen sollten geboten werden, sondern das stetige
Vordringen des neuen Geistes in unsere Kultur, die sieg-
hafte Kraft des neu erwachten Sinnes für das zweckmäßig
Schöne, soll bewiesen und nachdrücklichst gestärkt werden.
Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet der von Professor

Kamin aus einem Speisezimmer.
Ausfühmtng; J. Soulek — Wien.

Olbrich entworfene, von der Stadt Darmstadt als Erinnerung
an die Vermählung des Großherzoglichen Paares gestiftete,
„Hochzeits-Turm", Darmstadts neues Wahrzeichen. Daran
schließt sich das ebenfalls von Prof. Olbrich errichtete
„Gebäude für freie Kunst".

Diesem gegenüber liegt auf abfallendem Terrain das von
Professor Albin Müller erbaute Gebäude für angewandte
Kunst. Der nördliche Teil desselben enthält eine Anzahl
im Auftrag des Staates ausgeführter Räume: Schwur-
gerichtssaal, Richterbibliothek etc. Die eigentliche Wohnungs-
kunst finden wir auf der Südseite und im Obergeschoß des
Gebäudes. Etwa 80 Zimmer jeder Art sind hier unter-
gebracht: alle in guter Formgebung und gediegener Aus-
stattung. Eine eingehende Würdigung der Leistungen der
Künstler und Ausführenden muß einem späteren Heft
überlassen bleiben.

In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein Wartesaal
für Bad Nauheim, geschmückt mit Bildern von Ludwig von
Hofmann. Der als Vorraum dienende sogenannte keramische
Hof ist ebenfalls für Bad Nauheim bestimmt. Auf Anregung
Professor Scharvogels wurde hier zur Dekoration das uralte,
viel mißverstandene Material der Terrakotta benurjt. Bildhauer
Jobst lieferte die Modelle, die durch Scharvogel gebrannt
wurden. Von Jobst ist auch ein reizender Brunnen inmitten
des Hofes aufgestellt.

Die erste illustrierte Publikation über die Hessische
Landes-Ausstellung ist im Juliheft der „Deutschen Kunst
und Dekoration" enthalten. Diese erste Veröffentlichung
behandelt die Architektur, während im Augustheft Malerei,
Plastik und Raumkunst zu Worte kommen sollen. — r.
 
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