Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

DOI Artikel:
Lang-Danoli, Hugo: Schönheit und Freude
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0039

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INNEN-DEKORATION

27

professor hans unger

in dresden.

dekoratives ölgemälde: »die schönheit«

■ SCHÖNHEIT UND FREUDE«.

Kunstfreudigkeit, — nicht nur Kunstverständig-
keit, — ist unsere Devise. Nur die Pflege des
Schonen, nur die von allen erfühlbare Wärme des
freudig Schaffenden verhilft dem Kunsthandwerk zum
Sieg. Alles Nüchterne, Sparsame, alles Unempfundene,
Erklügelte ist nicht nur freudlos und unwirksam, sondern
im vollsten Sinne unzweckmäßig und unangebracht
dort, wo Lust und Behagen gefordert wird. Eine einzige
schöne Form vermag dem kleinen Heim schon Inhalt
und Schwerpunkt zu geben. Eine, wenn auch beschei-
dene Fülle, ein gewisser Überfluß, ein bischen Laune
und Spiel und viel Freudigkeit der Formen, Linien
und Farben auch im einfachen Heim, — das sind die
Quellen, denen Lust und Behagen entspringen. -

p\as »Niveau« ist die Grundlage, die zuerst erreicht
werden muß. Aber dann muß es auch überschrit-
ten werden. »Anständige« Gebrauchsgegenstande,
Qualitätsware werden binnen Kurzem — mit den nötigen
Maschinen — beliebige Völker des Erdballs produzieren
können. Wir aber wollen die führende Stellung erringen.
Auch die glänzendste Qualitätsproduktion der Maschine
wird niemals die Schöpfungen des echten Kunsthand-
werks erreichen können. Das Kunsthandwerk gilt es also
mit allen Mittel zu fördern, das uns und unseren Kindern
wieder Kostbarkeiten schafft, in denen wir den Aus-
druck unseres Formempfindens, unseres Lebens-
willens und unserer Lebensfreude sehen, die uns
zu beglücken und wahrhaft zu bereichern vermögen.

T n der schönen Form, als Symbol der L u s t, liegt die
-'■wirksame Kraft. Die schöne Werkform ist
das erste Ziel des Maschinenproduktes, wie der kunst-
handwerklichen Schöpfung. Dazu kann die Maschine
knappen rhythmischen Schmuck geben, jedes spiele-
rische an Künstlerlaune gemahnende Ornament aber
wirkt an ihren Produkten, — je edler das Material, —
desto unehrlicher. Das in Handarbeit geschaffene Orna-
ment aber soll Lust geben wie sie die Natur uns bietet.
Nur das Schöne: die Blume, der Mensch, das edle
Tier und daraus abgeleitete Formen waren darum zu allen
Zeiten künstlerischer Kultur in Europa Grundmotive der
schmückenden Kunst und werden es immer bleiben. Darin
liegt auch die Begrenzung des absoluten Flächenorna-
mentes, das streng genommen nur geometrische Schnitte
durch Organismen, Kristallachsen geben kann. Darum er-
hoffen wir auch vom plastischen, vom geschnitzten,
ziselierten, gestickten, durch die Widerstände des
Materials stilisierten, nicht leichthin gepinselten und
schablonierten Ornament die Wiedergeburt, lang-danoli.

£

"T^s gibt herbe Schönheiten, die uns immer vor neue
Rätsel stellen, uns aber auch immer mit neuentdeckten
Reizen beglücken, die Geist und Herz stets angeregt hal-
ten, dadurch stärken und zu Höherem entwickeln, dreger.

£

unst kann nicht stationär sein, sie wird, in steter
*■Entwicklung, ewig fließen, wie das wunderreiche Le-
ben selbst, dessen Spiegelbild sie ist. — ed. leisching-
 
Annotationen