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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 24.1913

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Braungart, Richard: Vom Wesen der dekorativen Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7709#0508

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480

INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT EMIL FAHRENKAMP —DÜSSELDORF

NISCHE IM SPEISEZIMMER. MARMORKAMIN MIT RELIEF

VOM WESEN DER DEKORATIVEN KUNST

(SCHLUSS)

Das eigentliche Geheimnis der guten dekorativen
Kunst, d. h. jener, die in der dekorativen Funktion
von Anfang an eine ihrer wesentlichsten Aufgaben sieht,
ist in der Behandlung der Fläche zu suchen. Man ist sich
darüber freilich nicht zu allen Zeiten einig gewesen und
hat sogar in gewissen Perioden für das höchste Ziel der
dekorativen Malerei eine möglichst intensive Raumillusion
angesehen, also die Vortäuschung einer tatsächlichen
Tiefe, eines jenseits der Wand gelegenen Raumes. Es
kann aber gar nicht zweifelhaft sein — und Meisterwerke
aus allen Zeiten des besten Geschmacks beweisen es —,
daß das Festhalten an der Fläche als solcher eine Grund-
bedingung der Wandmalerei und auch jeder dekorativen
Tafelmalerei ist. Die Wand darf nicht durchbrochen
scheinen, was ja den architektonischen Gesetzen eines
Innenraumes direkt widerspricht, sondern das Bild soll
der Wand lediglich ihre Schwere und Starrheit nehmen,
sie leicht machen und ihr zugleich Anmut verleihen und
sie beredt machen. — Daß der konsequente Realismus

und selbstverständlich auch der Impressionismus nicht ge-
eignet waren und sind, diese Aufgabe zu lösen, dürfte
ohne weiteres klar sein. Die Kunstgattung, die allein
und in ganz besonderem Maße dazu befähigt ist, kann
nur die Stilkunst sein. Und zwar die Stilkunst im aller-
weitesten Sinne des Wortes; denn die Möglichkeiten
innerhalb dieses Gebietes sind ebenso zahlreich wie die
Aufgaben, die gelöst werden sollen. Und es wäre z. B.
unsinnig, den Begriff der Fläche so zu verstehen, als ob
jede perspektivische Wirkung, jede Plastik wie überhaupt
jeder Realismus bezw. Naturalismus an sich schon ein
Verstoß gegen den Stil des dekorativen Wandbildes
wäre. Das Entscheidende ist und bleibt, daß es dem
Künstler gelingt, seine Ausdrucksmittel dem Ganzen so
unterzuordnen, daß trotzdem als Gesamteindruck die
Flächenwirkung bleibt. Die geeignetsten Mittel, um dies
sicher und leicht zu erreichen, sind freilich jene, die der
bewußt schaffende dekorative Wille sich schon in den
ersten, zumeist noch analytischen Stadien der Arbeit
 
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