Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

DOI Artikel:
Schulze, Otto: Neue Arbeiten von Carl Sieben-Aachen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0096

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
84

INNEN-DEKORATION

ENTW. V. PROFESSOR CARL SIEBEN IN AACHEN SPEISEZIMMER MIT WINTERGARTEN. HAUS CASPARY

schaftskreisen die kulturelle Pionierarbeit. Das finden wir
auch durch die neueren Bauten Siebens vollauf bestätigt.
Das Landhaus Schröder—Aachen ist so recht be-
zeichnend dafür, daß gerade mit den einfachsten Mitteln,
nicht eigentlichen Architekturformen, also Flächen- und
Massengliederung, die besten Wirkungen zu erzielen sind.
Straffe Linien, gute Proportionen in den Abmessungen,
ruhige Mauer- und große Dachflächen klingen zu behag-
licher und stimmungsvoller Geschlossenheit zusammen.
Es ist eine Sommerwohnung am Waldrande in stark stei-
gendem Gelände. Das Haus ist auf die Höhe gesetzt und
mit einem Terrassengarten umgeben, der in gleicher Höhe
mit den Wohnräumen liegt. Der Garten ist rein geome-
trisch gestaltet, dagegen ist dem übrigen Gelände der
natürliche Charakter als Wiese belassen worden. Leider
ist dem Architekten für den inneren Ausbau keine so
dankenswerte Aufgabe wie bei der äußeren Gestaltung
zugefallen, weil es in der Hauptsache sich darum handelte,
dem Besitz an alten Möbeln, die von der Bauherrin ge-
sammelt worden sind, die Räume des Hauses anzupassen.

Eine umfassendere Aufgabe fiel Prof. Sieben dagegen
wieder bei der Gestaltung des Hauses N. Caspary -Trier
zu. Schon die Gartenanlage zeigt wieder eine gewisse
Großzügigkeit und mehr architektonische Betonung, die
bestätigt, wie gut es ist, wenn sich auch die Architekten
wieder mehr um den Garten kümmern. Die abgebildeten

Räume dieses Hauses: Speise-, Herren- und Toilette-
Zimmer, sind weniger prunkend als behaglich gestaltet,
es hat dabei sowohl das bewegliche wie auch eingebautes
Mobiliar Verwendung gefunden. In den weiteren Abbil-
dungen lernen wir Prof. Sieben überwiegend als bewähr-
ten Raumkünstler kennen, der darin den verschiedensten
Anforderungen Rechnung zu tragen hatte. Es bestätigt
sich immer mehr, daß der Architekt der berufenste Raum-
gestalter bleibt und daß er hierbei mit den gegebenen
Mitteln am haushälterischsten umzugehen weiß. Das so-
genannte Ausstatten und Häufen der Dinge, das zweifel-
haft intime Milieu auf Wirkung hin bleibt völlig zurück-
gestellt. Der Raumkünstler durchwärmt und beseelt den
Raum, macht ihn aber nicht unruhig und geschwätzig;
ihm bleibt die Raumstimmung stets Hintergrund und
Resonanz für die Bewohner. Aus diesem Geiste heraus
sind auch die Räume für das Haus Alo Wilden und für
das malerisch in einer Parkanlage gelegene, wie das Haus
Schröder von einem Terrassengarten umgebene Land-
haus Eisler, sowie das Stadthaus Eisler in Aachen ge-
schaffen worden. Es scheint mir müßig, solchen reifen
Schöpfungen noch ein besonderes Zeugnis mit auf den
Weg zu geben, denn gerade unsere Leser dürften die Wohn-
kultur in diesen Zimmern, in denen alles in Rhythmus und
Harmonie mitschwingt, vollauf zu würdigen wissen.
Hier ist überflüssigem Beiwerk der Boden entzogen; es
 
Annotationen