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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 20.1909

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Lang-Danoli, Hugo: Deutsches und ausländisches Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7500#0315

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DEUTSCHES UND AUSLÄNDISCHES KUNSTGEWERBE.

Es ist recht interessant, zurzeit einen Vergleich zu
ziehen zwischen unserm deutschen Kunstgewerbe
und dem ausländischen, zumal dem Frankreichs. Ganz
besonders nachdem das Ergebnis einer bemerkenswerten
Umfrage in der »Revue« nach den Gründen des ge-
fahrlichen Stillstandes im französischen Kunstgewerbe,
— und nach Heilmitteln dagegen, — einen tiefen
Einblick gewinnen ließ in die nach dieser Richtung
allerdings ziemlich aussichtslose Lage im Ausland.

England und Frankreich haben ihre Höhepunkte
längst überschritten, sie zehren von ihrer Tradition.
Die Klein-Architektur Englands, seine Arbeiterwohnungs-
und Gartenstadt-Kultur, bieten uns allerdings noch in
vielem Vorbildliches. Das liegt aber daran, daß die
jahrhunderte-alte Wohnungskultur eine Spezialität des
Engländers ist. Die Kleinheit seines Landes spielt hierin
wohl eine Rolle, sein konservativer und selbstbewußter
Sinn, der Umstand, daß auch der einfache Bürger der
Großstädte sein zweistöckiges Häuschen besitzt usw.

Dabei muß man aber bedenken, daß die Architekten sich
zumeist auf eine Neu-Anpassung heimischer, zum Typus
gewordener Motive, — die ihrer Vernünftigkeit und Schön-
heit wegen zum Teil auch internationale Geltung erlangt
haben, — bis ins Detail beschränken. Eine wesentliche
Verarbeitung neuer Errungenschaften und neuer Mate-
rialien findet jedoch nicht statt, wie z. B. des Eisen-Betons
in Amerika. Noch schlimmer steht es in Frankreich: keine
neuen Kräfte regen sich hier, — einzig in einer kleinen
hochdifferenzierten Gruppe freier Künstler Frankreichs
glimmt ein intensives Empfinden weiter, aber an diesen
komplizierten Kunstgebilden wird das Volk in seiner Allge-
meinheit nie teil nehmen können. Deutschland dagegen
geht rapide seiner kommenden Vorherrschaftsstellung
in Europa entgegen, seine reife innere Spannkraft drängt
entschieden dazu, das ursprüngliche Spezialproblem des
Kunstgewerbes zum volkswirtschaftlichen Problem
zu erweitern, d. h. das Volk in seiner Gesamtheit
aut eine erhöhte Kulturstufe zu erheben. Das ist der

ARCHITEKT D.W.B. PAUL WÜRZLER-KLOPSCH-l.EIPZIG. HAUS SCHIELE BEI LEIPZIG-CONNEWITZ. HAUPTFASSADE.
 
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