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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 25.1914

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Schulze-Elberfeld, Otto: Ausbildung des Kunstgewerblers zum Praktiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.7708#0380

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350

INNEN-DEKORATION

AUSBILDUNG DES KUNSTGEWERBLERS ZUM PRAKTIKER

Ausbildungsfragen stehen heute im Vordergrunde des
i \ kunsterzieherischen Interesses; die Schule sowohl
wie das berufliche Leben werden davon berührt. Sie
sind zu brennenden Lebensfragen geworden, weil ihre
Lösung für die Ausgestaltung unseres wirtschaftlichen
und sozialen Lebens mitbestimmend ist. Denn neben der
großen Sorge, die uns die Uberfüllung der geistigen Be-
rufe bereitet, steht die nicht minder drückende Sorge,
die uns die Abneigung gegen alle körperliche Arbeit
namentlich im Bereiche der Gewerbe und Handwerke
einflößt. — Selbst die sogenannten kleinen Leute streben
danach, ihre Söhne studieren zu lassen, sie zum mindesten
in eine Beamtenstelle mit Altersversorgung hineinzu-
bringen. Wenn sich auch die Fälle mehren, daß junge
Leute mit dem Einjährigen-Berechtigungsschein sich einem
Handwerke oder dem Kunstgewerbe zuwenden, so
handelt es sich dabei doch vielfach um Meistersöhne, die
Anwartschaft auf das väterliche Geschäft haben. Sonst
kommt es selten vor, daß ein junger Mann mit jenem
Maß der Schulbildung aus innerem Drange zur eigentlich
produktiven gewerblichen Arbeit übergeht. So wollen
die Klagen nicht verstummen, daß es zum Schaden des
wirtschaftlichen Aufschwunges von Handwerk und Kunst-
gewerbe mehr denn je an ausführenden Kräften fehlt.
Ganz schlagend tritt das unter anderem jetzt hervor in-

folge der neuerdings so sehr gesteigerten Nachfrage nach
guten künstlerischen Holzschnitzereien, für welche wirk-
lich tüchtige Kräfte selbst durch große Werkstätten nicht
aufzutreiben waren. — Geht man den Gründen dieser
Erscheinungen nach, so begegnet man zu allererst der
merkwürdigen Tatsache, daß die an der Ausbildung des
handwerklichen Nachwuchses zunächst interessierten
Kreise, also die Handwerksmeister selbst, von einer
Lehrlingsausbildung vielfach nichts wissen wollen. Ge-
rade die allerbesten Werkstätten sind der Heranzucht
des Nachwuchses verschlossen. Der Verfasser, der sich
sehr um die Vermittlung guter Lehrstellen bemühte, hat
den Körperschaften des Handwerks verschiedentlich
dieserhalb dringende Vorstellungen gemacht, so daß diese
Instanzen dazu übergegangen sind, den Meistern neuer-
dings die Ausbildung tüchtiger Lehrlinge und Gehülfen
zu empfehlen, als zu ihren Berufs- und Standespflichten
gehörend. Wohlverstanden handelt es sich hierbei um
die praktische Erlernung einer Technik, eines Hand-
werks, was mit wirklichem Erfolg eben nur in einer
Werkstatt, und zwar einer gut geleiteten und zugleich
gut beschäftigten möglich ist. Das steht fest. Keine
andere Ausbildungsmöglichkeit, sei es auch in der besten
Schulwerkstätte, vermag eine gute Meisterlehre mit
ihren vielfachen Beziehungen zum Leben zu ersetzen. In
 
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