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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Eick, Hugo: "Penaten", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0109

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INN EN-DEKORATION

97

PROFESSOR JOSEF HOFFMANN. AUSF.: J. SOULEK

KAMINANLAGE MIT SPIEGEL. EMPFANGSZIMMER

»PENATEN« (SCHLUSS).

Anerkennen wir die »Penaten« als Ausdruck eines
k. lebendigen Verhältnisses des Menschen zu
«einer Wohnung, nicht aber nur als abergläubische
Spielerei, so wird uns klar, wie weit auch die häuslichste
Wohnung, das ehrwürdigste, altertümlichste Haus unserer
^•eit entfernt ist von jener Metaphysik des Raumes, die
dem Altertum lebendig war. Man muß nur die Möglich-
keit einer solchen »Religio« des Hauses geschichtlich er-
kannt haben, um zu ahnen, wie weihelos unsere Kultur-
Siedelung ist. Diese Auffassung besteht auch dann noch
zu recht, wenn wir als Rest der ursprünglichen Penaten-
Vorstellung dasjenige ansehen,

griff der Wohnlichk«

was wir unter dem Be-
reit, Häuslichkeit zusammenfassen.
Was macht ein Zimmer wohnlich? — Der Uber-
gang vom nomadischen Verhältnis zur festen Ansiedelung
wird bezeichnet durch die Berührung des Bodens mit
der Persönlichkeit, welche mit ihrer Ausstrahlung Haus
und Feld weiht: Eben diese Weihe der Persönlichen
ist es, die den tiefsten und allein haltbaren Grund des
* E i g e n t u m s « und Besitzes darstellt. Indem ich zu einem
Ding in erlebte Beziehung trete und gleichsam sein

Herz mir öffne, ergreife ich von ihm Besitz. »Wohnlich«
wird, in diesem Zusammenhang betrachtet, ein Haus
durch die Heiligung, die eine Persönlichkeit im ganzen
spezifischen »Duft« wie in den Einzelheiten seiner Ord-
nung und Gestaltung ihm aufprägt. Daher besonders die
Zeit und eine Reihe gleichartiger Geschehnisse erst die
»Pietas« und Ehrwürde einem Gebäude geben.

Denken wir an die Bilder zurück, die in frühester
Kindheit den Hintergrund unseres Lebens bildeten, und
deren vertraute Lebendigkeit später durch irgend einen
Duft, einen Eindruck wieder erweckt wird — so sind es
meist sehr wenige ästhetische, bedeutende, stilvolle Er-
scheinungen , die da auftauchen: Ein altes Sofa, eine
Treppenbiegung, ein Winkel am Fenster, eine Rumpel-
kammer. Wohnlich erscheint das Haus eben durch
eine Breite des Geschmackes, durch eine Zu-
fälligkeit und Freiheit in der Verteilung und
Wahl der Gegenstände, durch ein unbekümmertes
Gehenlassen instinktiver Bewegungen und Stellungen,
die, wenn auch durchaus nicht staubiger Dumpfheit und
Nachlässigkeit ergeben, doch bewußter »Stilreinheit« und
 
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