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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Widmer, Karl: Rückblick und Ausblick
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L.: Das Neue fürstliche Kurhotel und Badehaus Pyrmont
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0292

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274

INNEN-DEKORATION

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architekten a. karst und h. fanghänel—cassei

Säulenhof mit Brunnen.

gegründete künstlerische Kultur aufgehört hat. Als
das Rokoko mit dem Louis Seizestil die Richtung auf
das Einfache einschlug, begann eine ähnliche Reaktion
des Geschmacks wie heutzutage. Darin liegt die wahre
Bedeutung des Vorbilds, das den Engländern ihr
Sheraton, uns das Empire und Biedermeier gibt. Es
ist die innere Verwandtschaft des gleichen künstlerischen
Geistes, die es der modernen Kultur ermöglicht, da
wieder anzuknüpfen, wo die alte den Faden abgerissen
hat. Auch darin liegt eine Garantie für die Zukunft
der modernen Kunst. prof. kari. widmer- Karlsruhe.

Ä

DAS NEUE FÜRSTLICHE KURHOTEL UND
BADEHAUS PYRMONT. Die gesteigerten Be-
dürfnisse unserer Zeit treten bei der Anlage der großen
Sanatorien und Kurbäder in auffallender Weise zu
Tage. Wir verlangen hier nicht nur die einwandsfreie
Erfüllung der Gebote der Hygiene, sondern auch die
völlige Befriedigung der Luxus-Ansprüche, die das Haupt-
Kontingent der Besucher solcher Bäder stellt. Der Archi-
tekt steht vor einer schwierigen aber dankbaren Aufgabe.
Um die Gewinnung einer möglichst guten Lösung des
Problems zu ermöglichen, hat sich in den letzten jähren
die Sitte der Preisausschreiben eingebürgert. So kam auch
die großzügige Anlage des neuen Fürstlichen Kur-
hotels und Badehauses Pyrmont auf diesem
Wege zustande. In einem Wettbewerb des Jahres 1902
wurde den Architekten A. Karst und H. Fanghänel in
Cassel der Preis und die Ausführung der neuen Kurhaus-
Anlage übertragen. Es handelte sich um ein Gebäude

von ca. 8800 Quadratmeter Grundfläche im Gesamtwert
von 2 '/2 Millionen Mark. Mit Rücksicht auf die
Sommer-Saison, die durch den Neubau nicht gestört
werden durfte, mußten die Arbeiten im Winter aus-
geführt werden. Trotz des schlechten Bauwetters im
Jahre 1906/07 war es den Architekten möglich, den
ganzen Bau-Komplex in zwei Winterhalbjahren fertigzu-
stellen, sodaß bei Kurbeginn 1907 der Neubau dem
Betrieb übergeben werden konnte. Es war dies eine
Leistung, die nur Dank den vortrefflichen Dispositionen
der ausführenden Architekten möglich war. Der archi-
tektonisch wichtigste Teil der Anlage ist das Kurhotel
mit großem Restaurant, Frühstückszimmer, Lesezimmer,
Salons und Logierzimmern. Dem Kurhaus schließt sich
das große eigentliche Badehaus an, das 145 Badezellen
mit den Maschinen- und Kesselräumen birgt. Als be-
sonders glückliche Lösungen erscheinen die große Ein-
gangshalle des Hotels und die für mehr als 100 Personen
ausreichende Wartehalle des Badehauses. Trotz der
strengen Formgebung ist eine festlich-vornehme Wirkung
erreicht durch Verwendung verschiedenfarbigen Marmors,
dessen Wirkung an den Pi lästern durch Reliefs und
Mosaik-Einlagen gesteigert ist. Auch die Möbel-Aus-
stattung der Restaurations-Räume, der Wohn- und Schlaf-
zimmer ist von den Architekten in gediegenen, eleganten
Formen liebevoll durchgeführt. Die Ausführung erfolgte
zum größten Teil durch die Hofmöbelfabrik Ludwig
Alter—Darmstadt, von deren eminenten Leistungsfähig-
keit die auserlesenen Prunkräume Professor Albin Müllers
auf der Darmstädter Ausstellung neuerdings Zeugnis
geben. Diese Räume sind in dem September-Heft der
»Deutschen Kunst und Dekoration« veröffentlicht. t.
 
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