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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 21.1910

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Walde, Karl: Kunstgewerbe auf der Jagd-Ausstellung - Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.11378#0466

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446

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT CESAR B. POPPOV1TS-W1EN.

EMPFANGSZIMMER IM JAGDSCHLOSS. JAGDAUSST-WIEN.

KUNSTGEWERBE AUF DER JAGD-AUSSTELLUNG-WIEN.

Die Umwälzung, die das Kunstgewerbe in den letzten
Jahrzehnten erfahren hat, zeigt sich kaum anders-
wo so deutlich wie auf dieser Ausstellung. — Wer erinnert
sich nicht noch mit Schaudern des Jagdstils von früher:
Stühle und Bänke aus Geweihen, auf denen man nicht
sitzen konnte; Kleiderständer aus Geweihspitzen, Ast-
und Baumrinden-Möbel; die Schreib- und Tischgeräte
aus Eberzahn und ähnlichem lieblichen Material; der
Interieurs, in denen ausgestopfte Tier- und Vogelbälge
an allen Ecken und Enden herumhingen. Man glaubte
den Wald auch in die Stube hineintragen zu müssen,
nahm weder Rücksicht auf den Zweck, noch auf die
Behaglichkeit des Jagdherrn. Umso erfreulicher ist es,
daß nun, wie auf allen Gebieten, auch hier die Er-
fahrungssätze des kunstgewerblichen Schaffens sozusagen
automatisch in Wirksamkeit treten und den vollen Sieg

der Bewegung bekunden......

In der Kaiserallee der Jagd-Ausstellung wurde die
Gruppe »Kunstgewerbe« untergebracht. Auf einer Fläche
von mehr als 1600 qm erhebt sich in einer selbst-
ständigen Gartenanlage der Kunstgewerbe-Pavil-
lon, dessen Fassade von Chefarchitekt Baurat Alex-
ander Decsey entworfen wurde. Die Raumgestal-
tung und Innendekoration der großen Empfangshalle
und der Ausstellungsräume, die Gesamtanlage des an-
gegliederten Jagdschlosses und der Jagdkapelle

und ihre Innengestaltung, sowie die ganze Gartenanlage
sind das Werk des Architekten Cesar Poppovits— Wien.
— Der Anblick der eigenartigen, prächtigen Halle mit
ihren schönen Portalen und Mosaikverkleidungen von
Leopold Forstner —Wien bietet schon beim Eintritt
die beruhigende Gewähr — hier ist echte Kunst zuhause.
Von der Empfangshalle zweigen die Räume der Klein-
kunst ab, in denen die nach den Entwürfen des Malers
Alfred Basel von C. Geylings Erben ausgeführten
Kunstverglasungen angebracht sind, und die eine Fülle
gediegener, größtenteils auf die Jagd bezüglicher Gegen-
stände, es sei der Bronze-Saal besonders hervorgehoben,
enthalten. Diese Räume umschließen einen kleinen
quadratförmigen Hof, mit seitlichen Arkaden, in dessen
Mitte sich der schöne Brunnen von Bildhauer Anton
Hanak, die historische Jagd darstellend, befindet.

Nach Durchschreiten der Empfangshalle gelangt man
in den stillen Schloßhof, der von dem Architekten
Cesar Poppovits eine stimmungsvolle gärtnerische Aus-
Gestaltung erhielt. (Ausführung Gartentechniker Titus
Wotzy.) Wie in eine andere Welt sind wir plötzlich
versetzt. Da liegt vor uns das reizvolle von Blumen
umsäumte Jagdschlößchen, das der verständnisvollen
Anwendung echten Materials zufolge eine höhere Wert-
schätzung verdient, als sonstige »Ausstellungs«-Bauten.
Die Innenanlage des Jagdschlosses zeigt sich als ein
 
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