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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Pallmann, Heinrich: Neuere Baukunst in Gross-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0119

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INNEN-DEKORATION

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ARCH1T. OREVE & HAMBURGER-CHARLOTTENBURG

BAR IM »BLUMENSCHLOSS« IN CHARLOTTENBURG

NEUERE RAUMKUNST IN GROSS-BERLIN

roß-Berlin ist um zwei raumkünstlerisch wertvolle
_JT Schöpfungen bereichert worden. Sie sind charakte-
ristisch für das Ziel, wohin das Kunstgewerbe unserer
Zeit steuert. — Kein prunkvoll-öder Stuckgang, wie ihn
z. B. »Picadilly« illustriert; auch nicht die zopfige Steif-
heit des absolut Logisch-Sachlichen, das uns nachgerade
zum Überdruß wurde. Temperament, Dekoration, Farben-
fröhlichkeit. Lucian Bernhard, der Meister des Plakats,
war wohl der erste, welcher das Moment farbiger Kon-
trastwirkung so frappierend bei der Innenausstattung des
Kurfürstendamm- sowie Prinzeßkafes verwandte. Eine
in ihren Bann ziehende Raumstimmung. Und nun ward
im »Blumenschloß« der Sezession und nicht weit da-
von in der Bar des »Boarding-houses« die Kon-
sequenz gezogen. — Man spürt den Einfluß der allgemeinen
Vorliebe für ostasiatisches Kunstgewerbe, wie er schon
seit der Weltausstellung St. Louis allmählich wirksam zu
werden begann, — gerade so wie zur Zeit des holländischen
Barocks, sowie der englischen Chippendale-Periode. Ein
Sehnen unserer überfeinerten, ihrer selbst ungewiß ge-
wordenen Epoche nach alter Kultur, nach dem Jungborn
der Natur. Eine Bewegung in der Tat ähnlich der des
Rokoko-Zeitalters. Auch dieses ging ja in der Auffassung
der Zeit und nach dem Sinn, den es in die Natur legte,
von dieser aus. — Ein Blick in das »Blumenschloß«

läßt uns eine Flut von Farben erschauen. Nicht grell,
sondern wohltuend wirkend. Von einem in neutral-silber-
grauem Ton gehaltenen Vestibül mit aparter Decken-
tapezierung treten wir in den C a f e-Raum. Gelblackierte
Armlehnstühle, lose orangegelbe faltige Wandstoffbehänge,
über welche zitronengelbe Glühbirnentulpen an langen
Schnüren von der Decke herabhängen. Zur rechten ein
anderes Bild. Batikbraune, lampionähnliche Seiden-
laternen (in der Form nur etwas roh) auf schwarzlackierten
gedrehten Holzständern vor dunkelgrünen Vorhängen.
Durch deren Öffnung lugt die Bar, die einen neuen
Farbenakkord erklingen läßt: gelbes Kirschbaumholz-
paneel mit grün und gelb gemusterter Wandbespannung.
Erschreckend naturalistisch übrigens da die messingnen
Standlampen mit je drei hängenden blauvioletten Lampen-
schirmen, veritablen Glockenblumenblüten. Stillebenartig,
fein. Und dazwischen der Musikpavillon in der Ecke mit
seiner dekorativ-prickelnden Anmut und stumpf-dunkel-
blauen Rabitzabdeckung. Ein lobenswertes Debüt der Ar-
chitekten Greve & Hamburg er-Charlottenburg. —
Die bereits erwähnte Bar im »Boarding-house«, nach
Entwurf von E r n s t F r i e d m an n, zeigt noch stärkere Far-
benstimmung. Neben Grill-room und einigen Logierzim-
mern das Bemerkenswerte in diesem mit erheblichem Auf-
wand ausgestattetem Hause. Hier ward die Begeisterung
 
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