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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 19.1908

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Pudor, Heinrich: Der Materialstil
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Littmann, Max: Das Münchner Künstler-Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.7478#0341

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INNEN-DEKORATION

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PROFESSOR MAX LIT TM ANN-MÜNCHEN.

Zuschauer- Ra um.

ein. Vom Material aber hängt es zu einem guten
Teil ab, ob der betreffende Gegenstand seinen
Zweck erfüllen kann. Die Lederimitationen be-
währen sich samt und sonders im Gebrauche nicht;
sie verstoßen also ebensosehr gegen den Materialstil
und Qualitätsstil, als gegen den Zweckstil. Ähnlich
verhält es sich mit den Blumenvasen aus schlechter
Terrakotta, die das Wasser nicht vertragen, den Porzellan-
kaffeekannen, die man weder gut anfassen, noch gut
ausgießen kann, den Waschtischen mit Holzpolitur, die
das Wasser nicht vertragen und unzähligen anderen
Gegenständen. In diesem Betrachte, den Gebrauchs-
zweck angehend, sind die praktischen Engländer und
Amerikaner uns weit voraus. Es ist dringend an der
Zeit, daß der Materialstil uns auch den Zweckstil bringt.
Ein Gegenstand ist nur dann schön, wenn er seinen
Zweck erfüllt und die GebrauchsiJee in möglichst voll-
kommener Weise verwirklicht und verlebendigt. Im
übrigen hat man sich seither, wie man sieht, von den
Prinzipien der absoluten Schönheit und des Geschmackes
zu sehr leiten lassen. Vernunft und Logik, und auf
der anderen Seite Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sind
Prinzipien, welche zuverlässiger sind und uns die
deutsche Kunstindustrie, die auf dem Weltmarkt führen
soll, in Bälde schaffen werden. —

LEIPZIG-STÖTTERITZ. DR. HEINRICH PUDOR.

DAS MÜNCHNER KÜNSTLER-THEATER.

Dine weise Beschränkung der Mittel und Steigerung
" der gegebenen zu einem Maximum des Effekts ist
das Prinzip, das bei dem von Professor Max Littmann
erbauten Münchner Künstlertheater sowohl in Bezug auf
die Architektur als auf die Bühneneinrichtung durch-
geführt wurde.

Da der Bestand des Theaters nur für eine be-
grenzte Anzahl von Jahren vorgesehen ist, und demgemäß
nur Treppenhaus und Mittelbau massiv aufgeführt, alles
übrige in Fachwerk konstruiert wurde, ließ der Architekt
die Wirkung dt r Fassade allein aus einer schlichten
architektonischen Linienführung und den durch spar-
samen Terrakottenschmuck belebten verputzten Flächen
hervorgehen. Zuschauerhaus und Bühnenhaus konnten,
da die gewohnte Oberbühne (Schnürboden) in Wegfall
kam, unter dasselbe Dach gebracht werden. Der Kassen-
flur, die Treppenhäuser und Umgänge erhielten reizvolle
Wandverkleidungen in Tcgernseer und Tiroler Marmor,
nur im Foyer fanden gemalte Wandfüllungen Verwendung.
Um auch in dem Hauptraum des Gebäudes, dem Audi-
torium, die Vortäuschung eines massiven Baues zu um-
gehen, entschied sich der Architekt zur Vertäfelung des
ganzen Raumes mit Holz. So wurden die einander paral-
lelen Seitenwände des amphitheatralisch ansteigenden Zu-

190H. x. 4.
 
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