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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Schulze, Otto: Fussboden, Wand und Decke
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0042

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INN EN-DEKORATION

FUSSBODEN, WAND UND DECKE.

Die neueren Ausstellungen in Darmstadt, München
und Wien geben mir einen besonderen Anlaß, auf
dieses alte und so überaus wichtige Thema vom harmo-
nischen Dreiklange des Raumes zurückzukommen. Keine
dieser drei Raumbegrenzungen, die ganz aufeinander an-
gewiesen sind, kann unabhängig von einer der beiden
andern bestehen oder gedacht werden. Keine von ihnen
kann bevorzugt oder zurückgesetzt werden auf Kosten
der beiden andern. Dieselbe große Rolle, die sie zur
Bildung des Raumes an sich zu spielen haben, haben
sie auch in der Raumdekoration zu vertreten. Umfaßt der
Dreiklang Fußboden, Wand und Decke die Raumbildung
der Begrenzung nach schlechthin, so auch die Raum-
stimmung, weil alles, was den Raum füllt und aufnimmt,
darin in verwandten Rhythmen und Melodien mitzu-
klingen hat. Sonach spielen für uns dem Wesen der
»Innendekoration« nach nur die dem Raum zugekehrten
Seiten der Raumumschließung eine Rolle, und zwar in
jenem Zustande, der die gröblichsten Spuren der rein
bautechnischen Materialbezwingung bereits verwischt hat.
— Wir finden zum mindesten gedielten Fußboden, glatt
verputzte Wände und Decke, häufig auch eine nach

neuerer Art gezogene leichtere Stuckdecke vor. Das
andere bleibt dem sogenannten Raumkünstler zu tun
vorbehalten. Er findet also im wesentlichen nur das rohe
Raumgebilde vor, das ihm groß oder klein, hoch oder
niedrig, hell oder dunkel erscheint, nebenbei formal
quadratisch oder gestreckt rechteckig wirkt. Auf diese
Raumleere hat sich also seine künstlerische Arbeit zu
erstrecken, wenn eine Raumeinheit, eine Raumharmonie
darin erwachsen soll.

Die früher so häufig mit der Raumerscheinung in
Vergleich gestellte »ausgeklebte Kiste« spukt noch immer
in der modernen Raumkunst nach; heute mehr denn je,
sie war in Darmstadt, wie auch in München und Wien zu
finden. Die gröbsten Fehler, und selbst anerkannt große
Künstler haben sie sich erst noch letzthin geleistet,
unterlaufen in mit Platten, Mosaiken und mit gemustertem
Linoleum belegten Fußböden, dadurch, daß falsche Linien-
führung und springend gereihte helle und dunkle Flecke
perspektivische Wirkungen erzeugen, d. h. eine körper-
hafte Schattierung hervorrufen, die das Beschreiten solcher
Flachen unsicher machen. In Teppichen wird des weitern
immer noch der alte Fehler gemacht, daß sie zum
 
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