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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Schulze, Otto: Preis-Ausschreiben und Preis-Richter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0298

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280

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKTEN A. KARST UND H. FANGHÄNEL—CASSEL. Damen-Konversations- und Schreibzimmer.

Sehr einer-Arbeiten: P. Quidde—Hannover.

PREIS-AUSSCHREIBEN UND PREIS-RICHTER.

Trotz aller Dämme und Wehre, die wiederholt der
großen Flut von Preisausschreiben entgegenzustellen
versucht wurde, ist noch keinerlei Abnahme von solchen
zu verspüren. Nach wie vor füllen sie die Spalten der
angesehensten Zeitschriften; in vielen von diesen sind
sie zu einem ständigen Berichterstattungsstoff mit ge-
wissenhaft geführtem Register der Fälligkeits-Termine
geworden. Kleine Aufgaben von durchaus lokaler Be-
deutung: Schulen, Gemeindehäuser, Feuerwachen und
sonstige Gebäude des öffentlichen Wohls wechseln mit
Aufgaben, die ein ganzes Land, ein Volk, ja, auch
wohl die ganze Welt interessieren: Parlaments- und
Gerichtsgebäude, Völkerdenkmäler, Hafenanlagen, Krema-
torien, Friedhöfe, Parkanlagen, ganzen Geländeauftei-
lungen, Stadterweiterungen, Kirchen — und was sonst
alles das gewaltige, flutende Leben fordert. Baukunst
und Bauwissenschaft sind hier ständig in Anspruch ge-
nommene Gestaltungskräfte. Es gibt Architekten und
Architekten-Firmen, die nur von den Ergebnissen der
Wettbewerbe leben; ihnen stehen Hilfskräfte zur Ver-
fügung, die als Perspektivzeichner und Aquarellisten
über ein fast fabelhaftes Können verfügen.

Eine Fülle anderer Aufgaben läuft nebenher:
Zimmereinrichtungen, Gartenhäuser, Beleuchtungskörper,

Flächenmuster, Goldschmuck, Brunnen, Urnen, Garten-
und Buchschmuck, und was sonst alles von der Nutz-
kunst gefordert wird. Ungezählte Kräfte stehen im
Dienste dieser dem »Wettbewerbs-Glückspiel« tagaus,
tagein zu leistenden Arbeit. Die Mehrzahl erntet Ent-
täuschung; nur wenige sind die Ausgelosten und Aus-
gewählten. Nirgends werden größere Überraschungen
gezeitigt als in den Urteilen bei diesen idealen Wett-
streiten mit den fürstlichen Preisen auf der einen, den
Massenniederlagen auf der andern Seite.

Ich glaube kaum, daß diese Wettbewerbe, von
den ähnlichen Veranstaltungen auf literarischem und
musikalischem Gebiete sei nur hinweisend Notiz ge-
nommen , sich jemals aus der Welt schaffen lassen
werden; sie sind zu einer Einrichtung geworden, die
bedeutende Werte an Geld und Arbeit, an Selbstver-
trauen, Krafterprobung und Kraftsteigerung in Umlauf
setzt. Man hat schon viel für und wider diese Art der
Messung der Kräfte gesprochen, mancherlei Auswüchse
und Mißbräuche gerügt, aber ohne wesentliche Besse-
rungen zu erzielen. Nach wie vor ist die Beteiligung
an Preisausschreiben eine geradezu erstaunlich hohe ge-
wesen nach der Wertung der Beteiligten, eine unheim-
lich große nach der Zahl der Arbeiten. Die Preise
 
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