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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Breuer, Robert: Ein Herren-Haus in der Haide: erbaut von Archit. Karl Siebrecht, Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0082

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56

INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT KARL SIEBRECHT —HANNOVER

EINFAHRT ZUM HERREN-HAUS AUERMÜHLE

EIN HERREN-HAUS IN DER HAIDE

ERBAUT VON ARCHIT. KARL SIEBRECHT-HANNOVER

Zwischen Hannover und Braunschweig, mitten in der
Haide liegt die alte Auermühle. Der Geist der
Generationen schrieb dem Gehöft das Gesetz, während
die Gebäude, wie sie von den Vätern errichtet worden
waren, verfielen. Was auch immer an dem verschlafenen
Mühlteich Neues entstehen mochte, es mußte von der
Lebensart eines Geschlechtes sein, das sich in Einsamkeit
stark weiß. Unbekümmert um vergängliche Zufälle blieb
es das erdentstammte Schicksal dieser verschlagenen
Siedelung: dem unberührten Wald und der träumenden
Haide, der Melancholie der dunklen Wachholder und
dem dumpfen Rauschen machtvoller Eichen verwandt zu
sein. Jeder wilde Einbruch einer neuen Zeit wäre vom
Walde gerächt worden; so kam es, daß, als ein neuer
Besitzer in der Auermühle einzog, Einer aus der großen
Stadt, auch dieser nur ein Enkel und damit ein Pfleger
am Uberkommen zu sein vermochte. Es mußte gebaut
werden; und wenn auch anfangs nur die Schäden an dem
Vorhandenen ausgebessert wurden, so zeigte sich doch
bald, daß den berechtigten Wünschen nach Bequemlich-
keit und all jener Apparatur, deren der moderne Mensch
bedarf, nur durch das Aufstellen völlig neuer Häuser zu
entsprechen war. Die Aufgabe, die damit dem neuen
Herrn des alten Hofes wie ein Schicksal zuwuchs, war
keine leichte; es galt einen Architekten zu finden, der
allen Bedürfnissen der Gegenwart mit Umsicht und Tem-
perament zu genügen wußte, der aber zugleich ehrfürchtig

gegen das Alte sein wollte. Der neue Herr traf es gut,
daß er an den Hannoverschen Architekten Karl Siebrecht
geriet. — Karl Siebrecht hatte schon eine ganze Reihe
komfortabler Einfamilienhäuser gebaut, er hatte besonders
durch die Bahlsen-Fabrik bewiesen, daß er mit gutem
Instinkt Frieden zwischen dem Überkommenen und den
Notwendigkeiten des hellen Tages zu schließen vermag.
Einen produktiven Frieden, der das Wesentliche des Alten
entklärt, während dem Programm der Gegenwart eine
möglichst vollkommene Lösung wird. Es verstand sich
von selbst, daß Siebrecht der alten Mühle den Geist des
Gehöftes zu erhalten, daß er auch den großväterlichen
Charakter der Hauskörper, der Mauern und der Dächer
zu bewahren strebte. Eine große Hofanlage war das
eigentliche Thema, das Siebrecht aus seiner Aufgabe
herauslas. Es sollte dieser herrschaftliche Gutshof, zu
dessen Ausbau nun Geld genug zur Verfügung stand,
so etwas wie die Erfüllung eines Ideals der früher hier
Eingesessenen werden. — Das Land, auf dem dieser Hof
abgesteckt wurde, wird von drei Seiten von Wasser um-
faßt; zwar ist die Lachte nur ein kleines Flüßchen, sie
bildet aber immerhin eine Grenze, die durch einen dichten,
das Ufer begleitenden Baumbestand, besonders an der
Ostseite wirksam wird. Gegen Süden ist ein großer Park
gelagert und an der Nordostecke schiebt sich der Mühl-
teich in das Gelände. Der Teich zwingt die Landstraße,
die von Osten her über die Lachte führt, kurz hinter dem
 
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