Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

DOI Artikel:
Aphorismen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0058

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

41

PROFESSOR CARL SIEBEN—AACHEN. ERKER DES SPEISE-ZIMMERS. BIRKE. BEZÜGE BLAU.

APHORISMEN.

DER ZUKUNFTS-DEUTSCHE. Wir Deutzen, wir das
Volk der Denker und Dichter, haben folange nach Innen gefchaut,
find fo tief innerlich geworden, daß wir uns jetjt getroft ge Hatten
dürfen, nach Außen zu (chauen, um auch hochäußerlich zu werden.
Der tiefinnerliche, hochäußerliche Menfch ift ein Typus, den
es zu züchten nottut. Mit ihm wird es eine Luft zu leben lein.
Er wird (ich für alles interessieren, für den Sinn und die Schön-
heit der Dinge, er wird der Hellene unferer Zeit fein, er wird
Geifteskultur mit Körper-, Kleider- und Wohnkultur vereinen.
Er wird ldealift und Formalift zugleich fein, k.grae-hardenberg.

DIE MODE. Die Mode macht (ich alle Äußerungen unferes
Lebens triputpflichtig; was da geboren wird, was immer erwächft,
muß ihr zahlen, wenn es ihr beliebt. Was einkommt verwendet
(ie dazu, die Dinge und die Gedanken zu kleiden, fie ift launifch
wie ein Weib, bald beeinflußt fie die Produktion, bald läßt (ie
(ich von der Produktion beeinfluffen. k. graf h.

VON PLASTIKEN. Das ift das traurigfte Zeichen unfrer
geheimen Unkultur: daß man in zehn vornehme Wohnungen
kommen kann, ohne eine Plaftik zu finden. Die Plaftik fcheint
die Kunft zu fein für Geiftesariftokraten, Geldariftokraten be-
gnügen (ich mit Bildern. g. m.

VOM PERSER - TEPPICH. Ein fteter Streitpunkt mit
meiner prau: fie behauptet, ein echter Perfer paffe zu jeder
Einrichtung; ich fage, es ift ein bedenkliches Zeichen für unfere

Zeit, daß fie bei allem Auffchwung der modernen Innendekoration
den Perferteppich nicht zu verdrängen vermag; unferer Zeit fehlt
nicht Gefchmack, aber Gefchmackskontrolle. g. muschnek.

GEGEN DIE PALME. Makartbuketts, Kameltafchendiwans,
Tierbälge und Trophäen als Innendekoration find überwunden.
Aber immer noch herrfcht die Palme, diefes Tropenkind im
Exil, als beliebtefte dekorative Zimmerpflanze. Obwohl es gar
nichts ftörenderes gibt in unferen modernen ruhigen Räumen
als das kantige, zackige Gewirr diefes in greller Sonne, in
füdlicher Landfchaft fo charakteriftifch fchönen Gewächfes.
Aber wir tragen doch auch keinen Sioux-Eederfchmuck, und
geeignete Erfa^pflanzen find in Hülle vorhanden, lang-danoli.

HARMONIE. Plaftiken find der vornehmfte Schmuck des
Innenraums, gewiß. ]edoch nicht jede Plaftik. Was geht
nicht heute alles unter diefem Namen. Auch die kunftgewerb-
liche Plaftik muß (ich dem neuzeitlichen Raum harmonifch ein-
fügen; weder unruhige Linien noch »Rokokocharakter« u. dergl.
darf fie aufweifen, fondern eine gewiffe ftraffe Eleganz, eine
Art technifche Schönheit fordern wir von ihr. Ich wüßte
kein befferes Beifpiel als Stucks Amazone. l.-d.

DIE ECKE. Die meiden behandeln die Ecke des Raumes,
wohl beeinflußt von Kindheits-Erinnerungen, als etwas Schimpf-
liches, zu Kachierendes. Die Kunft ift, auch der Ecke ihr
Dafeinsrecht zu lallen, fie wohnlich zu geftalten. — l.-p.
 
Annotationen