Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

DOI Artikel:
Otto, Karl Heinrich: Die Zutaten der Wohnung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0255

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
228

INNEN-DEKORATION

DIE ZUTATEN DER WOHNUNG

Es geht mit der Wohnung so wie mit Kostümen und
Kochkunsterzeugnissen: sie alle können der »Zu-
taten« und »Beigaben« nicht entbehren, wenn sie dem
Beschauer, dem Benutzer und Genießer zur Freude und
zum Genuß dienen sollen. Bei der Wohnung spielen die
Zutaten eine nicht minder große Rolle, wenn sie das
bieten soll, was man gemeinhin unter Behaglichkeit,
Komfort und Schönheit mit dem Gesamtbegriff der Wohn-
lichkeit und Trautheit umschreibt. Wir wissen sehr wohl,
daß Künstlerarbeit in der Gestaltung der Wohnung allein
nicht genügt, um diesen Eindruck zu erhalten, daß viel-
mehr die persönliche Arbeit des Wohnungsinhabers hin-
zukommen muß, ich möchte sagen: die Belebung und
Beseelung der verschiedenen Räume im Sinne der ihnen
gewordenen Aufgabe. Man sieht den Unterschied so
recht zwischen einer von Menschen in Benutzung genom-
menen Wohnung und einer sogenannten Ausstellungs-
wohnung. Hier trotz der oft scheinbar höheren ästhe-
tischen Note: Kälte, Unfertiges, Wesenlosigkeit, dort,
nach dem Gebrauch, ja nach den Spuren der Zeit die
fühlbaren Zeichen von warmer Stimmung, Lebensgehalt
und Schönheitskräften. Es ist derselbe Unterschied wie
in einer Maschinenausstellung zwischen arbeitenden und

stillstehenden Maschinen. Man sieht ihre Betätigung, ihr
inneres Leben, ihre Brauchbarkeit, Nützlichkeit, ja auch
ihre bedingte Schönheit. — Es kommt da das persönliche
Moment hinzu, das die Dinge erst belebt und sie zu uns
in eine engere Beziehung bringt. Bei allen sonstigen Vor-
zügen bedingt eine, selbst von einem Künstler geschaffene
Wohnung oder auch ein einzelner Raum, daß sie Zutaten
und Beigaben erhalten, deren Wahl und Anordnung, nach
unserm persönlichen Stimmungsgehalt geregelt, den Kon-
takt bildet, um wirkliche Beziehungzu den inBenutzung
genommenen Räumen zu gewinnen. Wir kennen diese
Zutaten und Beigaben alle. Nennen wir sie Schmuck,
oder gleichbedeutend Dekoration, oder Würze, oder das
scheinbar »schöne Entbehrliche«, wir können nicht umhin,
zuzugeben, daß wir gerade durch sie uns zu Sklaven und
Dienern unserer Wohnung machen, d. h. daß wir meinen,
dieses von uns Hinzugefügte sei nun eigentlich das vom
Künstler Versäumte. Das wäre unbedingt eine irrige
Auffassung, denn das, was hier angeblich fehlte, kann
naturgemäß erst durch den Wohnungsinhaber hinein-
gebracht werden im gleichen Sinne, wie ein Kostüm erst
mit seinem Träger zu leben beginnt. Und wie wir beim
Schmuck an sich mit echten und unechten Dingen zu
 
Annotationen