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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Levetus, A. S.: Architekt Ernest Newton
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0025

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT ERNEST NEWTON—LONDON. KAMINWAND IM WOHNZIMMER. HAUS LUCKLEY.

ARCHITEKT ERNEST NEWTON.

Obwohl Ernest Newton auf dem Kontinente weniger
bekannt ist, als vielleicht Baillie Scott oder Voysey,
hat er nichts destoweniger in der Entwicklung der
schlichten, echt modernen Architektur in England eine
bedeutende Rolle gespielt. Von Anfang an interessierte
ihn vor allem das Problem des Wohnhauses (domestic
architecture) und zwar wandte er seine Aufmerksamkeit
fast ausschließlich jener kleinem Art des Familienhauses
zu, dessen Kosten zwischen 20 000 und 40 000 Mark
variieren; man kann wohl sagen, daß er es war, der
den ersten Schritt zur Lösung dieses Problems tat.

Newtons Verdienst ist es, daß der Besitz eines
solchen Heims nicht blos ein Vorrecht der mit Glücks-
gütern reich Gesegneten ist, sondern daß derselbe auch
mäßig Bemittelten erreichbar gemacht wurde.

Das englische Landhaus ist vielleicht mehr als das
jeder andern Nation dazu geeignet, nationale Eigen-
tümlichkeiten zum Ausdruck zu bringen, und gerade das
ist Newton stets besonders gut geglückt. Er hat er-
kannt, daß unmöglich der gleiche Baustil im Norden
von England, etwa in Yorkshire, wie auch im Süden,
zum Beispiel in Hampshire, angewendet werden kann.
Aber nicht nur die Stilart muß sich dem Charakter des
Landes anpassen, sondern auch das Baumaterial. In
einer Gegend mögen hellrote oder tief rubinrote Ziegel

sich malerisch in die Landschaft hineinfügen, in einer
andern sind es aber graue Steine, die eine schöne
Wirkung hervorbringen werden. Newton ist ein Meister
in der Berechnung der Farbenwirkung und schon darin
offenbart sich seine echt künstlerisch veranlagte Natur.
Er vertritt auch die Ansicht, daß die künstlerische Aus-
schmückung nicht eine Sache ist, welche, je nach den
Geldmitteln, willkürlich hinzugefügt oder weggelassen
werden kann, sondern daß der Künstler sich in diesem
Punkte schon von Anfang an völlig klar sein muß.
Wenn aber die aufzuwendenden Geldsummen festge-
setzt sind, wenn er die Bodenbeschaffenheit studiert hat
und die landschaftliche Umgebung, dann wird Newton
auch noch die gesellschaftliche Stellung, den persönlichen
Geschmack und alle Eigentümlichkeiten der künftigen
Bewohner auf das Gewissenhafteste in Betracht ziehen,
bevor er an die Arbeit geht. Daher kommt es auch,
daß jedes Wohnhaus, welches Newton erbaut hat, ein
»Heim« im schönsten Sinne des Wortes zu nennen ist;
es ist geschmackvoll und zweckmäßig, fest und gediegen
bis ins Kleinste und mit jedem nur denkbaren Kom-
fort ausgestattet. — Newton ist ein Baukünstler im
wahrsten Sinne des Wortes, er hat, wie Ruskin sagt,
»Bauten erstehen lassen, deren Anblick die Lust, Kraft
und Heiterkeit der Seele erhöhen«. — a. s. levetus.
 
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