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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Lang-Danoli, Hugo: Das Märkische Museum in Berlin: erbaut von Geh. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0135

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XX. JAHRGANG.

DARMSTADT.

APRIL 1909.

DAS MÄRKISCHE MUSEUM IN BERLIN.

Erbaut von Geh. Stadtbaurat Ludwig Hoffmann.

Das beschleunigte Entwicklungstempo unserer
Zeit, das rasche Vordringen einzelner Strö-
mungen und Zurückbleiben anderer und das
dadurch bedingte Hervortreten und Absondern
konträrer Richtungen hat zu mancherlei Zwiespalt
auf verschiedenen Gebieten geführt und auch in un-
serem Kunstgewerbe begreiflicherweise eine gewisse
Spannung gezeitigt zwischen den fortschrittlichen
und den konservativen, ja reaktionären Gruppen.

In siegesmutiger Entdeckerfreude werfen die
Extrem-Fortschrittlichen alle überkommene Form
über Bord und wenden ihre ganze Aufmerksamkeit
dem mit neuer Liebe zu erforschenden Materiale
zu; in stolzem Bewußtsein ihres Könnens pochen
die Konservativen auf den gewaltigen Schatz alt-
ererbten Formenreichtums. In diesem Zwiespalt
der Anschauungen ein vermittelndes Wort zu
finden, ist nicht gar so schwer. Einerseits muß
erkannt werden, daß das Material auch in der an-
gewandten Kunst stets nur als dienendes Medium
seine Verklärung findet, daß ferner absolut Neues
niemals geschaffen wird, sondern alles periodisch
in differenzierterer Form und den neuen Beding-
ungen angepaßt wiederkehrt, daß ein Rassepferd
umso edler ist, je mehr edle Eigenschaften seines
Geblüts es in sich vereinigt, und ein Kunstwerk

umso größer, je mehr Werte früherer Kunst in ihm
vereinigt und zu gesteigerter Wirkung gebracht
sind. Auf der anderen Seite aber sollte allmählich
zur gefühlsmäßigen Erfahrung werden: nicht auf
die Kenntnis der äußeren Formen, sondern auf
das darin sich äußernde Wesen früherer Epochen
kommt es an; ein Kopieren und kunsthistorisches
Sichvertiefen kann leicht zu einem Spiel mit toten
Masken werden, und nur ein Neu-Erleben der
treibenden Kraft und der Schwingungsformen jener
Epochen wird ähnliche aber zeitgemäß modifizierte,
lebenskräftige Stilformen neuerstehen lassen.

Mit Worten läßt sich jedoch nicht leicht über-
zeugen. In dem in diesem Heft veröffentlichten
Neubau des Märkischen Museums in Berlin
aber bietet sich uns ein markantes Beispiel für den
Fall, wie sich in der Erfüllung einer gestellten
Aufgabe in unseren Tagen eine einwandfreie
Verschmelzung kunsthistorischer und neuzeitlicher
Werte durchführen läßt. Hier hat trotz der ge-
botenen Verwendung alter Stilarten — ja der
direkten Eingliederung alter Architekturstücke —
die glückliche Hand des Geh. Stadtbaurats Ludwig
Hoffm ann durch deren intensive Durchdringung
mit neuzeitlichem Geist und zweckmäßige An-
passung ein künstlerisch einheitliches und voll-

1909. IV. 1.
 
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