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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 26.1915

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Zum Geleit
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https://doi.org/10.11588/diglit.7711#0011

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ZUM GELEIT.

Der JUBILÄUMS-JAHRGANG der »Innen-Dekoration« liegt nun hinter uns, —
wahrlich, anders zu Ende gegangen, als wir zu seinem Beginne zu hoffen be-
rechtigt waren. In dem Geleitworte, das ich dem Januarhefte 1914 mitgab, durfte ich
mit Befriedigung einen Rückblick auf die seit 25 Jahren geleistete Kulturarbeit meiner
Kunst-Zeitschriften und Verlagswerke werfen. Ich durfte auch der Hoffnung Ausdruck
geben, daß die nächste Zukunft allen Mitarbeitern an der neuen deutschen Wohnungs-
kunst Gelegenheit zu lebendigster Betätigung bringen würde, da die Entwicklung noch
im Flusse war und jeder Tag neue fesselnde Probleme an die Schaffenden heranführte.

Das Jahr ist nun zu Ende, — und statt in den Werkstätten stehen wir auf blut-
getränkten Schlachtfeldern, statt Zirkel und Feder führen wir die Waffen! Gar manche
der Künstler, die in diesen Blättern hier seit Jahren zu Worte kamen, stehen nun Schulter
an Schulter mit den Kämpfern im Felde. Alle Gedanken sind auf den Krieg gerichtet,
viele friedliche Arbeit ist zum Stillstand gekommen.

Diese Unterbrechung des friedlichen Ringens ist sicherlich sehr beklagenswert,
um so mehr, als das Jahr 1914 für Alle recht gut eingesetzt hatte. Alle Anzeichen
deuteten darauf hin, daß auch auf unserem Gebiete dieses Jahr geschäftlich wie künst-
lerisch eine gute Entwicklung bringen würde.

Aber bei diesem einen Blicke nach den entschwundenen und vereitelten Hoff-
nungen muß es auch sein Bewenden haben! Hicht rückwärts dürfen wir sehen! Der
Zukunft gilt all unser Erwarten, unser Planen, unser Entwerfen. Sie wird unserem
Volke und jedem Einzelnen von uns große Aufgaben bringen. Dies ist unsere Gewiß-
heit und Zuversicht: Alles, was jef^t in den bangen Zeiten der Erwartung an fried-
lichen Werten und Gütern zu Grunde geht, wird stärker und schöner wieder aufblühen!

Kriege sind wie große Elementar-Ereignisse oder Unglücksfälle: Wer nur ihre
negative Seite sieht, beurteilt sie ganz gewiß falsch.

Denn aus allen wahrhaft großen Ereignissen ergibt sich für den Tüchtigen irgend-
wie und irgendwann, jenseits aller zunächst verursachten Trauer und Verluste, ein
Gewinn!

Es ist müßig, hier von dem voraussichtlichen politischen Endergebnis des Krieges
zu sprechen. Selbst wenn wir es je^t schon wüßten, würde dies nichts ändern an der
Aufgabe, die uns ohnehin gestellt ist: nämlich, daß jeder auf seinem Posten
bleibe und nach Kräften seine Pflicht tue!

Es gibt von Goethe ein tiefes Wort, das so recht aus der Seele des Deutschtums
hervorzukommen scheint. Auf die Frage, was die Pflicht jedes Einzelnen sei, antwortet
er: »Die Forderung des Tages!« Das bedeutet, daß jeder das Nächste, das
Einfachste, das Erreichbarste tun müsse. Nicht grübeln, ob man nicht an anderer
Stelle mehr tun könne, ob man dort wichtiger wäre, sondern ganz einfach tun, was
Tag und Stunde uns an Aufgaben zuschieben! S o gedeiht das Ganze wie das Einzelne
am besten!

So wollen auch wir, Leser, Mitarbeiter und Herausgeber dieser Zeitschrift, trotj
all der großen Anforderungen und Opfer, die jeder Einzelne von uns zu tragen hat,
 
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