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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Koch, Alexander: Kunst-Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0243

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216

INNEN-DEKORATION

PROFESSOR EMANUEL VON SEIDL-MÜNCHEN

KURHAUS BAD KREUZNACH. PROMENADE

KUNST-ZEITSCHRIFTEN

VON ALEXANDER KOCH

Es ist eine alte Erfahrung: Geschmacksspiegel eines
Volkes ist viel weniger die Kunst als vielmehr die
periodische Kunstliteratur, die es hervorbringt. Der
Zusammenhang ist einfach. Der Künstler produziert —
wenigstens im Idealfalle — aus eigenen Antrieben. Ist
er auch wirtschaftlich von den Abnehmern abhängig, so
wahrt er sich doch seine künstlerische Freiheit. Er
schafft nach dem eingeborenen Gesetz seiner Persönlich-
keit und hat gerade darin die einzige Bürgschaft des Er-
folges , daß er diesem Gesetze als einer heiligen Ver-
pflichtung folgt. Die Kunstzeitschriften dagegen arbeiten
im innigsten Zusammenhange mit dem Volke. Sie
sind auf das verständnisvolle Mitgehen der Leser durchaus
angewiesen. Freilich werden sie oft zu deren Führern,
vermitteln ihnen aus besserer Einsicht heraus Erkenntnisse,
die dem Laien vorher nicht geläufig waren. Aber das
Volk trägt und erhält sie, und so spiegeln sie seinen Ge-
schmack, seine Kulturstufe wesentlich genauer wieder
als die Produktion des Ateliers. Sie stehen zwischen
beiden und sind ebenso sehr Organe des Kunstwillens,
der im Volke verbreitet ist, wie des Kunstwillens, der
sich in der arbeitsreichen Stille der Ateliers auswirkt.
Dies erst gibt dem neuerdings erfolgten ungemeinen
Aufschwung des deutschen Kunstzeitschriftenwesens
seine große Bedeutung. Die Anteilnahme des deutschen

Volkes an der periodischen Kunstliteratur ist ständig im
Wachsen. Und diese Literatur hat an Qualität seit 15
Jahren eine Steigerung erfahren, die nur den günstigsten
Rückschluß auf die allgemeine Geschmacksverfeinerung
gestattet. Die Zeiten, in denen beispielsweise der »Studio«
in Deutschland als unerreichtes Muster einer vornehm
geleiteten und gut ausgestatteten Kunstzeitschrift gelten
konnte, sind endgültig vorüber. Ja, man begreift es kaum
mehr, daß er diese Rolle jemals spielen konnte, wenn
man die stattliche Anzahl hervorragender Kunstzeit-
schriften betrachtet, die Deutschland heute hervorbringt.

Ich halte es für einen großen Gewinn, daß die »Inter-
nationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik
Leipzig 1914« gerade auf dem Gebiete des Kunstzeit-
schriftenwesens eine sinnfällige, eindrucksvolle Verglei-
chungsmöglichkeit der internationalen Produktion bieten
wird. Nicht nur mit Hinblick auf das zu erwartende gute
Bestehen Deutschlands, sondern auch wegen des An-
sporns zur Behauptung des erkämpften Vorranges, wegen
der werbenden Kraft, die eine solche Vergleichung für
die einheimische Produktion besitzt. Daß dies für uns
Herausgeber, die wir unsere ganze Kraft und Liebe an
die Erarbeitung des deutschen Vorranges auf diesem Ge-
biete gewandt haben, im Vordergrunde des Interesses
steht, wird man begreiflich finden. Zumal jetzt ja auch in
 
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