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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 23.1912

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Schulze, Otto: Innenräume von Gust. Dorén in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7710#0153

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XXIII. ]AHRGANG.

DARMSTADT.

APRIL 1912.

INNENRÄUME VON GUST. DÖREN IN HAMBURG.

VON DIREKTOR OTTO SCHULZE-ELBERFELD.

Die Hansastädte haben sich ziemlich lange ab-
wartend der neuen Kunstbewegung gegen-
über verhalten. Ihre alte Kultur schien trotz des
internationalisierenden Welthandels unerschütter-
lich; in den alten Patrizier-und Kaufmannshäusern
galt der Väter Hausrat für unersetzlich, und das
mustergültig geleitete Kunstgewerbe - Museum
festigte den Sinn dafür und stärkte die kulturellen
und materiellen Werte dem Ansturm des Neuen
gegenüber. Der alte englische Einschlag, der aus
den engen Handelsbeziehungen heraus naturgemäß
tief wurzelte, war ein historisches Vermächtnis,
das den Schreinern und Ausstattungsgeschäften
den Stil vorschrieb und zugleich gute Arbeit und
vollendete Technik forderte. Von der letzten
englischen Kunstinvasion war in Hamburg wenig
verblieben, Berlin und die großen Binnenstädte
erwiesen sich dafür gastlicher; erst auf Umwegen
und namentlich durch Lichtwarks Propaganda der
Tat wurde Hamburg dem modifizierten, nunmehr
als neudeutsch zurückebbenden Wohnungsstil ge-
wonnen. — An sich hat das stille Abwarten dem
Hamburger Kunstgewerbe nicht geschadet; es
konnte sich ruhig weiter entwickeln und allmählich
in die neueren Stilforderungen der Raumkunst

hineinwachsen. Mit der Zeit sind auch die ältesten
Geschäfte mitgegangen, über den historischen
Besitz hinaus Neuerwerbungen zu erstreben und
den Künstler dem Kaufmann beizugesellen. Heute
schon tritt das alte Hamburg fühlbar gegen die
sich erhebenden neuen Wohn- und Geschäftsviertel
zurück; wohltuend räumten einige größere Brände
in dem Gassengewirr auf. Es ist erfreulich, daß
an der Neugestaltung der Dinge, an der Hebung
der Kunst im Handwerk namentlich heimische
Kräfte den lebhaftesten Anteil nahmen. Wohl
kein Beruf schaltete sich dabei ganz aus, mit
seltener Zähigkeit wurden die Übergangszeiten
überwunden, und gerade die durch die neue Raum-
kunst am meisten in Mitleidenschaft gezogenen
Betriebe, wie die der Schreiner und Maler Ham-
burgs wußten sich zum Teil glänzend zu behaupten,
ja verstanden es, vereinzelt führend zu werden.
So soll hier namentlich Gust. Dören in diesem
Zusammenhange genannt werden, der seinen
Werkstätten über die Misere des Malergewerbes
hinaus eine neue Richtung und Bedeutung gab,
ihren Wirkungskreis erweiterte und beherzt die
Rolle des Ambos mit der des Hammers ver-
tauschte. Der Niedergang der ehedem blühenden

li*12. IV. 1.
 
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