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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Muthesius, Hermann: Etwas über das Form-Problem
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0336

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308

INNEN-DEKORATION

»KAISER FRIEDRICH-BAD«. KERAMISCH. WANDBRUNNEN

diese Aufgabe
außerhalb der Ar-
chitektur nicht be-
stehe. Im Gegen-
teil , man muß
völlig verallge-
meinern u. sagen,
daß die gesamte
werkzeug-bilden-
de, bauende und
konstruierendeTä-
tigkeit des Men-
schen, ja alles,
was er überhaupt
sichtbar tut und
treibt, denselben
Grundsatz im all-
gemeinen Sinne
verfolgt, wie die
Architektur im
besonderen, näm-
lich den, das
Nützliche mit
dem Schönen
zu vereinen . . .
Unser Auge ist
der ständige Kon-
trolleur dessen,
was wir sichtbar
tun, wobei wir
die Form nach
einem unserem
Gehirne einge-

AUSPÜHRUNG: 1. V1NECKY IN ZIEGELHÜTTE BEI SINN

ETWAS ÜBER DAS
FORM-PROBLEM

Nützlichkeit hat an
und für sich nichts mit
Schönheit zu tun. Bei
der Schönheit handelt es
sich um ein Problem der
Form und um nichts an-
deres, bei der Nützlichkeit
um die nackte Erfüllung
irgend eines Dienstes. Ein
schöner Gegenstand kann
allerdings auch zugleich
nützlich, ein nützlicher zu-
gleich schön sein... Festzu-
halten ist der Satz, daß die
Schönheit der Nützlichkeit
nicht im Wege zu stehen
braucht. Das Schöne mit
dem Nützlichen zu ver-
schmelzen, und zwar bis
zu einer möglichst rest-
losen Erfüllung beider
Forderungen ist, wie
bekannt, die eigentliche
Aufgabe der Architektur.
Aber es wäre ganz ver-
fehlt, anzunehmen, daß

»KAISER FRIEDRICH-BAD«. WANDBRUNNEN. AUSFÜHR.: J.V1NECKY

pflanzten Gesetze bilden,
beurteilen und handhaben.
Dieses Gesetz wirkt
selbsttätig, wir können
uns ihm nicht entziehen,
selbst wenn wir es wollten.
Auch bei den Dingen, die
in ausgesprochenem Maße
ein Bedürfnis erfüllen,
leitet das Schönheitsemp-
finden die Hand . . . Die-
selben Grundsätze verfol-
gen wir fast automatisch
bei unserer Wohnung,
bei der ein Ausschalten
der Geschmacksrücksich-
ten gar nicht denkbar wäre.
Niemand wird hier auf die
Idee verfallen, daß die
Nützlichkeit allein die ge-
staltende Tendenz sei . . .
Doch muß hier allerdings
sofort zugegeben werden,
daß diese Tendenz sich
bei verschiedenen Men-
schen in sehr verschiede-
nem Grade äußert, mit an-
deren Worten: daß die
Begabungen der Menschen
 
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