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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Baur, Albert: Die Zürcher Raumkunst-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0245

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XX. JAHRGANG

DARMSTADT.

JULI 1909.

DIE ZÜRCHER RAUMKUNST-AUSSTELLUNG.

Tm Großen und Ganzen hatte die Schweiz bis vor
A kurzer Zeit einen geringen Anteil an der mo-
dernen kunstgewerblichen Bewegung genommen.
■Es fehlte zwar nicht an einzelnen sehr tüchtigen
Architekten, die den Geist der neuen Raumgestal-
tung und -Ausschmückung richtig erfaßt hatten;
aber es fehlte fast ganz an eigentlichen Kunst-
gewerben und vor allem an einer wirkungsvollen
Zentralstelle, die dafür gesorgt hätte, daß sich die
einzelnen Bächlein nicht im Sande verlaufen. Es
war dies zwar nicht gerade ein Nachteil; wir sind
so in der Schweiz fast ganz vom Jugendstil ver-
schont geblieben, und wenn uns heute ein ver-
nünftigerer Stil erwächst, so geschieht das in gutem
Erdreich, das lange Zeit brach gelegen.

Diesen neuen Stil vermittelt die Kunstgewerbe-
schule Zürich, seit sie — es sind bald drei Jahre
"~~ unter der Leitung von Julius de Praetere
steht. Als überaus tätiges Institut wirkt sie nicht
nur auf ihre Schüler in Werkstätte und Hörsaal,
sondern durch Vorträge und Ausstellungen, die
die besuchtesten dieser Art in Europa geworden
Slnd, auf Leute, die in der Praxis stehen, und auf
Laien. Die erfolgreichste von allen war die erste
Zürcher Raumkunstausstellung vom Herbst

vorigen Jahres, die fünfundzwanzig von Zürcher
Architekten entworfene und von der heimischen
Industrie ausgeführte Räume aufwies.

Denkwürdig ist vor allem das Zusammenarbeiten
der doch auf die verschiedenste Weise ausgebildeten
Architekten mit der Kunstgewerbeschule. Bedingt
war es durch gleiche Grundsätze des künstlerischen
Schaffens. Allen gemeinsam schien das Streben
nach harmonischer Ruhe, nach klarer Disposition und
Konstruktion, nach vernünftigem Schmuck, der
sich nicht vordrängt und sich von jedem Natura-
lismus fern hält. Streng verpönt war das Schielen
nach der Vergangenheit und dem Ausland, das
Verwenden bäuerlicher Motive und heimatschütz-
lerischer Elemente im Sinne der Nachahmung. Und
zu den ausgeschlossenen historischen Stilen rechnete
man auch die Biedermeierei und den Jugendstil.
— So entstanden eine ganze Reihe von Innen-
räumen, die sich der Landessitte und dem Volks-
charakter trefflich anschmiegen und dem Heimat-
schutz im höhern Sinne durchaus entgegenkommen.

Einfach bürgerliches Leben will das große
Wohn- und Eßzimmer von Haller und Schindler
in sich schließen. Als einzige Ausnahme in der
Ausstellung verwendet es Elemente aus alten

1909. VII. 1.
 
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