Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Ausbau der Dachgeschosse für Wohnzwecke
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0082

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT GEORG METZENDORF— BENSHEIM.

Wohnraum im Obergeschoß des Arbeilerhausrs.

AUSBAU DER DACHGESCHOSSE FÜR WOHNZWECKE.

Dei einer Unterhaltung über Dachbildungen fielen mir
Irr gegenüber die prophetischen Worte: »Sie werden
sehen, wenn die Luftschiffahrt so weiter betrieben und
noch größere Erfolge erzielt haben wird, dann werden
baupolizeiliche oder reichsinstanzliche Vorschriften er-
lassen werden, nach welchen künftig in allen Städten
Neubauten nur noch mit flachen Dächern versehen
werden dürfen«. Doch trösten wir uns, so umwälzende
und einschneidende Erfindungen bereiten sich langer
Hand vor, so daß man gegebenen Falls doch nicht
so ganz unvorbereitet dastehen wird.

Fürs erste scheint mir unser deutsches Dach,
dieses bedeutsame Motiv in unserer Architektur und in
unsern Straßenbildern noch nicht gefährdet zu sein,
wenigstens nicht ernstlich, wenn es auch in den Groß-
städten etwas an Ansehen eingebüßt hat. Mir scheint
fast, daß es sich außerhalb der Großstädte wieder mehr
denn je zur Geltung brächte, daß die Architekten seiner,
das so wandlungsfähig, so ausdrucksvoll und von be-
sonderer künstlerischer Tendenz für den deutschen
Hausbau ist, sich zur Zeit sehr liebevoll annähmen.
Und daß für gewöhnlich nicht nur bei Wohnhaus-
bauten; man versucht auch bei großen öffentlichen
Bauten das deutsche Dach und den deutschen Giebel
wieder dominierend in Erscheinung treten zu lassen.

In vielen Fällen, namentlich bei kleineren und mittleren
Gebäuden macht tatsächlich das Dach erst das Haus.
Es bildet den natürlichen Abschluß, während oft
das flache Dach, das in der Gesamterscheinung gar
nicht sichtbar ist, das Gefühl hinterläßt, auf das Ge-
bäude hätten noch verschiedene Stockwerke aufgesetzt
werden können. Das gestaltete Dach, wie Sattel, »Walm«
oder Mansardendach setzen dem Hause einen natür-
lichen Abschluß, der im Fassadenbilde eine architek-
tonische Lösung verlangt. Aber das Dach soll nicht
nur darauf hin, das heißt aus Schönheitsgründen für
das Ansehen gemacht werden, sondern aus Nützlich-
keitsgründen, die sowohl unsern klimatischen Verhält-
nissen wie auch wirtschaftlichen Erwägungen Rechnung
tragen. Häufig wird die Gestaltung des Daches und
damit der Ausbau des Dachgeschosses sehr vernach-
lässigt. Die hier sich ergebenden Räume, meist nur
Verschläge im Speicherraum, sind Zugaben an die Be-
wohner der andern Stockwerke. Hier schlafen Dienst-
mädchen, werden aus der Hand gestellte Sachen auf-
bewahrt; auf dem sonst verbleibenden Teil wird Wäsche
getrocknet; man legt daher auch selbst die Waschküche
in das Dachgeschoß. Für wirkliches Wohnen, wenigstens
in Mietshäusern, werden die Dachgeschoßräume selten
ausgebaut und hergerichtet, während man dagegen beim
 
Annotationen